
Lufthansakapitän Jürgen Schumacher kniet im Mittelgang des Flugzeugs. Mahmud hält ihm eine Pistole in den Nacken: "Das ist ein Revolutionstribunal. Wo warst du so lange?" "Ich musste das beschädigte Treibwerk kontrollieren." "Hast du uns verraten?" Ausweichende Antwort. Der Terrorist: "Yes or no?" Keine Antwort. Da fällt der Schuss. 82 Passagiere sehen zu, wie Schumacher vorüber fällt. Er ist tot. Gänsehaut. Man könnte eine Stecknadel fallen hören im Kuppelsaal des Dorint Hotel in Bad Brückenau . Jürgen Vietor, Copilot der "Landshut" und einer der Teilnehmer der prominenten Talkrunde zur Ausstellung 70 Jahre Bundesrepublik in Bad Brückenau schildert die dramatischen Tage rund um die Geiselnahme des Flugzeugs durch vier palästinensische Terroristen vom Oktober 1977 in der jemenitischen Hautstadt Aden, die letztlich in Mogadischu durch die Eliteeinheit GSG 9 beendet werden konnte. Die Geiseln wurden befreit.
Ich habe die Grenze aufgemacht
Harald Jäger, Oberstleutnant a.D. der damaligen DDR Grenztruppe ist ein Hauptdarsteller an einem historischen Tag deutscher Geschichte. In einer einsamen Entscheidung, nach vielfachem Kompetenzwirrwarr rund um Befehl und Gehorsam, um Treue als Staatsdiener, um Hochverrat oder Menschlichkeit, öffnete er den Schlagbaum am Grenzübergang Berlin Bornholmer Straße am 9. Oktober 1989. Angesichts hunderter Ost-Berliner, die nach dem legendären Schabowski-Satz zur Ausreise in den Westen aufbrechen. Das Publikums staunt, wie der damalige Grenzschützer die Frage nach dem Feindbild beantwortet: "Nicht die Menschen im Westen waren Feinde, wohl aber die Institutionen, Politik, Bundeswehr , Polizei , Gerichte." Jahrzehntelanges Erleben lässt sich auch nicht wie mit einem Schalter umlegen, beschreibt er das mühsame Zusammenwachsen der beiden Deutschlands am eigenen Beispiel. Längst bekennender Fan der Fußballnationalelf, gibt er einem Freund 1990, ein knappes Jahr nach dem Mauerfall , recht, der sagte: "Jetzt gewinnen die (Wessis) auch noch die Weltmeisterschaft." Sympathisch, ehrlich kommt das rüber und beschreibt doch treffend das schwierige Zusammenwachsen.
Wachoffizier in "Das Boot"
Auch Schauspieler, Synchronsprecher und Autor Martin Semmelrogge kann viel erzählen. Unangepasst wie er nun mal ist, sprengt er den vorgesehenen Ablauf. Lässig gekleidet, Grünstich in den Haaren, kommt er zu spät, lässt sich ein Bier bringen, dreht das Etikett zum Publikum. Bitburger, 0.0% Alkohol. Er provoziert halt gerne, will auch keine Fragen des sehr souveränen Moderators Herbert Schirmer, beantworten, sondern blättert in seinem Buch, bis er endlich die Stelle mit den Dreharbeiten im französischen La Rochelle findet, wo er beschreibt, wie er mit Kumpels aus der Schauspielertruppe des legendären Films "Das Boot" in deutscher Filmuniform im französischen Nachtleben nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht hat. Ihn auf seine bekannteste Rolle als 2. Wachoffizier im "Boot" zu reduzieren greift zu kurz. Hunderte Auftritte, Film, Fernsehen, Theater, Hörbücher Lesungen und Bücher.
Der Ort der Veranstaltung könnte nicht besser gewählt sein, das Datum auch nicht. Im Kuppelsaal wurden 1948 wesentliche Teile des deutschen Grundgesetzes verfasst. Der "Ellwanger Kreis" - prominentester Teilnehmer Konrad Adenauer - formulierte hier erstmals den Namen "Bundesrepublik Deutschland". Dass die kleine Arbeitsgemeinschaft der Autographensammler e.V. am 24. Mai, also genau am 70. Geburtstag der Bundesrepublik mit Original Handschriften, Exponaten, Bildern und Zitaten die Nachkriegsgeschichte abbildet, zeugt von historischem Verständnis. Vorsitzender Erhard Belz aus Sinntal, hat mit dem Haus der Deutschen Geschichte, der Bavaria Film , München und dem Deutschen Filmmuseum Frankfurt eine spannende Schau der Erinnerung zusammengestellt. Der Tabaksbeutel von Helmut Kohl gehört dazu sowie das Funkgerät aus der Filmproduktion "Das Boot".