Gräfin Carola von Luxburg wäre am vergangenen Sonntag 142 Jahre alt geworden. Zu ihren Lebzeiten, also bis 1968, brachten die Kinder von Aschach ihr an diesem Tag ein Ständchen im Schlosspark und sie revanchierte sich dafür mit Bonbons. Das musste reichen, denn etwas knausrig war die über 90-jährige feine Dame dann doch geworden und eine so große Torte für alle hätte man ja gar nicht backen können. Zudem, wer weiß ob die Bauernkinder so viel Süßes überhaupt vertragen hätten? Mit dieser Geschichte , tatsächlich genau an der Wiederkehr des Geburtstages der letzten Gräfin von Luxburg, hat Renate Kiesel die Besucher der Führung durch den Schlosspark schon auf ihrer Seite. Als sie dann tatsächlich Bonbons verteilt, wird diskutiert, wird die Welt von damals lebendig, obwohl das Graf-Luxburg-Museum selbst, wegen der Renovierung seine prominente Vergangenheit derzeit gar nicht zeigen kann. Stilecht gekleidet, wie die damals beliebte Gräfin Carola, im Kostüm, mit Hut, Täschchen und unvermeidlichem Fächer, schildert die Museumspädagogin die letzte Schlossherrin und die Erlebniswelt von damals.
Bewegte Vergangenheit und lustige Anekdoten
Natürlich kommt die Geschichte des Schlosses selbst, die Gründung der Henneberger im 13. Jahrhundert, die Zeit als Residenz der Würzburger Fürstbischöfe über 300 Jahre, später die des Industriellen Wilhelm Sattler, der 1829 eine Porzellanfabrik darin errichtete und vor allem der Grafenfamilie Luxburg ab 1873, nicht zu kurz. Über das Leben der Grafenfamilie zwischen der Rinderfarm in Argentinien und dem Schloss an der Saale wird informiert, auch die Diplomatentätigkeit der Luxburgs und ihre Sammelleidenschaft für asiatisches Porzellan ist Thema der Führung. Man schmunzelt über die Besuche des Reichskanzlers Bismarck, der bei seinen Kuraufenthalten in Bad Kissingen gerne nach Aschach zum "Schoppentrinken" und dann und wann auch zum Mittagsschlaf kam. Heiterkeit löst auch die Geschichte von der zeitweiligen Besetzung durch die Amerikaner nach dem Krieg aus, als die GIs aus Langeweile mit ihren Gewehren Zielübungen auf die Flaschen des reichlich mit edelsten Tropfen gefüllten Weinkellers des Grafen veranstalteten, oder Lagerfeuer auf dem Parkettboden im Salon anzündeten. Schließlich berichtet Renate Kiesel, dass das Schloss nach dem Abzug der Amerikaner wieder als Museum eingerichtet wurde, mit der Besonderheit, dass die Besitzerin in den Sommermonaten noch darin wohnte und dass die kinderlos gebliebenen letzten Eigentümer Karl und Carola Luxburg, das gesamte Schloss 1955, samt Inventar und der einzigartigen ostasiatischen Porzellansammlung dem Bezirk Unterfranken schenkten, dessen Regierungspräsident Karl Luxburg 33 Jahre gewesen war.
Eröffnung nach Neukonzeption in 2020
Nachdem das Graf-Luxburg-Museum wegen Renovierung und Neukonzeption der Dauerausstellung erst im nächsten Jahr wieder besichtigt werden kann, (Volkskunde- und Schulmuseum sind weiterhin geöffnet), steht der englische Landschaftspark mit dem wertvollen Baumbestand - große Mode damals bei Geld- und echtem Adel - im Mittelpunkt der Führung. Renate Kiesel führt zu den Besonderheiten des idyllischen Gartens, der Blicke in die Vorrhön und ins Saaletal ermöglicht, beschreibt das Försterhaus, das zum Schulmuseum wurde und die barocke Zehntscheune, die jetzt dörfliches Leben im Volkskundemuseum beschreibt und freut sich auf die Neueröffnung des Graf-Luxburg-Museums zu Saisonbeginn 2020.