Das Herbstkonzert "Vielschreiber" des Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau (BKO) findet am Samstag, 22. September, 19.30 Uhr, im König Ludwig I.-Saal des Staatsbades statt. Als Solistin gastiert die Blockflöten-Virtuosin Dorothee Oberlinger.
Das Klischee hält sich hartnäckig: Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel sind die größten Komponisten der Barockzeit. Bachs Musik ist komplex und perfekt, Händel klingt virtuos und prächtig. Im direkten Vergleich ziehen Antonio Vivaldi und vor allem Georg Philipp Telemann meist den Kürzeren. Zum Beispiel Theodor W. Adorno schrieb von der "unermesslichen qualitativen Differenz" zwischen Bach und Telemann und knüpfte damit an das 19. Jahrhundert an, in dem Telemann einen ziemlich miesen Ruf hatte. Er wurde als "ein Talent der flachsten Art" und "Vielschreiber" diffamiert, der nur "Fabrikware" abgeliefert habe. Dem Venezianer Vivaldi wird zwar Temperament attestiert und hoch angerechnet, das Solokonzert als eine der Hauptformen des Hochbarock etabliert zu haben, aber der Einfluss der beiden immens produktiven Komponisten auf das europäische Musikleben im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts wird im Allgemeinen unterschätzt.
Maßstabsetzende Barock-Interpretin
Dieses schiefe Bild möchte beim Herbstkonzert "Vielschreiber" des Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau (BKO) die weltweit gefeierte Blockflöten-Virtuosin Dorothee Oberlinger zurecht rücken. Sie ist eine maßstabsetzende Barock-Interpretin, die 2016 zur Telemann-Botschafterin des Netzwerks der Telemann-Städte ernannt wurde.
1969 in Aachen geboren, studierte Dorothee Oberlinger Blockflöte in Köln, Amsterdam und Mailand. Als Instrumentalistin des Jahres wurde sie 2008 mit dem renommierten Musikpreis "Echo Klassik" für ihre CD "Italian Sonatas" ausgezeichnet. Sie ist regelmäßig zu Gast bei großen Festivals und Konzertreihen in ganz Europa, Amerika und Asien und spielt als Solistin mit dem von ihr 2002 gegründeten "Ensemble 1700" sowie mit renommierten Barockensembles und Orchestern wie den Sonatori de la Gioiosa Marca, der Musica Antiqua Köln, der Akademie für Alte Musik Berlin, dem London Baroque, der Academy of Ancient Music oder dem Ensemble Zefiro. Neben ihrer intensiven Beschäftigung mit der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts widmet sie sich immer wieder auch der zeitgenössischen Musik: So wirkte sie an der jüngsten CD "Touch" des Schweizer Pop-Duos " Yello " mit. Seit 2009 ist sie Intendantin der Arolser Barockfestspiele und seit 2004 Professorin an der Universität Mozarteum Salzburg wo sie das dortige Institut für Alte Musik leitet.
Hohe Sopranino- bis zur tiefsten Basso-Tonlage
Mit dem BKO spielt Dorothee Oberlinger ein spannendes Programm, in dem Blockflöten von der ganz hohen Sopranino- bis zur tiefsten Basso-Tonlage zum Einsatz kommen. Neben Werken barocker Komponisten Vivaldi und Telemann erklingt quasi als Einstimmung auf den Abend eine noch ältere Musik aus "Il primo libro de balli" von Giorgio Mainerio und außerdem das Konzert für Blockflöte , Streicher und Cembalo "Omaggio à Vivaldi" des deutschen zeitgenössischen Komponisten Enjott Schneider. Dieser ist seit 2013 Präsident des Deutschen Komponistenverbandes und machte sich einen Namen vor allem als Autor von Filmmusiken.
Karten
Eintrittskarten für das Herbstkonzert "Vielschreiber", mit dem das BKO in die letzte Konzertsaison unter der Leitung seines jetzigen Chefdirigenten Johannes Moesus startet, sind in der Geschäftsstelle des BKO erhältlich: Tel.: 09741/93890 oder www.kammerorchester.de.