
Tief Luft holen. Die Lippen ans Mundstück pressen. Konzentrieren. Und dann mit Druck ausblasen, um den Pfeil im Idealfall in die „10“ zu bringen. Um die 40 Blasrohrschützen sind in die Oerlenbacher Heglerhalle gekommen, zum letzten Wettkampftag dieser Premieren-Saison.
Blasrohrschießen liegt im Trend und ist ein Freizeitsport, den Jung und Alt gemeinsam im Team ausüben können. „Blasrohr verbindet alle Altersklassen. Geschossen werden darf bereits ab sieben Jahren, weil das herkömmliche Waffenrecht hier nicht angewendet werden muss“, weiß Burkhard Voll.
Als damaliger Vereinssportleiter beim SV Reiterswiesen hat der 64-Jährige das Blasrohrschießen für Kinder vor einigen Jahren salonfähig und damit gute Erfahrungen gemacht. „Am Anfang haben viele Traditionalisten gesagt, das hätte mit Schießen nichts zu tun. Aber in anderen Regionen wird das schon im großen Stil betrieben. Daher war die Idee, auch im Gau Rhön-Saale eine Wettkampf-Runde einzuführen. Das hat von Anfang an reibungslos geklappt, weil die Vereine das sofort unterstützt haben“, sagt der Gausportleiter.

Während die Teilnehmerzahlen in anderen Disziplinen zum Teil stark rückläufig sind, nahmen an den Gaumeisterschaften im Januar gleich 64 Blasrohrschützen teil. Eine weitere Steigerung wird am 9. Juni erwartet beim bezirksweit ausgeschriebenen 3D-Outdoor-Turnier auf dem Schützengelände in Reiterswiesen. „Das hat sich zu einem richtig schönen Freizeitsport entwickelt“, sagt Burkhard Voll, der in Oerlenbach via Laptop die Ergebnisse einpflegt.

An diesem Sonntag können in der Heglerhalle bis zu 15 Schützen gleichzeitig antreten. Der Tagessieg geht mit 1666 Ringen erstmals an die Lokalmatadoren vom SV Eltingshausen, die den SV Maßbach (1653) und SV Wermerichshausen (1645) auf die Plätze verweisen. „Wir haben uns von Wettkampf zu Wettkampf steigern können“, freut sich Jürgen Reith vom ausrichtenden Schützenverein , der als Siebter der Einzelwertung, mit einem Schnitt von 542 Ringen, zu den Top-Schützen im Gau gehört. Etwa zehn Personen greifen beim SV Eltingshausen zum Blasrohr.

Jedes Gesamtergebnis wird addiert, woraus sich nun die Abschluss-Tabelle ergibt: Der SV Wermerichshausen ist der erste Blasrohr-Gaumeister mit einer Gesamtringzahl von 11.344. Auf den Plätzen folgen der SV Maßbach (11.287), SV Eltingshausen (11.093), SV Elfershausen (10.917), SV Nüdlingen (10.863), SV Reiterswiesen 1 (10.572), SV Premich 2 (10.336), SV Premich 1 (10.085) und der SV Reiterswiesen 2 (9471). Die Auszeichnung für den besten Einzel-Schützen geht an Thomas Ahlswede vom SV Nüdlingen mit einem Wettkampf-Durchschnitt von 559,50. Die beste Teilnehmerin war Jessica Eck vom SV Elfershausen (547,40) als Gesamt-Fünfte. Insgesamt kamen 66 Blasrohr-Schützen im Rundenverlauf zum Einsatz.

Jeder Schütze hat 60 Pfeile zur Verfügung, die aus einer Entfernung von sieben Metern abgefeuert werden. Geschossen wird in sogenannten 6er Rotten. Das heißt, in Serien mit je sechs Pfeilen auf die sechs kleinen Zielscheiben pro Papier-Auflage. Maximal 600 Ringe sind pro Schützen möglich. Die Mindestring-Zahl ist eine „6“. Pro Rotte gibt es ein Zeitlimit von 180 Sekunden, was über eine rückwärts laufende große Stoppuhr angezeigt wird.

Für die Premieren-Saison im Blasrohrschießen hatten sich sieben Vereine mit neun Mannschaften angemeldet, woraus sich sieben Wettkampftage ergaben. Maximal fünf Schützen kann ein Verein pro Wettkampf stellen, wobei immer nur die drei Besten gewertet werden. Der Erlös aus dem Speisen- und Getränkeverkauf bleibt beim ausrichtenden Verein.

Blasrohrschießen ist ein erschwinglicher Sport. Während zum Beispiel für ein ordentliches Luftgewehr samt Ausrüstung einige tausend Euro investiert werden müssen, schlägt ein ordentliches Blasrohr mit gerade mal 100 bis 150 Euro zu Buche, ein Pfeile-Set ist gewöhnlich dabei. Das Blasrohr besteht aus einem langen, gleichmäßigen und geraden Rohr. Das Gewicht kann jeder frei wählen. Am Ende setzt man ein Mundstück aus Plastik auf, durch das die Lungenluft gestoßen wird. Die Pfeile bestehen aus Metall-, Carbon- oder Holzschäften mit einer Spitze und sind am anderen Ende mit einem Kunststoff-Konus versehen.

Eingekauft wird gewöhnlich im Online-Handel. Eine erstaunliche Länge von ca. einem Meter besitzen diese Sportgeräte, und erstaunlich kreativ sind manche Benutzer, die sich Halte-Vorrichtungen oder Pfeile-Köcher gebaut haben. Für die Reinigung genügt ein Schwamm. Sobald man eine Kerze auspusten kann, hat man alle Grundvoraussetzungen erfüllt, um die leicht zu erlernende Sportart auszuführen.

