Bad Brückenau
Blasmusik und klassische Musik vereint
Zu ihrem 50-jährigen Bestehen spielten die Georgi-Bläser zum ersten mal mit dem Bayerischen Kammerorchester Bad Brückenau im König-Ludwig-I.-Saal.
Es war ein Geburtstagsgeschenk, wie es ein Musikverein nicht alle Tage bekommt: Natürlich hatten die Brückenauer Georgi-Bläser schon mehrfach mit dem Bayerischen Kammerorchester Bad Brückenau (BKO) zusammen gespielt, wie zum Beispiel bei den Open-Airs im Park. Aber noch nie gleichzeitig und gemeinsam auf einer Bühne. Das wurde jetzt möglich, zur Feier des 50-jährigen Bestehens des Blasmusikvereins, mit einer doppelten Premiere: Die Georgis musizierten das erste Mal gemeinsam mit dem BKO auf einer Bühne, und das zu ersten Mal im König-Ludwig-I.-Saal im Kursaalgebäude des Staatsbades. Auch damit ging ein langgehegter Wunsch in Erfüllung.
Das war aus publikumstaktischen Gründen ein geschickter Schachzug. Denn so erreichte man zwei Gruppen auf einmal: Die Fans der Blasmusik und die Freunde der klassischen Musik. Das sind zwei Gruppen, die sich im Allgemeinen eher aus dem Weg gehen. Unter Klassikfreunden gilt die Blasmusik gerne als zu einfach, zu wenig ernst, und die Blasmusikanhänger finden die klassische Musik gerne langweilig oder unverständlich. Dass das Vorurteile sein können, machte dieses Konzert in bester Manier deutlich. Und wenn die Grenze zwischen den beiden Seiten dadurch etwas durchlässiger geworden ist, dann hat sich auch deshalb der ganze Aufwand gelohnt.
Das Programm war in diesem Sinne sehr gut zusammengestellt. Zuerst präsentierten sich die Georgi-Bläser alleine dem Publikum mit eigenen Beiträgen, dann das Bayerische Kammorchester. Erst in einem dritten Teil musizierten beide gemeinsam. Das bedeutete zweimal einen umfangreichen Umbau. Aber das erwartbare Chaos blieb aus. Die logistischen Vorbereitungen waren so gut, dass jeder immer wusste, wo er zu sitzen und was er zu tun hatte. So wurde sogar eine Pause überflüssig.
Ulrich Moormann, der seit einem Jahr die Georgi-Bläser als Nachfolger von Lukas Breitenbach leitet, hatte einige repräsentative Werke aus dem Repertoire den Ensembles ausgesucht. Begonnen wurde natürlich mit einem Marsch: "Opening" von Ernst Hoffmann, pfiffig und mit viel Schwung musiziert. In deutlichem Kontrast dazu stand "Signature", ein Satz des Belgiers Jan van der Roost: Sinfonische Blasmusik, also etwas schwerere Kost, aber souverän musiziert, mit ihrem schwerer fassbaren Rhythmus, ihren Tempowechseln und solistischen Passagen der einzelnen Register. Bei "Latin Sun" lieferte sich Martina Weber mit ihrem Altsaxophon als Solistin einen anregenden Dialog mit dem Orchester, und in dem Filmmedley "A Night at the Movies" von Alan Silvestri eröffneten die tiefen Bläser weite Klangräume, in denen sich die mehr oder weniger bekannten Filmmelodien entwickeln konnten.
Es war erfreulich, mit welcher Sicherheit und Pünktlichkeit im Ansatz das Orchester musizierte. Ulrich Moormann konnte in seinem Dirigat gelassen bleiben. Man muss aber auch sagen, dass die Georgi-Bläser eine ausgezeichnete Perkussionsgruppe haben, die ein außerordentlich präzises und in dieser nicht unproblematischen Akustik auch wichtiges rhythmisches Fundament für den Dirigenten und seine Bläser lieferten.
Manuela Möller präsentierte den Nachwuchs. Da standen zwölf junge Leute an der Rampe und spielten mit großer Abgeklärtheit und ebensolchem Können "Happy" von Pharrell Williams, und das gleich zweimal: Einmal für sich selbst und einmal für das Publikum zum Mitklatschen.
Johannes Moesus, Chefdirigent des BKO, hatte ganz bewusst eine unterhaltsame, gut zugängliche Auswahl getroffen. Mit den rhythmisch und harmonisch so reizvollen "Rumänischen Volkstänzen" zeigten er und seine Leute, wie nahe Béla Bartók, den auch manche sogenannte Klassikfreunde für ungenießbar halten, an der Volksmusik und ihrem Charme sein kann. Und dann drei Tangos: Astor Piazzollas berühmte "Libertango" und "Oblivion", spannend, geheimnisvoll und hintergründig und wunderbar rhythmisiert von der Bassgruppe; sowie "Por una cabeza" ("Für einen Kopf") von Carlos Gardel - ein köstlicher Schmachtfetzen von Tango, der sich nach Wien verirrt haben musste.
Und dann ging's zur Sache. Dann wurde auf Teufel komm raus getutet und gestrichen bei den beliebten Evergreens, dem Medley " A Leroy Anderson Portrait", bei "Ain"t She Sweet" oder dem "Moment for Morricone". "Spiel mir das Lied vom Tod" gehört einfach dazu. Das funktionierte bestens.
Ulrich Moormann dirigierte durchgehend diesen Teil, weil sich die BKO-Profis natürlich besser auf einen fremden Dirigenten einstellen können. Was man sich aber manchmal von den Georgis gewünscht hätte, war, sich in ihrer verständlichen Begeisterung mitunter etwas zurückzunehmen und leiser zu spielen. Dann haben auch die Streicher eine Chance, sich nicht nur durch Bewegungen, sondern auch durch Klänge stärker bemerkbar zu machen.
Bemerkenswert, dass es bei dem Konzert auch eine Uraufführung gab: "Machu Picchu for Concert Band and String Orchestra" von Yannik Helm (*1992), einem ehemaligen Klavier- und Orgelschüler von Ulrich Moormann. Das war eine Auftragskomposition der Georgi-Bläser für ihr Geburtstagskonzert im Frühjahr, das er jetzt im den Streichersatz erweitert hatte. Ein spannendes und bildkräftiges Stück Musik, das den Zuhörer mit Windgeräuschen in die Ruinenstadt der Inkas auf einem Berg in den peruanischen Anden führt, in die allmählich das Leben mit allen seinen Spielarten und auch Härten zurückkehrt. Ein absolut lohnendes Werk, höchst phantasievoll und handwerklich ausgezeichnet gemacht. Jetzt muss Yannik Helm eigentlich nur noch den passenden Film dazu schreiben.
Das war aus publikumstaktischen Gründen ein geschickter Schachzug. Denn so erreichte man zwei Gruppen auf einmal: Die Fans der Blasmusik und die Freunde der klassischen Musik. Das sind zwei Gruppen, die sich im Allgemeinen eher aus dem Weg gehen. Unter Klassikfreunden gilt die Blasmusik gerne als zu einfach, zu wenig ernst, und die Blasmusikanhänger finden die klassische Musik gerne langweilig oder unverständlich. Dass das Vorurteile sein können, machte dieses Konzert in bester Manier deutlich. Und wenn die Grenze zwischen den beiden Seiten dadurch etwas durchlässiger geworden ist, dann hat sich auch deshalb der ganze Aufwand gelohnt.
Das Programm war in diesem Sinne sehr gut zusammengestellt. Zuerst präsentierten sich die Georgi-Bläser alleine dem Publikum mit eigenen Beiträgen, dann das Bayerische Kammorchester. Erst in einem dritten Teil musizierten beide gemeinsam. Das bedeutete zweimal einen umfangreichen Umbau. Aber das erwartbare Chaos blieb aus. Die logistischen Vorbereitungen waren so gut, dass jeder immer wusste, wo er zu sitzen und was er zu tun hatte. So wurde sogar eine Pause überflüssig.
Ulrich Moormann, der seit einem Jahr die Georgi-Bläser als Nachfolger von Lukas Breitenbach leitet, hatte einige repräsentative Werke aus dem Repertoire den Ensembles ausgesucht. Begonnen wurde natürlich mit einem Marsch: "Opening" von Ernst Hoffmann, pfiffig und mit viel Schwung musiziert. In deutlichem Kontrast dazu stand "Signature", ein Satz des Belgiers Jan van der Roost: Sinfonische Blasmusik, also etwas schwerere Kost, aber souverän musiziert, mit ihrem schwerer fassbaren Rhythmus, ihren Tempowechseln und solistischen Passagen der einzelnen Register. Bei "Latin Sun" lieferte sich Martina Weber mit ihrem Altsaxophon als Solistin einen anregenden Dialog mit dem Orchester, und in dem Filmmedley "A Night at the Movies" von Alan Silvestri eröffneten die tiefen Bläser weite Klangräume, in denen sich die mehr oder weniger bekannten Filmmelodien entwickeln konnten.
Es war erfreulich, mit welcher Sicherheit und Pünktlichkeit im Ansatz das Orchester musizierte. Ulrich Moormann konnte in seinem Dirigat gelassen bleiben. Man muss aber auch sagen, dass die Georgi-Bläser eine ausgezeichnete Perkussionsgruppe haben, die ein außerordentlich präzises und in dieser nicht unproblematischen Akustik auch wichtiges rhythmisches Fundament für den Dirigenten und seine Bläser lieferten.
Manuela Möller präsentierte den Nachwuchs. Da standen zwölf junge Leute an der Rampe und spielten mit großer Abgeklärtheit und ebensolchem Können "Happy" von Pharrell Williams, und das gleich zweimal: Einmal für sich selbst und einmal für das Publikum zum Mitklatschen.
Johannes Moesus, Chefdirigent des BKO, hatte ganz bewusst eine unterhaltsame, gut zugängliche Auswahl getroffen. Mit den rhythmisch und harmonisch so reizvollen "Rumänischen Volkstänzen" zeigten er und seine Leute, wie nahe Béla Bartók, den auch manche sogenannte Klassikfreunde für ungenießbar halten, an der Volksmusik und ihrem Charme sein kann. Und dann drei Tangos: Astor Piazzollas berühmte "Libertango" und "Oblivion", spannend, geheimnisvoll und hintergründig und wunderbar rhythmisiert von der Bassgruppe; sowie "Por una cabeza" ("Für einen Kopf") von Carlos Gardel - ein köstlicher Schmachtfetzen von Tango, der sich nach Wien verirrt haben musste.
Und dann ging's zur Sache. Dann wurde auf Teufel komm raus getutet und gestrichen bei den beliebten Evergreens, dem Medley " A Leroy Anderson Portrait", bei "Ain"t She Sweet" oder dem "Moment for Morricone". "Spiel mir das Lied vom Tod" gehört einfach dazu. Das funktionierte bestens.
Ulrich Moormann dirigierte durchgehend diesen Teil, weil sich die BKO-Profis natürlich besser auf einen fremden Dirigenten einstellen können. Was man sich aber manchmal von den Georgis gewünscht hätte, war, sich in ihrer verständlichen Begeisterung mitunter etwas zurückzunehmen und leiser zu spielen. Dann haben auch die Streicher eine Chance, sich nicht nur durch Bewegungen, sondern auch durch Klänge stärker bemerkbar zu machen.
Bemerkenswert, dass es bei dem Konzert auch eine Uraufführung gab: "Machu Picchu for Concert Band and String Orchestra" von Yannik Helm (*1992), einem ehemaligen Klavier- und Orgelschüler von Ulrich Moormann. Das war eine Auftragskomposition der Georgi-Bläser für ihr Geburtstagskonzert im Frühjahr, das er jetzt im den Streichersatz erweitert hatte. Ein spannendes und bildkräftiges Stück Musik, das den Zuhörer mit Windgeräuschen in die Ruinenstadt der Inkas auf einem Berg in den peruanischen Anden führt, in die allmählich das Leben mit allen seinen Spielarten und auch Härten zurückkehrt. Ein absolut lohnendes Werk, höchst phantasievoll und handwerklich ausgezeichnet gemacht. Jetzt muss Yannik Helm eigentlich nur noch den passenden Film dazu schreiben.
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