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Ebenhausen
Blaskapelle gerät in die Sex-Date-Falle
Die Ebenhäuser Blaskapelle ist verärgert. Der Grund: Eine luxemburgische Sex-Date-Firma buchte mehrfach hohe Summen vom Vereinskonto ab. Suchte ein Musiker Sexdates oder was war geschehen?
Die Blaskapelle Ebenhausen ist unverschuldet in eine Abo-Falle geraten. Symbolbild: Illustration: stock.adobe.com / Montage: Dagmar Klumb       -  Die Blaskapelle Ebenhausen ist unverschuldet in eine Abo-Falle geraten. Symbolbild: Illustration: stock.adobe.com / Montage: Dagmar Klumb
| Die Blaskapelle Ebenhausen ist unverschuldet in eine Abo-Falle geraten. Symbolbild: Illustration: stock.adobe.com / Montage: Dagmar Klumb
Johannes Schlereth
 |  aktualisiert: 17.08.2022 10:00 Uhr

"Sinnliche Begegnungen" und Diskretion versprechen die Internetseiten "C-Date" und "NewHoney" ihren Nutzern. Dahinter verbergen sich Sexdates. Mit Sinnlichkeit wirbt auch die Ebenhäuser Kapelle auf ihrer Internetseite. Allerdings meinen die Bläser damit eher sanfte Melodien statt sexuelle Abenteuer. Die Musiker und das luxemburgische Unternehmen hinter den Internetseiten haben derzeit miteinander zu kämpfen: Die Firma buchte mehrfach Geld vom Vereinskonto ab.

Ebenhausen: Sex-Date Unternehmen bucht Geld von Blaskapelle ab

Rechtens waren das laut Matthias Dees, dem Vorsitzenden der Kapelle, nicht. "Keiner aus dem Vorstand wüsste, dass jemand etwas in der Hinsicht gemacht hat."Sprich: Sich für Dienstleistungen dort mit dem Vereinskonto angemeldet hat "Wir waren sehr überrascht." Insgesamt zweimal habe das luxemburgische Unternehmen "Interdate SA" knapp 360 Euro vom Konto der Kapelle abgebucht. Die erste Buchung fand im Februar des vergangenen Jahres statt, die jüngste Buchung - zu der der Redaktion der Kontoauszug vorliegt - im vergangenen Monat. Wie sich die Summe zusammensetzt ist unklar. Das Jahresabo ist billiger als die abgebuchte Summe. Die anderen Angebote dagegen teurer.

Pandemie erschwerte die Aufklärung

"Wir haben es spät gemerkt", sagt Dees. "Unser Kassier kontrolliert das Konto regelmäßig. Aber: Während der Corona-Pandemie war das so oft nicht notwendig. Es gab ja keine Feste und die Buchungen für Mitgliedsbeiträge laufen ja automatisiert." Beim Jahresabschluss kam dann das böse Erwachen für den Verein.

So ging die Blaskapelle mit den Buchungen um

"Wir haben es intern im Vorstand besprochen und nicht groß publik gemacht", sagt Dees. Anschließend kontaktierten die Musiker das Kreditinstitut. "Da hieß es, dass wir das Geld nicht zurück kriegen. Wir dachten uns, "naja, ist halt dumm gelaufen"." Ein Ende der Abofalle war damit allerdings noch nicht in Sicht. Seit Dezember kontrollierte der Kassier im vierwöchigen Turnus den Kontostand.

Blaskapelle Ebenhausen: Ein Schock kommt selten allein

Im vergangenen Februar kam dann der zweite Schock für die Bläser: "Interdate SA" hatte erneut zugeschlagen. Daraufhin begann Dees und sein Vorstands-Team zu recherchieren. Im Internet entdeckten sie, dass die luxemburgische Firma bereits mehrfach mit der Abo-Falle auf sich aufmerksam gemacht hatte. "Wir haben dann herausgefunden, dass illegale Buchungen bis zu 13 Monaten zurückbuchbar sind." Bei gerechtfertigten Transaktionen liegt die Frist bei acht Wochen. "Wir haben die Bank dann noch mal darüber informiert." Letztlich erhielten die Musiker beide Beträge zurück. "Es ist gut ausgegangen", meint Dees. "Wir hatten Glück, dass es relativ große Posten waren, dadurch ist es aufgefallen."

Illegitime Abbuchungen von Sex-Date-Firma: Steckt ein Betrugssystem dahinter?

Auch wenn der Kontostand nun wieder passt - der Ärger ist noch nicht verflogen. "Man macht sich Gedanken als Verein, wo man Geld sparen kann. Und dann kommt irgendein Witzbold auf die Idee, 360 Euro abzubuchen", sagt Dees. Dass ein Vereinsmitglied sich statt mit den eigenen mit den Vereinsdaten angemeldet hat, hält er für unwahrscheinlich. An einen Zahlendreher bei den Buchungen glaubt er ebenfalls nicht. Er vermutet ein größeres Betrugssystem hinter den Abbuchungen: "Man liest so viel im Internet darüber." An die Zeitung wandte sich der Verein, um andere Verbände zu sensibilisieren.

Interdate SA: Zwielichtige Firma oder seriöses Unternehmen?

Recherchen dieser Zeitung belegen das - wieder und wieder finden sich negative Schlagzeilen zu Interdate SA: Schlagworte die in dem Zusammenhang auftauchen sind "Abo-Falle", "Internet-Abzocke", "Betrugsmasche", "Mahnung" und "Inkasso". Auf der Homepage des Portals C-Date präsentiert sich das Unternehmen dagegen seriös, wirbt sogar mit Erfolgen wie Testsiegen und Seriosität.

Sex-Date-Abokosten: Das sagt die Firma aus Luxemburg zum Vorfall

Interdate SA selbst hat die Agentur "startup communication" mit Sitz in München mit der Öffentlichkeitsarbeit betraut. Angesprochen auf den Vorfall heißt es von dort: "Interdate SA würde den Verein gerne dabei unterstützen, das Vorgehen aufzuklären." Und: "Es besteht die Möglichkeit, dass eine Person versehentlich die Vereinskontonummer hinterlegt hat oder dass jemand unter falschem Namen sowie mit falschen Rechnungsdaten eine Anmeldung sowie Abbuchung bei Interdate SA hinterlegt hat."

Musiker: "Wir müssen wachsam bleiben."

Das hält auch Dees für wahrscheinlich: "Unsere Daten stehen in Dokumenten auf der Homepage. Da kann ich mir schon erklären, dass irgendwer gemeint hat, sich der Daten zu bemächtigen und gemeint hat: Die nehme ich her für mein Jahresabo !", vermutet Dees. "Wir hatten darüber nachgedacht, ob wir unsere Kontodaten aus dem Netz nehmen. Aber: Wir wollen es unseren Mitgliedern vereinfachen. Bis dato hatten wir ja keine Probleme." Deshalb entschloss sich die Ebenhäuser Blaskapelle dazu, die Daten weiterhin im Netz zu lassen. Ob für Dees und seine Musiker die Sache damit ausgestanden ist, bezweifelt der Ebenhäuser: "Ich befürchte, dass es nicht der letzte Abbuchungsversuch war. Wir müssen wachsam bleiben."

Kritik an den Praktiken der Firma gibt es auch von der Verbraucherzentrale Bayern. Tatjana Halm, Referatsleiterin Markt und Recht, sagt: "Mein Arbeitsrechner hat den Zugang auf die Website verweigert. Ich finde es bezeichnend, wenn die Firewall das nicht zulässt." Als Folge besuchte sie die Website mit ihrem Smartphone.

"Es wird mit kostenloser Registrierung gelockt. Das ist die Dienstleistung letztlich nicht." Hinweise darauf fänden sich im Vorfeld nicht. Außerdem müssen Nutzer sehr viele persönliche Daten preisgeben, um überhaupt die Website nutzen zu können, kritisiert die Rechtsanwältin. "Von einem transparenten Angebot kann hier nicht die Rede sein." Vieles spreche dafür, dass Verbraucher in die Kostenfalle gelockt werden sollen. "Gebühren finden sich bei der Registrierung nicht. Es wird der Eindruck erweckt, dass nicht nur die Registrierung, sondern auch das Nutzen der Dienstleistung kostenlos ist."

Europäisches Verbraucherzentrum mahnt: Alles genau kontrollieren

Kritik kommt auch vom Europäischen Verbraucherzentrum Deutschland (EVZ). In Hinblick auf C-Date wenden sich die Verbraucher mit unterschiedlichen Problemen an die Stelle. "Teilweise erfahren sie erst bei der Geldabbuchung, dass sie ein teures Abonnement abgeschlossen haben. Andere wiederum schildern, dass sie widerrufen oder kündigen wollten, das aber nicht funktionierte", teilt Peter Juhani Koop, zuständig für Pressearbeit beim EVZ mit. "Angesichts der Vielzahl von Problemen raten wir Verbrauchern, unbedingt das "Kleingedruckte" zu lesen, wenn man sich bei diesem Anbieter anmeldet." Das EVZ Deutschland habe bisher nicht viele Fälle zu C-Date erhalten.

Tipps für Datingplattformen

Koop rät dazu, beim Nutzen von Dating-Plattformen einiges zu berücksichtigen. Nutzer sollten sich im Netz vorab über den Anbieter erkundigen und Erfahrungsberichte anderer Kunden einholen. Außerdem sollte der Blick zu den Kosten wandern, denn: "Manchmal ist das erste Jahr kostengünstig, das zweite schon sehr viel teurer." Nutzer sollten prüfen, ob der ausgewiesene Betrag für die gesamte Vertragslaufzeit ist oder nur der Preis pro Monat. Aufmerksamkeit sollte auch der Vertragslaufzeit gelten. In Deutschland sind maximal zwei Jahre möglich. Wichtig sind auch die Kündigungsfristen . In Deutschland sind das maximal drei Monate vor Ablauf der Vertragslaufzeit.

Bei einer Kündigung sollte die richtige E-Mail-Adresse verwendet werden. "Diese finden Sie in der Regel in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen", sagt Koop. Die Kündigungserklärung sollten Nutzer zu Beweiszwecken aufheben. Und: Wenn der Service nicht zusagt, steht Nutzern ein zweiwöchiges Widerrufsrecht zu.

Bei der Anmeldung erhalten Nutzer eine Belehrung über ihr Widerrufsrecht. Darin steht auch, an welche Adresse der Widerruf versendet werden muss. Aber: "Der Anbieter kann Wertersatz für die Zeit berechnen, in der Sie den Service genutzt haben." Es ist daher wichtig, die Widerrufserklärung zu Beweiszwecken aufzuheben.

 
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  • S. K.
    Ausgerechnet ne Blaskapelle, tss...
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  • K. F.
    ich weiß nicht, ob das überhaupt ne meldung wert ist, hab da so meine zweifel. mehr sag ich net dazu!
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  • A. H.
    Doch, und wenn auch mur als Warnung f. Andere!!!!
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  • M. S.
    finde es auch reichlich naiv wenn man nur alle paar Monate das Konto kontrolliert bzw. nach dem Vorfall "1x im Monat". Mittlerweile ist es (je nach Bank) auch möglich sich über jede Kontobewegung per Mail zeitgeich informieren zu lassen. Über Onlinebanking wäre eine ständige Kontoüberwachung auch besser und einfacher gewährleistet.

    Warum man andererseits im speziellen Fall so unnötig modern ist und eigentlich sinnloserweise seine Kontodaten auf der Website veröffentlicht erschließt sich mir nicht.

    Die Annahme, dass ein Betrugssystem oder eine Abbuchungsmasche dahintersteckt weil es sich um Dating-Plattformen oder Pornoseiten etc. handelt ist auch ziemlich weit aus ddem Fenster gelehnt.
    Nur weil der Inhalte eines Geschäftsmodells "schmuddelig" sind bedeutet es nicht, dass die Finanztransaktionen unseriös sind.

    Gerade solche Portale müssen sich sicherlich oft rechtfertigen wenn Eltern pubertierender Jugendlicher oder Ehepartner sich melden warum denn Beträge abgebucht wurden :D
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  • M. Z.
    wundert mich schon sehr, dass ein Kassier so "leichtfertig" mit den Vereinsfinanzen umgeht. Jedes Kreditinstitut ist verpflichtet, dem Kunden beim Girokonto einen Kontoauszug in regelmäßigen Abständen zuzustellen. Und das aus gutem Grund. Beim Girokonto ist das monatlich oder alle 5 - 6 Wochen, um dann deshalb z. B. falsche Lastschriften / Buchungen nach Durchsicht zu reklamieren. Wenn jemand kein Onlinebanking nutzt und darüber die Umsätze prüft, dann müssen Kontoauszüge kontrolliert werden. (Was ist daran so schwer ? Mache ich doch bei Privatgirokonto auch. )Bei Lastschriften kann man dies mind. 8 Wochen nach Abbuchung oder bei Nichtvorhandensein eines Sepa - Mandates sogar die erwähnten 13 Monate tun ! Dafür gibts Gesetze und diese Infos bekommt man normalerweise bei Nachfrage von seinem Kreditinstitut mitgeteilt. Schön wenn Mainpost über dieses Thema berichtet aber brauchts dafür soviele Zeilen grinsen
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  • K. G.
    Vielen Dank für den Hinweis. Als Kassier eines kleinen Vereins mit überwiegend älteren Vereinsmitgliedern werde ich nun doch auch die Kontoauszüge monatlich kontrollieren um solche ungerechtfertigten Buchungen sofort zurückzuholen.
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  • A. H.
    jetz erst??????????
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