Ein totes Stück Holz als Fantasie anregendes Kunstwerk wieder lebendig werden zu lassen, ist „meine Leidenschaft – als Hobby und als Lehrauftrag“. Noch bis zum 27. Dezember präsentiert der Bad Kissinger Bildhauer Norbert Klodwig (80) im Obergeschoss des Alten Rathauses in einer locker ausgestalteten Ausstellung seine kleineren „Holzobjekte“, während drei größere im Außenbereich stehen müssen. Mittwochs bis sonntags bietet der Künstler jeweils ab 14 Uhr Führungen an und erzählt gern über seine Arbeit.
Nach vier Jahrzehnten als Realschullehrer für Geschichte und Gestaltendes Werken im Emsland (Niedersachsen) zog der in der Bischofsstadt Hildesheim geborene Norbert Klodwig nach seiner Frühpensionierung im Januar 2006 zunächst nach Münnerstadt und nur wenige Jahre später nach Bad Kissingen .
Riesige Baumstämme
Hier betreibt er seitdem in der Maxstraße ein Atelier und verhilft totem Holz zu neuem Leben. „Er kam voller Ideen nach Unterfranken und wollte Bäume ausreißen. Stattdessen landete er beim Schwemmholz“, scherzte Herbert Schmidt, Vorstandsmitglied des Vereins „Lachfalten“, als Moderator bei der Eröffnung der Ausstellung, bei deren Installation die Bad Kissinger Künstlerin Romana Kochanowski den 80-Jährigen unterstützt hatte.
Tatsächlich nutzt der zierlich wirkende Klodwig für seine Bildhauerei riesige Baumstämme, aber auch kleineres abgestorbenes Gehölz und verrottete Wurzeln, die er im Wald findet oder - wie im Fall dieser Ausstellung - als Schwemmholz aus dem abgesperrten Saale-Arm an der Unteren Saale bergen konnte.
Unerwartetes entdeckt
„Spätestens wenn man seinen 80. Geburtstag hinter sich hat, wird einem doch bewusst, dass alles Leben vergänglich ist“, meinte der Künstler bei seiner Vernissage . Doch für ihn als Bildhauer ist solches Holz , das andere als wertlos betrachten mögen, keineswegs tot, sondern vermag nach einiger Bearbeitung durch seine Hände weiterzuleben. Klodwig setzt bei der Arbeit die eigene Phantasie in seine Holzobjekte um. „Ich habe immer schon gern in vielen Dingen Unerwartetes entdeckt.“
Allerdings ist „Kunst“ ein schwer zu bestimmender und schwer einzugrenzender Begriff. Selbst Klodwig spricht bei seinen Werken nicht von Kunst, sondern bewusst von „Holzobjekten“. Nur wenigen der im Alten Rathaus gezeigten hat er einen Titel oder eine Bezeichnung gegeben. Die meisten sind namenlos.
Wenn der Ausstellungsbesucher vor einem solchen Objekt steht und sich fragt „Was soll das wohl sein?“, dann hat der Künstler Klodwig seinen Gast genau dort, wo er ihn haben will: „Er soll Verborgenes entdecken.“
Keine Vorgaben
Mit anderen Worten: Der Künstler will dem Betrachter keine Vorgabe machen, bei der dieser nur die Wahl zwischen Akzeptanz oder Ablehnung hat. Nein, Klodwig fordert ihn auf, der eigenen Fantasie freien Lauf zu lassen und zu entdecken, was nur er sehen kann. So ist es möglich und wahrscheinlich, dass jeder Ausstellungsbesucher in einem Holzobjekt etwas völlig anderes für sich allein erkennt als der neben ihm Stehende. Genau diese individuelle Erfahrung ist es, weshalb Norbert Klodwig altes Holz auch als „spannend“ bezeichnet.
Die Ausstellung „Holzobjekte“ von Norbert Klodwig ist bis 27. Dezember im „KissVino“, Altes Rathaus, Marktplatz 12, 97688 Bad Kissingen, zu sehen. Öffnungszeiten: täglich 11 – 22 Uhr.
Führungen des Künstlers: mittwochs bis sonntags jeweils ab 14 Uhr.
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