Bad Bocklet
Bio ist auch bei Eiern Trend
"Woher kommt unser Essen?" - Teil 4 Eier: Immer wieder machen Skandale um Salmonellen, Dioxin, Legebatterien oder falsch deklarierte Bio-Eier die Runde.
Eine Lieblingshenne hat er nicht. Denn Frank Vogler sind alle seine Hühner wichtig. Schließlich legt nur eine gesunde Henne gute und vor allem viele Eier. "Grundvoraussetzungen dafür sind gutes Futter und ordentliche Haltungsbedingungen", weiß der Tier- und Landwirtschaftsmeister. Die Voglers in Neuwirtshaus betreiben ihren Familienbetrieb in dritter Generation und konventionell. Sie halten ihre insgesamt 50 000 Hühner teils im Freien und teils im Stall am Boden, aber mit Auslauf in einen sogenannten Wintergarten. Neun Tiere sind bei Bodenhaltung pro Quadratmeter zugelassen. "Bei uns leben jedoch nur sieben pro Quadratmeter. Denn mehr Platz pro Huhn wirkt sich positiv aus", ist der 34-Jährige überzeugt. Zudem ist auch jede Menge Aufmerksamkeit wichtig. "Wenn man in den Stall kommt, spürt man sofort, wenn etwas nicht in Ordnung ist."
Seine Hennen und Hähne im Freilauf bekommen jedoch etwas mehr Aufmerksamkeit als die anderen. Bei den weißen und braunen Hybriden handelt es sich um eine Versuchsherde des Netzwerks "Vermeidung von Federpicken und Kannibalismus", das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft initiiert wurde. Ziel ist ein besserer Tierschutz. Parallel dazu will das Netzwerk herausfinden, wie die Haltungsbedingungen an die neue, veränderte Gesetzeslage angepasst werden müssen. "Denn seit August dürfen die Schnäbel von Küken nicht mehr kupiert werden", erklärt Vogler.
Bisher wurde der Schnabel bei den kleinen Hühnchen und Hähnchen per Infrarot verödet. Im weiteren Leben des Tieres bildete sich dieser verkürzt, rund und somit ohne Spitze aus. Doch nun ist das Kupieren in Deutschland verboten, deshalb wachsen die Schnäbel der Hühner ganz natürlich und spitz. "Das stellt die Halter vor enorme Herausforderungen." Egal, ob die Hühner einfach nur im Hinterhof oder in großen Herden gehalten werden.
Der Vogler-Hof ist ein sogenannter Demonstrationsbetrieb des Netzwerks. Zehn gibt es insgesamt. In diesen wird beobachtet und analysiert, wie die Hühner mit den spitzen Schnäbeln zurechtkommen, ohne ihre Artgenossen zu malträtieren. "Es funktioniert, aber nicht nur über die Beschäftigung. Vielmehr müssen die Tiere ordentlich zu fressen bekommen", schildert Vogler seine Erfahrungen. Hühner sind Allesfresser, brauchen tierisches Eiweiß als Nahrungsbestandteil. "Deshalb ernähren sie sich auch von kleinen Tieren wie Mäuse, Frösche oder Würmer. Bekommen sie das nicht, suchen sie sich Ersatz", erklärt er. Den finden sie letztlich bei ihren Mithühnern. "Deshalb gibt es Überlegungen, dem Futter auch Tiermehl zuzusetzen."
Seine Hühner bekommen momentan jedoch rein pflanzliche Nahrung. Etwa 60 Prozent davon bauen die Voglers selbst an. Zu dem Legehennen-Betrieb gehören 155 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. Davon werden etwa 70 Hektar für den Weizenanbau und weitere 20 Hektar für den Anbau von Wintergerste verwendet, die allesamt der Hühnerfütterung dienen. "Die restlichen Bestandteile ihres Futters sind Eiweißkomponenten, Kalk und eine Vormischung", erklärt Vogler. Letztere besteht aus Mineralien, Vitaminen und Karotin-Farbstoff, der bewirkt, dass der Eidotter eine satte gelbe Färbung bekommt. Die Eiweißkomponenten bilden Soja-Schrot und Luzerne. "Gentechnikfrei", betont der Fachmann. "Das ziehen wir schon seit etwa acht bis zehn Jahren durch."
Ebenso ist er beim Einsatz von Antibiotika und Medikamenten sehr zurückhaltend. "Schließlich sind sie viel zu teuer." Zudem könne man vieles mit vorbeugenden Hilfsmitteln erreichen, beispielsweise Oregano ins Trinkwasser geben. Das wirke gegen Salmonellen, Würmer oder Koli-Bakterien.
Die Kunden honorieren das. Eier vom Vogler-Hof kann man im ganzen Landkreis kaufen, in den Supermärkten von Rewe, Edeka und Tegut beispielsweise, da dort Regionalität im Fokus steht. "Das ist nicht nur eine Werbemasche, das ist da wirklich so", so seine Erfahrung. Zwar habe der Vogler-Hof auch Anfragen von Discountern oder Kaufland gehabt, deren Angebote jedoch abgelehnt. "Wir verramschen unsere Eier nicht, sondern wollen zu vernünftigen Bedingungen produzieren und verkaufen." Der Kunde zahle gerne für Qualität, besonders bei Bio-Eiern. Jedoch werden diese mit dem Logo des Betriebs nicht in Neuwirtshaus erzeugt. Beides - öko und konventionell - in einem Unternehmen funktioniere nicht, nicht zuletzt wegen der Transparenz, die den Voglers aber sehr wichtig ist. "Deshalb bekommen wir die Bio-Eier von unseren Partnerbetrieben Krückel in Schleerieth bei Werneck und Cäsar in Essleben", erklärt Frank Vogler. Die Nachfrage ist so ungeheuer groß, dass er momentan schon mit einem dritten Bio-Erzeuger im Gespräch ist. "Der ist ebenfalls weiter weg.
Dafür gibt es einen guten Grund. Schließlich werden im Landkreis nicht mehr viele "Hühnerfarmen" betrieben. Laut der jüngsten Veröffentlichung des Landesamtes für Statistik gab es 1999 noch 609 Landwirte, die zusammen 35 731 Legehennen hielten. 2010 ist die Zahl der Halter zwar auf 229 zurückgegangen, jedoch die Anzahl der Legehennen nur auf 34 814 gesunken.
m Landkreis Bad Kissingen gibt es kaum Bio-Eiererzeuger. Schließlich arbeiten nur zehn landwirtschaftliche Betriebe nach ökologischen Prinzipien, weiß Bernhard Schwab, Fachberater im Landwirtschaftsamt. Einen der Betriebe führt Agraringenieur Mario Hümpfer in Großenbrach. Vor fünf Jahren hat er mit 200 Hühnern begonnen, inzwischen hat sich die Zahl verdreifacht. "Die Nachfrage nach Bio-Eiern ist enorm", sagt der 33-Jährige.
Denn obwohl er seine Landwirtschaft als Naturland-Betrieb im Nebenerwerb betreibt, läuft sie erfolgreich. Anfangs hat Hümpfer die Eier seiner Hühner noch über einen Partner bei Bad Neustadt vertrieben, parallel dazu aber seine Eier-Hütte in Großenbrach etabliert. Inzwischen muss er Eier von Bio-Bauern aus dem Raum Rhön-Grabfeld zukaufen, um der Nachfrage gerecht zu werden.
Doch was unterscheidet Bio-Eier von konventionell in Bodenhaltung produzierten? Da ist zunächst die Haltung anders. Hümpfers Hühner haben tagsüber stets Zugang ins Freie, können somit immer Grünfutter zu sich nehmen, außer im Winter. Aber selbst dann dürfen sie hinaus. "Es sei denn, es liegt meterhoher Schnee." Zudem haben seine Hühner mehr Platz im Stall. "Auf einem Quadratmeter dürfen maximal sechs leben." Im Freigelände sind mindestens vier Quadratmeter pro Henne vorgeschrieben.
Anders ist auch das Futter. Es besteht zu 25 Prozent aus Eiweißkomponenten, die Hümpfer als Mischung aus Soja, Sesam, Weizenkleie, Raps und Sonnenblumenkernen über eine Mühle in Gänheim bezieht. Die restliche Nahrung besteht aus Getreide und Erbsen - alles von seinen Feldern in Großenbrach und Stralsbrach. "Gut ist der Dünger, den mir die Hühner über ihren Kot liefern", sagt er.
Dennoch ist der Landwirt überzeugt, dass der hohe Anteil Grünfutter entscheidend ist. "Das macht die Qualität aus. Davon wird der Dotter gelb und schmackhaft", sagt er. Etwa 250 bis 280 Eier legt ein Huhn pro Jahr bei ihm. "Nach etwa eineinhalb Jahren wird es dann zum Suppenhuhn", so Hümpfer. Schließlich halte er keine Zwei-Nutzungshühner, die Eier und Fleisch liefern, sondern Hochleistungs-, sogenannte Hybridhühner, die auf reine Legeleistung ausgelegt sind. Und die sei nun mal nach einer gewissen Zeit erschöpft. Neue Küken holt er sich aus einem Öko-Zuchtbetrieb in der Nähe von Marburg.
Ähnlich sieht es mit der Lebensdauer der Hühner auf dem konventionellen Vogler-Hof aus. Seine etwa vier Monate alten Küken besorgt Frank Vogler momentan in Geiselwind.Etwa 13 bis 16 Monate bleiben die Hennen dann auf dem Vogler Hof aktiv. Pro Jahr legt eine etwa 340, 350 Eier. Auch ihr Dasein endet schließlich als Suppenhuhn. "Und die kleinen Eier, die Legehennen am Anfang produzieren, werden für die Nudelherstellung verwendet."
Seine Hennen und Hähne im Freilauf bekommen jedoch etwas mehr Aufmerksamkeit als die anderen. Bei den weißen und braunen Hybriden handelt es sich um eine Versuchsherde des Netzwerks "Vermeidung von Federpicken und Kannibalismus", das vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft initiiert wurde. Ziel ist ein besserer Tierschutz. Parallel dazu will das Netzwerk herausfinden, wie die Haltungsbedingungen an die neue, veränderte Gesetzeslage angepasst werden müssen. "Denn seit August dürfen die Schnäbel von Küken nicht mehr kupiert werden", erklärt Vogler.
Kupieren ist verboten
Bisher wurde der Schnabel bei den kleinen Hühnchen und Hähnchen per Infrarot verödet. Im weiteren Leben des Tieres bildete sich dieser verkürzt, rund und somit ohne Spitze aus. Doch nun ist das Kupieren in Deutschland verboten, deshalb wachsen die Schnäbel der Hühner ganz natürlich und spitz. "Das stellt die Halter vor enorme Herausforderungen." Egal, ob die Hühner einfach nur im Hinterhof oder in großen Herden gehalten werden. Der Vogler-Hof ist ein sogenannter Demonstrationsbetrieb des Netzwerks. Zehn gibt es insgesamt. In diesen wird beobachtet und analysiert, wie die Hühner mit den spitzen Schnäbeln zurechtkommen, ohne ihre Artgenossen zu malträtieren. "Es funktioniert, aber nicht nur über die Beschäftigung. Vielmehr müssen die Tiere ordentlich zu fressen bekommen", schildert Vogler seine Erfahrungen. Hühner sind Allesfresser, brauchen tierisches Eiweiß als Nahrungsbestandteil. "Deshalb ernähren sie sich auch von kleinen Tieren wie Mäuse, Frösche oder Würmer. Bekommen sie das nicht, suchen sie sich Ersatz", erklärt er. Den finden sie letztlich bei ihren Mithühnern. "Deshalb gibt es Überlegungen, dem Futter auch Tiermehl zuzusetzen."
Futter aus eigener Produktion
Seine Hühner bekommen momentan jedoch rein pflanzliche Nahrung. Etwa 60 Prozent davon bauen die Voglers selbst an. Zu dem Legehennen-Betrieb gehören 155 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. Davon werden etwa 70 Hektar für den Weizenanbau und weitere 20 Hektar für den Anbau von Wintergerste verwendet, die allesamt der Hühnerfütterung dienen. "Die restlichen Bestandteile ihres Futters sind Eiweißkomponenten, Kalk und eine Vormischung", erklärt Vogler. Letztere besteht aus Mineralien, Vitaminen und Karotin-Farbstoff, der bewirkt, dass der Eidotter eine satte gelbe Färbung bekommt. Die Eiweißkomponenten bilden Soja-Schrot und Luzerne. "Gentechnikfrei", betont der Fachmann. "Das ziehen wir schon seit etwa acht bis zehn Jahren durch." Ebenso ist er beim Einsatz von Antibiotika und Medikamenten sehr zurückhaltend. "Schließlich sind sie viel zu teuer." Zudem könne man vieles mit vorbeugenden Hilfsmitteln erreichen, beispielsweise Oregano ins Trinkwasser geben. Das wirke gegen Salmonellen, Würmer oder Koli-Bakterien.
Lieferung im ganzen Landkreis
Die Kunden honorieren das. Eier vom Vogler-Hof kann man im ganzen Landkreis kaufen, in den Supermärkten von Rewe, Edeka und Tegut beispielsweise, da dort Regionalität im Fokus steht. "Das ist nicht nur eine Werbemasche, das ist da wirklich so", so seine Erfahrung. Zwar habe der Vogler-Hof auch Anfragen von Discountern oder Kaufland gehabt, deren Angebote jedoch abgelehnt. "Wir verramschen unsere Eier nicht, sondern wollen zu vernünftigen Bedingungen produzieren und verkaufen." Der Kunde zahle gerne für Qualität, besonders bei Bio-Eiern. Jedoch werden diese mit dem Logo des Betriebs nicht in Neuwirtshaus erzeugt. Beides - öko und konventionell - in einem Unternehmen funktioniere nicht, nicht zuletzt wegen der Transparenz, die den Voglers aber sehr wichtig ist. "Deshalb bekommen wir die Bio-Eier von unseren Partnerbetrieben Krückel in Schleerieth bei Werneck und Cäsar in Essleben", erklärt Frank Vogler. Die Nachfrage ist so ungeheuer groß, dass er momentan schon mit einem dritten Bio-Erzeuger im Gespräch ist. "Der ist ebenfalls weiter weg. Dafür gibt es einen guten Grund. Schließlich werden im Landkreis nicht mehr viele "Hühnerfarmen" betrieben. Laut der jüngsten Veröffentlichung des Landesamtes für Statistik gab es 1999 noch 609 Landwirte, die zusammen 35 731 Legehennen hielten. 2010 ist die Zahl der Halter zwar auf 229 zurückgegangen, jedoch die Anzahl der Legehennen nur auf 34 814 gesunken.
Nur wenige Bio-BetriebeI
m Landkreis Bad Kissingen gibt es kaum Bio-Eiererzeuger. Schließlich arbeiten nur zehn landwirtschaftliche Betriebe nach ökologischen Prinzipien, weiß Bernhard Schwab, Fachberater im Landwirtschaftsamt. Einen der Betriebe führt Agraringenieur Mario Hümpfer in Großenbrach. Vor fünf Jahren hat er mit 200 Hühnern begonnen, inzwischen hat sich die Zahl verdreifacht. "Die Nachfrage nach Bio-Eiern ist enorm", sagt der 33-Jährige.Denn obwohl er seine Landwirtschaft als Naturland-Betrieb im Nebenerwerb betreibt, läuft sie erfolgreich. Anfangs hat Hümpfer die Eier seiner Hühner noch über einen Partner bei Bad Neustadt vertrieben, parallel dazu aber seine Eier-Hütte in Großenbrach etabliert. Inzwischen muss er Eier von Bio-Bauern aus dem Raum Rhön-Grabfeld zukaufen, um der Nachfrage gerecht zu werden.
Doch was unterscheidet Bio-Eier von konventionell in Bodenhaltung produzierten? Da ist zunächst die Haltung anders. Hümpfers Hühner haben tagsüber stets Zugang ins Freie, können somit immer Grünfutter zu sich nehmen, außer im Winter. Aber selbst dann dürfen sie hinaus. "Es sei denn, es liegt meterhoher Schnee." Zudem haben seine Hühner mehr Platz im Stall. "Auf einem Quadratmeter dürfen maximal sechs leben." Im Freigelände sind mindestens vier Quadratmeter pro Henne vorgeschrieben.
Spezielles Futter
Anders ist auch das Futter. Es besteht zu 25 Prozent aus Eiweißkomponenten, die Hümpfer als Mischung aus Soja, Sesam, Weizenkleie, Raps und Sonnenblumenkernen über eine Mühle in Gänheim bezieht. Die restliche Nahrung besteht aus Getreide und Erbsen - alles von seinen Feldern in Großenbrach und Stralsbrach. "Gut ist der Dünger, den mir die Hühner über ihren Kot liefern", sagt er. Dennoch ist der Landwirt überzeugt, dass der hohe Anteil Grünfutter entscheidend ist. "Das macht die Qualität aus. Davon wird der Dotter gelb und schmackhaft", sagt er. Etwa 250 bis 280 Eier legt ein Huhn pro Jahr bei ihm. "Nach etwa eineinhalb Jahren wird es dann zum Suppenhuhn", so Hümpfer. Schließlich halte er keine Zwei-Nutzungshühner, die Eier und Fleisch liefern, sondern Hochleistungs-, sogenannte Hybridhühner, die auf reine Legeleistung ausgelegt sind. Und die sei nun mal nach einer gewissen Zeit erschöpft. Neue Küken holt er sich aus einem Öko-Zuchtbetrieb in der Nähe von Marburg.
Ähnlich sieht es mit der Lebensdauer der Hühner auf dem konventionellen Vogler-Hof aus. Seine etwa vier Monate alten Küken besorgt Frank Vogler momentan in Geiselwind.Etwa 13 bis 16 Monate bleiben die Hennen dann auf dem Vogler Hof aktiv. Pro Jahr legt eine etwa 340, 350 Eier. Auch ihr Dasein endet schließlich als Suppenhuhn. "Und die kleinen Eier, die Legehennen am Anfang produzieren, werden für die Nudelherstellung verwendet."
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