Bad Kissingen
Bildungskonferenz widmet sich Integration
Die erste Bildungskonferenz des Landkreises findet unter dem Namen "Bildungswege für Neuzugewanderte" in der Musikakademie Hammelburg statt.
Bildung integriert. Da ist sich Stefan Seufert, Asylkoordinator am Landratsamt und Leiter des Bildungsbüros, sicher. 70 Prozent der Flüchtlinge, die bislang die Berufsintegrationsklassen an der Bad Kissinger Berufsschule durchlaufen haben, haben direkt im Anschluss eine Ausbildungsstelle gefunden. "Bildung ist gerade für anerkannte Asylbewerber wichtig. In dem Moment, in dem ich beispielsweise Deutsch sprechen kann, habe ich bessere Chancen auf einen Arbeitsplatz und ich kann soziale Kontakte knüpfen", sagt er.
Um Bildung und Integration geht es auch auf der ersten Bildungskonferenz des Landkreises in der kommenden Woche. Wie setze ich als Lehrer Flucht und Migration im Unterricht um? Was beschäftigt die Ehrenamtlichen in den Asyl-Helferkreisen? Wie schauen gelungene Bildungswege von Flüchtlingen aus? Welche Bedingungen sollten Bildungsangebote erfüllen, damit Flüchtlinge davon profitieren? Und wie steht die Region eigentlich in Sachen beruflicher Integration da? "Die Veranstaltung richtet sich an Menschen, die mit dem Thema befasst sind, auf die es zukommt und die es interessiert", erklärt Andrea Herzer vom Bildungsbüro. Die Veranstaltung diene der Information, dem Austausch und der Vernetzung aller Bildungsinteressierten im Landkreis.
Mit dem Bildungsforscher Heinz Renders (Uni Würzburg) und der Präventionsexpertin Christiane Nischler-Leibl (Sozialministerium) sind zwei renommierte Fachleute angekündigt. Letztere gibt einen Impulsvortrag über Prävention von Salafismus. "Bei den Lehrern ist das ein Thema", sagt Seufert. Für die Pädagogen ist die Arbeit mit den jungen Flüchtlingen neues Terrain, der Informationsbedarf auch zu extremistischen Einstellungen sei groß. Woran erkenne ich, wenn sich ein Schüler radikalisiert? Wie gehe ich damit um und an welche Stellen wende ich mich in so einem Fall? "Hier wollen wir helfen", sagt er.
Termin Am Freitag, 29. September, findet ab 14 Uhr die erste Bildungskonferenz des Landkreises in der Musikakademie Hammelburg statt.
Darum geht`s Die Konferenz "Integration - Bildungswege für Neuzugewanderte" widmet sich mit diversen Vorträgen, Diskussionsrunden sowie vier Fachforen dem Themenkomplex Bildung und Integration, angefangen von Bedingungen, die es zur Integration braucht, über gelungene Bildungsbiographien geflüchteter Menschen bis zur Prävention vor Salafismus.
Christiane Nischler-Leibl leitet die Abteilung für Radikalisierungprävention im bayerischen Sozialministerium. Auf der Bildungskonferenz spricht sie über die Prävention von Salafismus.
Was kann sich der Laie unter ihrer Abteilung vorstellen?
Nischler-Leibl: Die Organisationseinheit ist für die frühe Prävention von Radikalisierung zuständig. Dies betrifft sowohl die religiös motivierte Radikalisierung als auch den Links- und Rechtsextremismus. Präventive Maßnahmen richten sich ohne bestimmten Anlass an die gesamte Gesellschaft und an besonders gefährdete Gruppen. Dagegen findet eine Deradikalisierung bei konkreten Einzelfällen statt. Dafür sind aber das Innenministerium und die Sicherheitsbehörden zuständig. Maßnahmen der Prävention verringern die Gefahr, dass Menschen sich etwa dem Salafismus zuwenden und womöglich sich oder andere gefährden. Ein Schwerpunkt präventiver Arbeit ist es, junge Menschen zu stärken und weniger anfällig zu machen für radikale Propaganda.
Wie schaut die tägliche Arbeit in Ihrer Einheit aus?
Entscheidend ist die Arbeit vor Ort. Deshalb unterstützen wir Kommunen und Projekte, die beispielsweise gegen Antisemitismus wirken. Enge Partner sind die Fachstelle zur Prävention religiös begründeter Radikalisierung in Trägerschaft von ufuq.de und die Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus, die beim Bayerischen Jugendring angebunden ist. Sie sind wichtig für die Vernetzung und Beratung.
Wie radikalisieren sich Menschen?
In der Regel löst nicht ein Ereignis die Radikalisierung aus und es gibt auch nicht die Hauptursache. Am Anfang steht oft eine als unbefriedigend empfundene Lebenssituation oder eine persönliche Krise. Das bedeutet natürlich nicht, dass sich aus jeder Krise eine Radikalisierung entwickelt! Radikalisierungsprozesse verlaufen sehr unterschiedlich. Natürlich können Kontakte zu radikalen Personen, vor Ort oder im Internet und gewaltverherrlichende Medien eine Rolle spielen. Ebenso Perspektivlosigkeit, zum Beispiel durch schulischen Misserfolg.
In Hammelburg informieren Sie über Prävention von Salafismus. Wie häufig werden sie dazu angesprochen, wie groß ist hier das Informationsbedürfnis der Leute?
Zur Prävention gehört es, das Umfeld zu sensibilisieren und etwa Lehrkräfte, Sozialarbeiter und die Jugendsozialarbeit mit Beratungs- und Bildungsangeboten zu unterstützen. Sie sollen in der Lage sein, Anzeichen für eine Radikalisierung frühzeitig zu erkennen, um gegensteuern zu können. Wir sehen im Moment ein großes Interesse an Fragen zu radikalen Ideologien. Darauf Antworten zu geben, ist eine wichtige Aufgabe von Prävention. Vor allem im Thema Salafismus gibt es großen Informationsbedarf. Gegen Salafismus hat Bayern deshalb ein eigenes Netzwerk geschaffen, es stellt sich unter www.antworten-auf-salafismus.de vor.
Was raten Sie Leuten, die Angst haben, dass sich jemand aus ihrem Umfeld radikalisiert? Woran erkennt man das und wie sollte man sich verhalten?
Radikalisierung ist schwer erkennbar. Denn es handelt sich meist um Entwicklungen, die in der Psyche eines Menschen ablaufen. Klare und eindeutig sichtbare Zeichen gibt es deshalb nicht. Radikale Tendenzen können aber durchaus für das Umfeld bemerkbar werden - und zwar nicht nur durch Äußerlichkeiten wie lange Bärte oder Kleidungsstücke. Oft fällt Radikalisierung dadurch auf, dass Betroffene versuchen, ihr persönliches Umfeld zu beeinflussen.
Dabei werben sie oft aggressiv für ihre Überzeugung und lassen keine andere Meinung gelten. Weitere Indizien sind: eine Wesensveränderung und/oder äußerlich bemerkbare Hinweise. Auch das Verwenden extremistischer Symbole kann ein Anzeichen für eine kritische Entwicklung sein - ebenso wie das Bekenntnis zu extremistischen oder gar terroristischen Gruppen. Grundsätzlich gilt: Je früher eine Radikalisierung erkannt wird, desto höher sind die Erfolgsaussichten einer Deradikalisierung. Besonders wichtig ist es, den Betroffenen nicht zu isolieren. Bleiben Sie mit ihm im Gespräch und reden Sie über seine Ansichten, Einstellungen und Bedürfnisse. Das heißt konkret: Lassen Sie den Gesprächsfaden nicht abreißen! Suchen Sie Hilfe! Unser Netzwerk ( www.antworten-auf-salafismus.de ) bietet eine breite Palette von Beratungs- und Unterstützungsangeboten.
Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Benedikt Borst.
Information und Austausch
Um Bildung und Integration geht es auch auf der ersten Bildungskonferenz des Landkreises in der kommenden Woche. Wie setze ich als Lehrer Flucht und Migration im Unterricht um? Was beschäftigt die Ehrenamtlichen in den Asyl-Helferkreisen? Wie schauen gelungene Bildungswege von Flüchtlingen aus? Welche Bedingungen sollten Bildungsangebote erfüllen, damit Flüchtlinge davon profitieren? Und wie steht die Region eigentlich in Sachen beruflicher Integration da? "Die Veranstaltung richtet sich an Menschen, die mit dem Thema befasst sind, auf die es zukommt und die es interessiert", erklärt Andrea Herzer vom Bildungsbüro. Die Veranstaltung diene der Information, dem Austausch und der Vernetzung aller Bildungsinteressierten im Landkreis.
Großer Informationsbedarf
Mit dem Bildungsforscher Heinz Renders (Uni Würzburg) und der Präventionsexpertin Christiane Nischler-Leibl (Sozialministerium) sind zwei renommierte Fachleute angekündigt. Letztere gibt einen Impulsvortrag über Prävention von Salafismus. "Bei den Lehrern ist das ein Thema", sagt Seufert. Für die Pädagogen ist die Arbeit mit den jungen Flüchtlingen neues Terrain, der Informationsbedarf auch zu extremistischen Einstellungen sei groß. Woran erkenne ich, wenn sich ein Schüler radikalisiert? Wie gehe ich damit um und an welche Stellen wende ich mich in so einem Fall? "Hier wollen wir helfen", sagt er.
Bildungskonferenz des Landkreises Bad Kissingen
Termin Am Freitag, 29. September, findet ab 14 Uhr die erste Bildungskonferenz des Landkreises in der Musikakademie Hammelburg statt.
Darum geht`s Die Konferenz "Integration - Bildungswege für Neuzugewanderte" widmet sich mit diversen Vorträgen, Diskussionsrunden sowie vier Fachforen dem Themenkomplex Bildung und Integration, angefangen von Bedingungen, die es zur Integration braucht, über gelungene Bildungsbiographien geflüchteter Menschen bis zur Prävention vor Salafismus.
Expertin im Kampf gegen Radikalisierung
Christiane Nischler-Leibl leitet die Abteilung für Radikalisierungprävention im bayerischen Sozialministerium. Auf der Bildungskonferenz spricht sie über die Prävention von Salafismus. Was kann sich der Laie unter ihrer Abteilung vorstellen?
Nischler-Leibl: Die Organisationseinheit ist für die frühe Prävention von Radikalisierung zuständig. Dies betrifft sowohl die religiös motivierte Radikalisierung als auch den Links- und Rechtsextremismus. Präventive Maßnahmen richten sich ohne bestimmten Anlass an die gesamte Gesellschaft und an besonders gefährdete Gruppen. Dagegen findet eine Deradikalisierung bei konkreten Einzelfällen statt. Dafür sind aber das Innenministerium und die Sicherheitsbehörden zuständig. Maßnahmen der Prävention verringern die Gefahr, dass Menschen sich etwa dem Salafismus zuwenden und womöglich sich oder andere gefährden. Ein Schwerpunkt präventiver Arbeit ist es, junge Menschen zu stärken und weniger anfällig zu machen für radikale Propaganda.
Wie schaut die tägliche Arbeit in Ihrer Einheit aus?
Entscheidend ist die Arbeit vor Ort. Deshalb unterstützen wir Kommunen und Projekte, die beispielsweise gegen Antisemitismus wirken. Enge Partner sind die Fachstelle zur Prävention religiös begründeter Radikalisierung in Trägerschaft von ufuq.de und die Landeskoordinierungsstelle gegen Rechtsextremismus, die beim Bayerischen Jugendring angebunden ist. Sie sind wichtig für die Vernetzung und Beratung.
Wie radikalisieren sich Menschen?
In der Regel löst nicht ein Ereignis die Radikalisierung aus und es gibt auch nicht die Hauptursache. Am Anfang steht oft eine als unbefriedigend empfundene Lebenssituation oder eine persönliche Krise. Das bedeutet natürlich nicht, dass sich aus jeder Krise eine Radikalisierung entwickelt! Radikalisierungsprozesse verlaufen sehr unterschiedlich. Natürlich können Kontakte zu radikalen Personen, vor Ort oder im Internet und gewaltverherrlichende Medien eine Rolle spielen. Ebenso Perspektivlosigkeit, zum Beispiel durch schulischen Misserfolg.
In Hammelburg informieren Sie über Prävention von Salafismus. Wie häufig werden sie dazu angesprochen, wie groß ist hier das Informationsbedürfnis der Leute?
Zur Prävention gehört es, das Umfeld zu sensibilisieren und etwa Lehrkräfte, Sozialarbeiter und die Jugendsozialarbeit mit Beratungs- und Bildungsangeboten zu unterstützen. Sie sollen in der Lage sein, Anzeichen für eine Radikalisierung frühzeitig zu erkennen, um gegensteuern zu können. Wir sehen im Moment ein großes Interesse an Fragen zu radikalen Ideologien. Darauf Antworten zu geben, ist eine wichtige Aufgabe von Prävention. Vor allem im Thema Salafismus gibt es großen Informationsbedarf. Gegen Salafismus hat Bayern deshalb ein eigenes Netzwerk geschaffen, es stellt sich unter www.antworten-auf-salafismus.de vor.
Was raten Sie Leuten, die Angst haben, dass sich jemand aus ihrem Umfeld radikalisiert? Woran erkennt man das und wie sollte man sich verhalten?
Radikalisierung ist schwer erkennbar. Denn es handelt sich meist um Entwicklungen, die in der Psyche eines Menschen ablaufen. Klare und eindeutig sichtbare Zeichen gibt es deshalb nicht. Radikale Tendenzen können aber durchaus für das Umfeld bemerkbar werden - und zwar nicht nur durch Äußerlichkeiten wie lange Bärte oder Kleidungsstücke. Oft fällt Radikalisierung dadurch auf, dass Betroffene versuchen, ihr persönliches Umfeld zu beeinflussen.
Dabei werben sie oft aggressiv für ihre Überzeugung und lassen keine andere Meinung gelten. Weitere Indizien sind: eine Wesensveränderung und/oder äußerlich bemerkbare Hinweise. Auch das Verwenden extremistischer Symbole kann ein Anzeichen für eine kritische Entwicklung sein - ebenso wie das Bekenntnis zu extremistischen oder gar terroristischen Gruppen. Grundsätzlich gilt: Je früher eine Radikalisierung erkannt wird, desto höher sind die Erfolgsaussichten einer Deradikalisierung. Besonders wichtig ist es, den Betroffenen nicht zu isolieren. Bleiben Sie mit ihm im Gespräch und reden Sie über seine Ansichten, Einstellungen und Bedürfnisse. Das heißt konkret: Lassen Sie den Gesprächsfaden nicht abreißen! Suchen Sie Hilfe! Unser Netzwerk ( www.antworten-auf-salafismus.de ) bietet eine breite Palette von Beratungs- und Unterstützungsangeboten.
Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Benedikt Borst.
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