
Bislang standen die Kulturdenkmäler nämlich noch mit dem Rücken zum Gehweg. Der Grund ist einfach zu erklären: Zur Wallfahrtskirche Ipthausen führte in den früheren Jahren lediglich ein Fußweg. Daneben befand sich ein Feldweg. Entlang dieses Pilgerweges stehen seit Jahrhunderten verschiedene Steinfiguren und Bildstöcke, da Ipthausen vor mehr als 200 Jahren ein stark besuchter Wallfahrtsort war. Mit dem Neubau des Fußweges und der späteren Beleuchtung in den 1980er Jahren, waren die Bildstöcke im wahrsten Sinn des Wortes "fehl am Platz."
Dringender Sanierungsbedarf
Dass sie außerdem "in die Jahre gekommen waren", zeigte sich bei einer Bildstockwanderung des Vereins für Heimatgeschichte im Grabfeld im Jahr 2016: eine Idee von Kreiskulturreferent Hanns Friedrich, im Rahmen der 1275 Jahrfeier der Stadt Bad Königshofen . Bei dem gut besuchten Rundgang wurde schnell klar, dass ein Teil der Bildstöcke in schlechtem Zustand ist und dringend saniert werden müsste. Stadt- und Kreisrätin Ruth Scheublein aus Ipthausen war die Initiatorin mit dem Dorfverein für die Sanierung der Bildstöcke. Gemeinsam mit der Stadt Bad Königshofen wurden Zuschussanträge gestellt, und es gab zahlreiche Spenden von Vereinen und Verbänden. Schon damals war klar, wenn die Bildstöcke saniert werden, müssen sie auch gedreht werden. Genau das ist nun geschehen.
Bereits der verstorbene Heimatpfleger Otto Schulz hatte sich mit den Bildstöcken befasst und diese in einem kleinen Bildband "Wallt' ich auf dem Birkenpfad..." vorgestellt. Wer einmal sich die Zeit nimmt, auf dem Weg zur Wallfahrtskirche Ipthausen stehen bleibt und die Bildstöcke und Darstellungen aus der Leidensgeschichte Jesu betrachtet, wird auf so manche Besonderheit stoßen. So bei der Steinfigur des Heiligen Nepomuk, der als einziger der Bildstöcke eine Jahreszahl trägt, nämlich 1725. Dieser Bildstock hat eine ganz eigene Geschichte. Herausgefunden hat sie Hermann Förster aus Würzburg, Altphilologe und um 1960 Direktor des Humanistischen Gymnasiums Würzburg. Er schreibt, dass die Darstellung des Heiligen Nepomuk eine barocke, schwungvolle Figur darstellt: Der Heilige im priesterlichen Gewand, in der Hand das Kruzifix, zu seinen Füßen ein Engel mit der Siegespalme, die von einem Spruchband umwunden wird.
Als Dank von Ehepaar gestiftet
Dort steht zu lesen: Sie wird dem Sieger zuteil werden. Auf der Sockelinschrift steht in lateinischer Schrift: "Hl. Johannes Nepomuk steh uns bei. Erhöre uns gnädig, die dich anrufen. Vor der Gefahr der Schande in der Gegenwart befreie vor Zukünftiger bewahre uns. Siehe, hier ist der Verteidiger unserer Ehre, Halte inne, Wanderer Ihn verehre, Ihm seien Ruhm, Lob und Preis." Das Denkmal setzte das Ehepaar Johannes Michael Matthäi und Maria Emilie, geborene Weigand, am 7. August 1725. Was aber hat es damit auf sich? Otto Schulz lüftet in seinem Heftchen das Geheimnis in Gedichtform: "Lüge und Verleumdung trafen ein Ipthäuser Ehepaar. Und ihm drohten Schimpf und Strafen, wenn die Schuld erwiesen war. Doch Johannes hat gelichtet, den Verdacht auf schwere Tat. Drum sein Denkmal ward errichtet am Ipthäuser Kirchenpfad. Wandrer bleibe sinnend stehen klage offen ihm dein Leid. Nepomuk wird dich verstehen und bewahrt Verschwiegenheit." Um welche Verleumdung es sich gehandelt hat, das ist nicht mehr nachzuvollziehen, aber es muss ein schmerzliches Erlebnis des Stifterehepaares gewesen sein, das wohl auf Bitten zum Heiligen Nepomuk gelöst wurde.
Erster Hinweis auf den Wallfahrtsort
Auf dem Pilgerweg sollte man sich Zeit nehmen und die Darstellungen auf sich wirken lassen. Die Bildstöcke auf dem Weg nach Ipthausen sind übrigens der erste Hinweis auf den Wallfahrtsort Ipthausen. Heinrich Mehl, der in den 1960er Jahren Kreiskulturreferent war, hat dies in seinem Buch über Bildstöcke niedergelegt. Informationen findet man auch in der Chronik von Ipthausen von Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert . Immer wieder kann man anhand der Bildstöcke den Bezug zum Wallfahrtsort herstellen. Vor allem durch die verschiedenen Bildnisse, die Maria, die Dreifaltigkeit, den Schmerzensmann an der Geißelsäule oder einen Kreuzschlepper zeigen.
Mit Hilfe von Pfarrer Karl Feser konnte geklärt werden, wer am Bildstock "an den Gärten" die beiden Assistenzfiguren sind: Johannes der Täufer links und rechts der Apostel Paulus. Interessant: Die Darstellung am Bildstock gleicht der Dreifaltigkeit in der Stadtpfarrkirche. Ins Auge fällt bei der Wanderung ganz sicher der Schmerzensmann und der Kreuzschlepper.