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Westheim bei Bad Kissingen
Westheimer Bildstock beim Mähen umgefallen
Lange war unklar, was mit dem kaputten Marterl bei der Westheimer Kapelle passiert. Eine Restaurierung schien erst ausgeschlossen, nun hat es doch geklappt.
Steinmetz Lucian Muth (rechts) verdübelt und verklebt mit einem seiner Mitarbeiter den oberen Teil des Bildstocks direkt vor Ort.       -  Steinmetz Lucian Muth (rechts) verdübelt und verklebt mit einem seiner Mitarbeiter den oberen Teil des Bildstocks direkt vor Ort.
Foto: Hannah Pusch | Steinmetz Lucian Muth (rechts) verdübelt und verklebt mit einem seiner Mitarbeiter den oberen Teil des Bildstocks direkt vor Ort.
Milena Meder
 |  aktualisiert: 22.08.2024 16:50 Uhr

Auf der früheren Verbindungsstraße von Westheim in Richtung Elfershausen, nicht weit von der Kapelle am Längberg entfernt, steht ein Bildstock, der vermutlich aus dem Jahr 1707 stammt. In den vergangenen drei Jahren war allerdings nur noch der Sockel des Steingebildes zu sehen, der Rest des Denkmals fehlte.

Der Grund: Ein Mitarbeiter des Bauhofs stieß beim Mähen der umliegenden Wiese mit seinem Auslegemulcher an den Bildstock – er brach am Sockel ab und zerfiel in zwei große Teile. Lange war unklar, wie es mit dem historischen Denkmal weitergeht, denn eine Restaurierung schien zunächst ausgeschlossen. Das Erfreuliche: Nach über drei Jahren konnte die spindelförmige Rundsäule aus gelbem Sandstein nun doch wieder aufgestellt werden.

Hoher emotionaler Wert

„Der Bildstock hat für viele Westheimer einen hohen emotionalen Wert“, sagt Stadtrat und Ortsbeauftragter Norbert Schaub ( SPD ). Er sei die Jahre über häufig von der Bevölkerung nach dem aktuellen Sachstand gefragt worden. Laut Schaub hänge das Denkmal den Westheimern sehr am Herzen, über die Geschichte wisse er allerdings nichts Genaueres.

Geschichte nur teilweise bekannt

Bekannt ist die Historie zumindest in Teilen: Kreisheimatpflegerin Cornelia Mence hat für das im Jahr 2022 erschienene Buch „Spuren der Vergangenheit, Spannendes zu Orten und Stätten im Altlandkreis Hammelburg“ des Förderkreises Stadtmuseum und Denkmalpflege Hammelburg einige Nachforschungen über den Bildstock angestellt.

Durch die Geburts-, Tauf-, Heirats- und Sterberegister der Pfarrbücher fand sie heraus, dass der Westheimer Leinweber Johann Adam Schaupp am 7. Februar 1701 Margaretha Simon aus Euerdorf geheiratet hat. Kurze Zeit später bekamen die beiden einen Sohn, der im Alter von einem dreiviertel Jahr, am 22. April 1706, verstarb. „Aus den Informationen der Pfarramtseinträge kann man vermuten, dass die Eltern den Bildstock als Andenken an das früh verstorbene Söhnchen Johannes Georg 1707, ein Jahr nach dessen Tod, errichten ließen“, schreibt Mence in dem Buch.

Bildstock lag lange Zeit im Bauhof

Seit dem Unfall lagen die zerbrochenen Teile des Denkmals im Bauhof der Stadt. „Nach einer ersten Anfrage beim Steinmetz hieß es, der Bildstock sei nicht mehr reparabel“, erklärt Bürgermeister Armin Warmuth (CSU). Deshalb sei danach lange unklar geblieben, wie es mit dem kaputten Steingebilde weitergeht. Denn: „Es gibt nicht mehr viele Steinmetze, die solche Bildstöcke restaurieren können.“

Nach langen Diskussionen entschied sich die Stadt schließlich für eine zweite Meinung und fragte bei einem weiteren Unternehmen an. Lucian Muth aus Ebensfeld sagt schließlich zu, das Denkmal zu restaurieren. Ende Oktober 2022 holte er die zwei Teile des Bildstocks im Bauhof ab und brachte sie über den Winter in seine Werkstatt. „Wir freuen uns sehr, dass er sich der Sache angenommen hat“, betont Warmuth.

Nicht der erste Auftrag aus Hammelburg

Für den Ebensfelder war die Restaurierung des Westheimer Bildstocks nicht der erste Auftrag aus Hammelburg. Die Stadt habe bereits bei der Diebacher Wehrkirche oder dem Klosterkreuzweg gute Erfahrungen mit dem Steinmetz gemacht. „Wir haben viele historische Dinge bei uns und wollen diese natürlich auch erhalten“, berichtet der Bürgermeister. Die Gesamtkosten von rund 5500 Euro trägt die Stadt. Das Gute: Es gibt Zuwendungen vom Bezirk in Höhe von 1083 Euro.

Zur Freude aller konnte Muth die beiden oberen Teile des Bildstocks vollständig restaurieren. Vergangenen Montag hat er sie wieder auf dem Sockel in Westheim angebracht. „Das Ganze wurde mit Metallstäben verdübelt und zusätzlich verklebt“, sagt Arnold Zier, vom Bauamt der Stadt Hammelburg . Und: Neben den abgebrochenen Teilen wird auch der Rest des Denkmals noch restauriert.

Nicht komplett wiederhergestellt

„Der Sockel wird noch saubergemacht, ergänzt und gefestigt“, sagt Zier. Das geschehe nicht in der Werkstatt, sondern direkt vor Ort, da der Sockel in den Stein eingelassen sei. Er erklärt auch: „Bildstöcke werden nie komplett wiederhergestellt. Was kaputt oder wetterbedingt verschwunden ist, bleibt weg.“

Das sei eine Philosophie der Denkmalpflege . Teile, die abbrechen werden zwar neu angebracht, nachkonstruieren tue der Restaurator allerdings nichts. Die Inschrift des Bildstocks sei nun wieder besser lesbar. Es steht geschrieben: „Anno 1707 hat Hanns Atam Schaup unt Magareta seine Hausfrau von Euerdorff diesen Biltstock Got unt dem Heiligen Antoni zu Eren aufstellen lassen.“

 

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In zwei große Teile ist der Bildstock zerbrochen. Lange Zeit war nicht klar, wie es mit dem Denkmal weitergeht.       -  In zwei große Teile ist der Bildstock zerbrochen. Lange Zeit war nicht klar, wie es mit dem Denkmal weitergeht.
Foto: Cornelia Mence | In zwei große Teile ist der Bildstock zerbrochen. Lange Zeit war nicht klar, wie es mit dem Denkmal weitergeht.
Arnold Zier (links) vom Bauamt Hammelburg, Bürgermeister Armin Warmuth und Ortsbeauftragter Norbert Schaub stehen vor dem Bildstock.       -  Arnold Zier (links) vom Bauamt Hammelburg, Bürgermeister Armin Warmuth und Ortsbeauftragter Norbert Schaub stehen vor dem Bildstock.
Foto: Milena Meder | Arnold Zier (links) vom Bauamt Hammelburg, Bürgermeister Armin Warmuth und Ortsbeauftragter Norbert Schaub stehen vor dem Bildstock.
 
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