Alle zwei Jahre finden in Poppenhausen am Fuße der Wasserkuppe Bildhauertage statt. Acht Bilderhauer aus ganz Deutschland und der Schweiz waren in diesem Jahr eine Woche lang vor Ort, unter ihnen die beiden Bischofsheimer Künstlerinnen Johanna Helle und Johanna Barth.
Die Poppenhausener Kunstmeile wurde vor 20 Jahren von Ulrich Barnickel (Schlitz) ins Leben gerufen. Ziel der Gemeinde Poppenhausen ist es, Künstlern einerseits für ihre Kunst eine Plattform zu geben, und ihnen andererseits auch über Sponsoren eine wirtschaftliche lohnende Veranstaltung auf die Beine zu stellen. In Corona-Zeiten habe dies noch einmal eine deutlich größere Bedeutung, betonten die Künstlerinnen. "Es war das erste Event seit anderthalb Jahren." Gerade für Berufsanfänger sei es als freischaffende Künstler mit all den Einschränkungen durch abgesagte Märkte, Veranstaltungen und Symposien, nicht leicht. Sich dennoch weiterhin der Kunst widmen und zugleich neue Wege der Präsentation finden, das sei eine Herausforderung. Umso schöner waren die gemeinsamen Tage in Poppenhausen, auf der "Kunstterrasse". "Wir konnten unseren Beruf ausüben", fassten sie zusammen.
Klassische Motive verwendet
Johanna Helle war schon vor zwei Jahren bei der Kunstmeile dabei. In diesem Jahr schuf sie mit ihrer Künstlerkollegin Johanna Barth gemeinsam eine Skulptur , die in den nächsten Monaten in Poppenhausen zu besichtigen sein wird. Das Thema der Kunstmeile lautete in diesem Jahr " Wandern ". "Normalerweise seien es komplexere und abstraktere Themen. Doch , Wandern ' schien in der Corona-Zeit präsent zu sein", berichteten die beiden Künstlerinnen.
Im Vorfeld der Kunstmeile haben sie sich schon Gedanken gemacht, wie ihr Beitrag aussehen könnte. Klassische Motive, wie Rucksack , Wanderstab und Wanderschuhe wollte sie verwenden - und zugleich eine Botschaft vermitteln. Bei ihren eigenen Wanderungen und Spaziergängen in der Rhön fiel ihnen - gerade in den Monaten der Corona-Pandemie - auf, dass der Müll, den Besucher und Einheimische in der Rhön zurücklassen, durchaus ein Thema ist. "Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir diese Botschaft zusammenbringen können. Denn wo liegt das Problem, den eigenen Müll auch wieder mit zurück zunehmen?" Alles, was ein Wanderer oder Spaziergänger im Rucksack mit in die Natur bringe, könne doch auf diesem Wege auch zum Ausgangspunkt der Wanderung beziehungsweise wieder mit nach Hause genommen werden. Wenn jeder sich an diese einfache und auch nahe liegende Regel halte, dann komme es erst gar nicht zu Konflikten.
Opas Wanderstab kommt zu Ehren
Johanna Helle und Johanna Barth haben ein gemeinsames Kunstwerk geschaffen. Eine Holzskulptur, die einen Wanderrucksack zeigt und am Fuße der Skulptur zurückgelassener Abfall. Eine leere Tüte und eine Getränkedose stehen symbolisch für das, was die beiden Frauen bei ihren Wanderungen gefunden haben. Ein Hingucker im Rucksack ist der alte Wanderstab. Er ist wirklich ein altes Stück, das früher dem Großvater von Johanna Barth gehörte. Theodor Breuder war auch ein Holzbildhauer, er gründete den Familienbetrieb. "In der Skulptur kommt der Wanderstab meines Opas zu neuen Ehren. Er wäre bestimmt sehr stolz, ihn in unserer Skulptur zu wissen." Die alten Plaketten von früheren Wanderwegen und Wanderzielen haben die Frauen am Stab gelassen.
In Poppenhausen zu bestaunen
Die Kunstwerke des diesjährigen Symposiums sind in den nächsten Monaten direkt in Poppenhausen zu bestaunen. Sie stehen auf der "Terrasse für Kunst und Kultur" in der Ortsmitte (Weiherberg 1). Erst zu einem späteren Zeitpunkt kommen sie auf die Poppenhausener Kunstmeile, die sich zwischen Grabenhöfchen und Maulkuppe befindet. Diese zeigt die während der jeweiligen Bildhauertage entstandenen Kunstwerke, renommierter Bildhauer aus der Region, aus den deutschen Landen sowie aus dem angrenzenden Ausland. Inzwischen sind über 40 Skulpturen zu verschiedenen Themen auf der etwa 2,5 Kilometer langen Kunstmeile zu betrachten.
Ähnliche Veranstaltung in Bischofsheim?
Die beiden Bischofsheimer Holzbildhauerinnen können sich gut vorstellen, dass auch in Bischofsheim eine ähnliche Veranstaltung denkbar wäre, um ortsansässigen Künstlern eine Plattform zu geben. Bischofsheims Marktplatz sei hierfür hervorragend geeignet, um eine entsprechende öffentliche Aufmerksamkeit zu erzielen.