Als Experten für optimale Nutzung von Solarenergie war Unternehmer Johannes Schramm, Mitinhaber der Firma Schramm Solar in Nüdlingen, zum Vortrag vor 30 Zuhörern eingeladen worden.
Die Nutzung regenerativer Energien sei vor allem eine Frage individueller Haltung, leitete Bernd Keller , hauptberuflich Seelsorger der katholischen Kirche und Ethik-Coach, als Sprecher der vor zwei Jahren gegründeten Initiative diesen Vortragsabend ein.
Letztlich geht es um die ganz persönliche Antwort auf die Frage, "wie wir mit unserer Erde und den vorhandenen Energiequellen in Zukunft nachhaltig umgehen wollen“. Seinen Vortragenden stellte Keller als "Photovoltaik-Guru“ der Region vor, da Johannes Schramm und sein Vater Burkhard bereits vor 20 Jahren den Solar-Anlagenbau zum speziellen Geschäftszweig ihres vor 40 Jahren gegründeten Fachbetriebs auf- und ausgebaut haben.
Nutzung von Solarstrom
Zunächst gab Schramm einen Überblick über die optimale Ausnutzung des erzeugten Solarstroms mittels einer auf dem Dach des Eigenheims installierten Photovoltaik-Anlage. Dann kann überschüssig erzeugter Strom, statt diesen zu billig ans örtliche Stromnetz "zu verschenken“, besser nach Installation einer Wallbox zum Laden des eigenen Elektroautos genutzt werden.
"Dadurch erhöht man die Eigenverbrauchsquote und senkt zugleich die durch Zukauf anfallenden Energiekosten .“ Hierbei sei vor allem darauf zu achten, dass beim Pkw statt des Sofort-Ladens das günstigere Eco-Laden eingeschaltet ist, sodass bei Nutzung eines intelligenten Energiemanagementsystems das E-Auto tatsächlich nur mit jeweils im Haus überschüssigem Strom geladen wird. Schramm und Keller kritisierten die dem Nachhaltigkeitsgedanken widersprechende Entwicklung bei den Herstellern, zweieinhalb Tonnen schwere E-Autos mit 560 PS zu bauen.
Das bidirektionale Laden
Der nächste Entwicklungsschritt in der Elektromobilität ist das bidirektionale Laden. In diesem Fall kann das Auto nicht nur mit Solarstrom aus der hauseigenen Photovoltaikanlage geladen werden, sondern auch Energie wieder ins Haus oder ins öffentliche Netz abgeben. Die Autobatterie dient in diesem Fall also als Speicher.
Da Elektroautos Gleichstrom nutzen, während im Haushalt Wechselstrom verwendet wird, muss beim Laden des Pkw der Wechselstrom in Gleichstrom umgewandelt werden, wofür ein Gleichrichter im Ladegerät des E-Autos oder in einer entsprechenden Wallbox sorgt.
Wenn aber umgekehrt der Strom aus dem Auto wieder ins Netz eingespeist werden soll, wird im Haus ein Wechselrichter benötigt, informierte der Fachmann. Wichtigstes Zubehör für bidirektionales Laden ist deshalb die entsprechende Wallbox. Doch derartige Wallboxen sind heute noch teurer als einfache Modelle.
Autobatterie als mobiler Speicher
"Technisch ist alles möglich“, betonte Schramm, "doch es muss auch umgesetzt werden“. Momentan bieten nicht alle Elektroauto-Hersteller die Möglichkeit für bilaterales Laden an. Deshalb bleiben mögliche Vorteile für nachhaltige Energieversorgung noch eine Vision, das wurde sowohl aus Schramms Vortrag als auch in Diskussionsbeiträgen erfahrener Zuhörer deutlich.
Beim bidirektionalen Laden kann zusätzlich zum hauseigenen Stromspeicher die Autobatterie als mobiler Speicher genutzt werden, um bei Mehrbedarf keinen teuren Netzstrom einkaufen zu müssen. Auch bei Ausfall des örtlichen Stromnetzes kann die Autobatterie als Notstromquelle aushelfen. Weiterer Vorteil könnte in Zukunft auch sein, dass bei ausreichend hoher Anzahl von Elektroautos durch bidirektionales Laden die zeitlichen Schwankungen im Stromnetz ausgeglichen werden können.
Nachteile überwiegen
Doch noch scheinen die Nachteile zu überwiegen. Wirtschaftliche, steuerliche und gesetzliche Hindernisse erschweren den Einsatz bilateralen Ladens. Zunächst ist im Haus die kostenintensive Anschaffung eines intelligenten Energiemanagementsystems mit entsprechend hochwertiger Wallbox erforderlich.
Zudem macht die Doppelbesteuerung von Strombezug und dessen Rückspeisung bidirektionales Laden unwirtschaftlich, wie ein Zuhörer monierte. Auch ist rechtlich zu klären, wie das Finanzamt mit Fällen umgeht, wenn ein E-Auto steuerbegünstigt beim Arbeitgeber aufgeladen und dieser Strom anschließend privat gegen Geld wieder ins Netz eingespeist wird, gab ein anderer Gast zu bedenken.
Wirtschaftlichkeit ist entscheidend
Letztlich dürfte die Wirtschaftlichkeit für die Nutzung bilateralen Ladens entscheidend sein, zumal regelmäßiges Laden und Entladen auch die Lebensdauer von Batterien und Akkus beeinträchtigt und den Restwert des Elektroautos schmälert.
Lohnt sich also für Privatpersonen die zusätzliche Investition in entsprechende Technik im Auto und erforderliche Infrastruktur im Eigenheim? "Mein bidirektionales Auto rechnet sich für mich jedenfalls nicht“, stellte ein Zuhörer abschließend fest und fügte scherzhaft hinzu: "Einziger Vorteil ist vielleicht, dass ich einem auf der Fahrt mit leerer Batterie liegengebliebenen Elektroauto Strom abgeben kann.“