"Wie kein anderes Tier gestaltet der Biber die Landschaft nach seinen Ansprüchen: Er fällt Bäume, baut Burgen und Dämme und staut Bäche auf", heißt es kurz und bündig im Internet-Lexikon Wikipedia . Das zweitgrößte Nagetier der Erde macht sich damit viele Feinde. Biber haben Dämme zum Beispiel in der Wannig gebaut, die der Angelsportverein Forelle (ASV) als Fischgewässer gepachtet hat. Ergebnis: Oberhalb der Dämme bildeten sich kleine Teiche und Seen , unterhalb jedoch wurde die Wannig zum Rinnsal oder fiel ganz trocken.
Fische und andere auf das Wasser angewiesene Tiere hätten dort besonders in einem heißen, regenlosen Sommer wie 2022 keine Überlebenschance, betonten der ASV-Vorsitzende Uwe Bartenstein und sein Vorgänger Wolfgang Dünisch in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Bartenstein hat deswegen auch Bürgermeister Matthias Klement sowie das Landratsamt, die zuständige Fischerei-Fachberatung und das Wasserwirtschaftsamt eingeschaltet.
"Die Bedingungen für unsere heimischen Fische und Flusstiere in unseren Gewässern (Lauer mit den Nebenbächen wie Mars, Wannig und Ransbach mit etwa 34 Flusskilometern) haben sich seit Jahren durch verschiedene Faktoren erheblich verschlechtert", betont Bartenstein. Als Gründe nennt er weniger Niederschläge, Verschlammung der Kieslaichplätze, die Zunahme von Fresstieren wie Kormoran und Fischotter. Das größte Problem jedoch sei der Biber .
Sauerstoffmangel im Gewässer
Durch seine Dämme seien die Fließgewässer zu stehenden Gewässern geworden. Dies habe zur Erwärmung des Wassers, Verschlammung der Laichplätze, Sauerstoffmangel und fehlenden Aufstiegsmöglichkeiten zum Ablaichen der Forellen und Äschen geführt. Am bedrohlichsten sei aktuell die wiederholte Austrocknung der Wannig. Sie sei in den letzten drei Jahren im unteren Bereich zweimal ausgetrocknet. Dabei seien die Fische, aber auch alle Fischnährtiere und Krebse verendet.
"Unsere Wannig ist eines der wenigen Gewässer, in dem noch Steinkrebse und Edelkrebse zuhause sind, aber wahrscheinlich nicht mehr lange", klagt Bartenstein. Jahrelang sei durch das Wasserwirtschaftsamt mit erheblichem finanziellen Aufwand die Durchgängigkeit für Fischwanderungen geschaffen worden. Alte Wehranlagen seien abgerissen oder bei Wasserkraftanlagen Fischtreppen angelegt worden, "das ist aktuell wohl nicht mehr relevant".
Wolfgang Dünisch und Uwe Bartenstein betonen: "Wir verstehen die Abwägung für das Leben und Sterben der Tiere nicht mehr. Wer darf denn entscheiden, dass man seltene beziehungsweise auf der Roten Liste stehende Wassertiere wie Bachforelle, Steinkrebs, Edelkrebs, Äsche, Mühlkoppe, Schmerle, Bachflohkrebse und so weiter sterben lässt, um einen Biberbau zu schützen?"
Sie fordern deshalb, dass die Zahl der Biber verringert wird, zum Beispiel durch Abschuss durch Jäger. An den Biber-Dämmen könnten Durchlässe für das Wasser geschaffen werden, damit auch unterhalb genügend davon vorhanden ist.
Finanzieller Verlust
Sie rechnen vor, dass die HFG Lauer (Hege-Fischerei-Gemeinschaft der Angelsportvereine) jedes Jahr in Absprache mit der Fischereifachberatung und dem Fischereiverband 10.000 Bachforellen- und Äschesetzlinge und 12.000 Exemplare Bachforellen-Brut einsetzt. Zusätzlich zu diesen Kosten müssten noch die Pachtzahlungen geleistet werden.
Zu diesem sehr großen finanziellen Aufwand kämen noch die vielen ehrenamtlichen Stunden, die die Mitglieder leisteten. Sie verweisen darauf, dass die Eigentümer der Fischwässer (meistens die Gemeinden) keine Pächter mehr finden würden, wenn sich die geschilderte Situation nicht spürbar ändert. Das habe für die Gemeinden nicht nur einen finanziellen Verlust zur Folge, sondern die ehrenamtlichen Arbeiten an den Gewässern, die bisher von den Pächtern geleistet würden, würden wegfallen.
Drainage als Sofortmaßnahme
"Natürlich hat der Biber seine Daseinsberechtigung, aber nicht in der Anzahl wie im Moment. Ohne Fressfeinde wird die Population exorbitant weiter steigen. Wir bitten um schnelles Eingreifen zum Schutz unserer gesamten Wassertiere", betonen der Vorsitzende des Angelsportvereins Forelle Poppenlauer und sein Vorgänger.
Bartenstein schaltete auch Michael Kolahsa (Fischerei Fachberatung des Bezirks Unterfranken) ein. Der antwortete, das Anliegen sei vollkommen berechtigt. Aber Verbesserungen seien nur in Verbindung mit dem Naturschutz möglich, weil der Biber samt seinen Bauwerken streng geschützt sei.
Als Sofortmaßnahmen seien Drainageleitungen durch die Biberdämme denkbar, damit unterhalb eine dauerhaft fließende Mindestwassermenge vorhanden sei. Dämme, die nicht zum Schutz von Biberburgen nötig seien, sollten komplett und zeitnah entfernt werden.