zurück
Bad Kissingen
Biber ärgert die Golfer
Der Biber ist wieder heimisch geworden in der Saale. Das schafft auch Probleme. Das wird jetzt am Bad Kissinger Golfplatz sichtbar.
Golfpräsident Franz-Josef Schäfer zeigt die Stellen, die durch die Bauaktivitäten des Bibers unter vernässt sind. Hier ist an Golfspielen nicht zu denken. Fotos: Heike Beudert       -  Golfpräsident Franz-Josef Schäfer zeigt die Stellen, die durch die Bauaktivitäten des Bibers unter vernässt sind. Hier ist an Golfspielen nicht zu denken. Fotos: Heike Beudert
| Golfpräsident Franz-Josef Schäfer zeigt die Stellen, die durch die Bauaktivitäten des Bibers unter vernässt sind. Hier ist an Golfspielen nicht zu denken. Fotos: Heike Beudert
Heike Beudert
 |  aktualisiert: 20.08.2022 00:45 Uhr
Biber haben die Spielbahn 7 des Bad Kissinger Golfplatzes geflutet. Statt Rasen macht sich eine Sumpflandschaft breit. Schuld sind Dämme, die ein oder mehrere Biber im Lollbach errichtet haben. Der mündet im Golfplatz in die Saale. Die Nager haben den kleinen Bachlauf so angestaut, dass er die Wiese unter Wasser setzt. Vor rund drei Wochen ist die Vernässung den Golfern aufgefallen. Mittlerweile hat sich die Untere Naturschutzbehörde der Angelegenheit angenommen. Angeordnet ist eine Biberkartierung.Liegen diese Zahlen vor, wird entschieden, wie es weiter geht. Doris Hupfer, Sachbearbeiterin in Biberangelegenheiten am Landratsamt, betont, man sei bemüht, eine schnelle, lokale Lösung zu finden.
"Biber übernehmen für uns eigentlich kostenlos die Renaturierung", meint Doris Hupfer. "Nur leider tun sie das nicht überall dort, wo es der Mensch will", ergänzt sie. Am Golfplatz in Bad Kissingen ist dieses "Zurück zur Natur" auf jeden Fall nicht gewünscht. Ungefähr so groß wie ein halbes Fußballfeld sei der Morast, der sich auf der Spielbahn 7 gebildet hat, erklärt Golfpräsident Franz-Josef Schäfer. In diesem Bereich holt man sich nicht nur nasse Füße. Eine Golfspielerin versucht an diesem Nachmittag vergeblich ihren Golftrolley über die Fläche zu ziehen. Sie muss einen Umweg nehmen.


Biber darf bauen

Der Umweg ist noch zu verkraften. Ärgerlich wird es für die Spieler, die keinen sehr weiten Abschlag beherrschen oder den Golfball gerade nicht optimal treffen. Landet der Ball im Morast, könne er von dort nicht mehr herausgespielt werden, erklärt Schäfer. "Wir haben uns richtig geärgert", meint Gerald Kelz, der gerade bei Spielbahn 7 gewesen ist. Dass der Biber am Golfplatz Dämme bauen darf, dafür hat er wenig Verständnis.
"Mit dem Biber hat der Club große Nöte und Schäden am Platz", meint deshalb Franz-Josef Schäfer. "Das bedeutet für uns auch einen wirtschaftlichen Schaden". Er erinnert daran, dass Gäste, die ihr Greenfee bezahlen, verständlicherweise einen ordentlichen Platz erwarten würden. Momentan muss der Club allerdings abwarten. Eingreifen darf er nur in Absprache mit der Unteren Naturschutzbehörde. Die Tiere genießen Vorrang. "Wir dürfen vorerst nichts machen", sagt Franz-Josef Schäfer.


Wer zahlt, wird noch geklärt.

Doris Hupfer erläutert, dass es denkbar ist, einen Bypass um den angestauten Lollbach zu bauen, damit sein Wasser besser abfließt. Oder der Damm bekommt eine Drainage, so dass die Wiese wieder trocken wird. Entschieden wird anhand der Kartierungsergebnisse. Dass die Biberdämme am Lollbach entfernt werden, ist eher unwahrscheinlich. "Das ist nicht sinnvoll", so Doris Hupfer. Wer die Maßnahme bezahlt, wird ebenfalls noch abgeklärt. In manchen Fällen übernehme der Landkreis die Kosten, in anderen Fällen teilen sich Eigentümer und ein Entschädigungsfond anteilig die Kosten. Demnächst soll es wieder Gespräche geben, wie die Bahn 7 wieder bespielbar wird..


Viele Bäume angenagt

Die morastige Spielbahn 7 ist nur ein sichtbarer und spürbarer Beweis für die Aktivitäten des Biber. Auch Bäume hat er entlang des Saale-Ufers schon zahlreiche angenagt. Der Club schützt etliche Bäume durch Verbissgitter. Ein Vorstandsmitglied übernimmt diese Aufgabe ehrenamtlich.
"Wir haben relativ viel mit dem Biber zu tun", erklärt auch Doris Hupfer. Die Population im Landkreis ist im Wachsen. 2011 wurden bei der jährlichen Biberkartierung 34 Reviere erfasst. 2015 waren es bereits 57. Die Zahlen der diesjährigen Kartierung erwartet Hupfer bis zum Herbst.
Besonders wohl fühlt sich der arbeitsame Nager in der Saale und an der Sinn. Entlang der Saale erbrachte die Kartierung 2015 insgesamt 22 Reviere. In einem Revier leben statistisch gesehen 3,3 Tiere. Doch längst haben die Tiere die Nebengewässer wie den Lollbach, die Lauer, die Wannig oder den Randsbach erreicht.
Doris Hupfer weiß, dass es nicht immer gerne gesehen wird, wenn Biber Dämme und Burgen bauen. Sie findet: "Die Leute müssen sensibilisiert werden" und setzt deshalb Hoffnungen auf die Biberprojekte im Klaushof und im Staatsbad Bad Brückenau. Wenn es Probleme mit Dämmen gibt, versuche die Untere Naturschutzbehörde in Absprache mit den Betroffenen lokale Lösungen zu finden. Das funktioniere, findet Hupfer.


Mäuseplage 2015

Auf diese lokale Lösung warten jetzt die Golfer. Nach Mäuseplage im vergangenen Jahr und dem aktuellen Biberhochwasser hoffen sie, dass es damit genug ist mit den tierischen Eingriffen in den Spielbetrieb. "Nur Wildschweine hatten wir glücklicherweise noch nicht", meint Präsident Schäfer und hofft, dass diese dem Verein erspart bleiben.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Kissingen
Biber
Golfplätze
Greenfee
Tiere und Tierwelt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top