
„Hier riecht und spürt man regelrecht die Theaterluft, und auch noch den Beginn im Schloss Maßbach ,“ sagte Bezirkstagspräsident Stefan Funk bei seinem Besuch im Theater Schloss Maßbach . Die Sommerreise des Bezirks führe er, wie sein Vorgänger Erwin Dotzel , gerne weiter, denn letztendlich finanziere auch der Bezirk Unterfranken diese Einrichtung mit. Aktuell nannte Stefan Funk das Projekt „Theater Lkw“.
Anne Maar , Leiterin des Theaters, dankte für die Unterstützung und gab einen Einblick in die Geschichte von der Theatergründung bis heute. Lena Hutter und Oskar Ballhaus gründeten 1946 das Theater in Coburg, übersiedelten später nach Wetzhausen und Stöckach, 1960 dann nach Maßbach . „Hier fanden sie Arbeits- und Wohnmöglichkeiten, die sich bis heute als ideal erweisen.“
Freilichtbühne 1961 gebaut
Bereits 1961 wurde die Freilichtbühne gebaut und das Spielgebiet konnte von Unter- über Oberfranken bis nach Hessen ausgeweitet werden. Als 1972 Oskar Ballhaus starb, wurde das Theater von Lena Heinz-Hutter und ihrem Mann Herbert Heinz, der schon seit den Anfängen des Theaters als Schauspieler und Spielleiter dabei war, weitergeführt. Ab der Spielzeit 2000/2001 war Anne Maar als Geschäftsführerin im Leitungsteam. Nach dem Tod von Herbert Heinz und Lena Hutter leitet sie bis heute das Theater. Anne Maar ist bekanntlich die Tochter von Paul Maar und selbst auch Kinderbuchautorin.
300 Vorstellungen werden pro Jahr im Theater Schloss Maßbach gegeben, „wir sind alle Profis und haben keine Sommerferien,“ sagte Anne Maar . Informationen gab es zu den Spiel- und Probezeiten und zu den Gastspielen in der Region. Dazu gehören nicht nur die umliegenden Landkreise, wie Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld, Schweinfurt, sondern auch Fürth, Aschaffenburg und Pfronten.
Die Theaterstücke reichen von Modern bis zu Klassikern. Gut angenommen werden die Aufführungen von Kindern und Kindergärten, erfuhren die Verbandsmitglieder.
Ganz wichtig ist Anne Maar der Kontakt zum Publikum, weshalb es immer Nachgespräche gibt, wobei man sich ungezwungen mit den Schauspielerinnen und Schauspielern unterhalten kann.
Die Leiterin des Theaters berichtete von Schwerpunktthemen, die man sich im Theater Schloss Maßbach setzt. So zum Beispiel das Thema „Grenzen“.
Es gibt eine Zusammenarbeit mit der Behinderteneinrichtung in Maria Bildhausen und unter anderem auch eine Seniorentheatergruppe.
Die Kosten des Theaters pro Jahr bezifferte Anne Maar auf rund 1,5 Millionen Euro. 40 Prozent werden selbst eingespielt. Zuwendungen gibt es vom Bezirk Unterfranken, den umliegenden Landkreisen und dem Land Bayern.
45 Beschäftigte
Insgesamt hat das Theater Schloss Maßbach 45 Beschäftigte. Beim Rundgang durch das historische Haus gab es Einblicke in die Entstehung eines Bühnenbildes und Anne Maar konnte dazu auch Modelle zeigen. Zum Bühnenbild sagte sie, dass Kulissen oftmals mehrfach verwendet werden.
Es gibt eine eigene Schreinerei und Näherei. Diese besichtigten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Sommertour ebenso wie den renovierten Bereich, in denen die Kostüme aufbewahrt werden.
Im Schloss gab es Einblicke in die Aufenthaltsräume der Schauspielgruppe, und sogar in den historischen Keller ging es hinunter. Dort nahm Bezirkstagspräsident eben mal an einem Schminktisch Platz. Letztendlich zeigte sich, dass jeder Raum des historischen Gebäudes sinnvoll genutzt wird.
Interessant war der Vortrag des oberfränkischen Bezirksheimatpflegers Prof. Günter Dippold zum Thema Digitalisierung der jüdischen Grabsteine, die auch in Maßbach ansteht. Hier gibt es am Ortsrand in der Rannunger Straße einen kleinen jüdischen Friedhof . Die Gäste erfuhren von einem Audiowalk zur jüdischen Geschichte und vom Ortskulturerbe „Der jüdische Friedhof in Maßbach .“
Wie die Digitalisierung funktioniert
Anhand einer Power-Point Präsentation zeigte Günter Dippold , wie die Digitalisierung jüdischer Grabsteine, die oft stark verwittert sind, durch moderne Techniken funktioniert. So werde der Text auf den Grabsteinen wieder lesbar und der Stein in 3-D dargestellt. Als wichtige Zeugen der regionalen Geschichte und des jüdischen Lebens in Bayern habe Ludwig Spaenle , Beauftragter der bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus , die jüdischen Friedhöfe im Freistaat einmal bezeichnet, berichtete Günter Dippold.
Mit der Digitalisierung der Grabsteine sei es nicht nur möglich, Inschriften zu entziffern, sondern auch Informationen zu erhalten, die dann von Fachleuten übersetzt werden müssen. Dabei geht es um Namen, Wohnort und Sterbedatum, aber auch die Stellung in der Gemeinde.
Der Professor zeigte auch Fotomaterial. Früher hat man die Grabsteine fotografiert. Man musste den Lichteinfall beachten, in den Abendstunden mit Kunstlicht arbeiten – nun könne ein Stein in wenigen Minuten rundum fotografiert werden. In der 3-D-Darstellung kann man ihn dann sogar von allen drei Seiten betrachten.
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