Die Emotionen kochten zeitweise hoch in der Aula der Sinntalschule: auf der einen Seite aufgebrachte Mieter des Wohnviertels Reußendorfer-/Colonel-Huff-Straße, Bürgermeister Gerd Kleinhenz samt Stellvertreter und Verwaltungsmitarbeiter auf der anderen. Grund: Die Verwaltung hat den Mietern vier Mal seit April 2022 das Wasser gekappt, weil der Vermieter Abschläge dafür nicht weitergibt. Für Montag droht ein fünftes Mal. Trotz Aufregung stand am Ende ein Plan .
Kleinhenz hatte aus zwei Gründen zum Treffen am Donnerstagabend geladen. Zum einen wollte er den 50 erschienenen Bewohnern das Vorgehen der Gemeinde erläutern. Zum anderen mit ihnen weitere Schritte gegen die Plan B Private Capital GmbH aus Limburg/Lahn und deren Unterfirma X-Direct Betriebs- und Management GmbH besprechen.
Erneutes Wasserabstellen droht
Und so schilderte der Bürgermeister – oft unterbrochen von Zwischenrufen – die Lage. Demnach schuldet der genannte Eigentümer der Gemeinde einen fünfstelligen Betrag für Wasserversorgung , Kanalgebühren und Grundsteuer. Fälligkeit war zum 15. Februar.
Eine Mahnung vom 2. März führte nicht zum Erfolg, wonach die Vollstreckung angekündigt und mit Einstellen der Wasserlieferung gedroht wurde. Letzteres zog die Gemeinde am 28. März durch, stellte das Wasser aber nach Bedenken übergeordneter Behörden wieder an.
Braunes Wasser, Durchfall, Erbrechen
Nachdem Plan B keine Zahlung leistete, lief das Prozedere erneut an – mit dem Stand, dass am Montag, 24. April das Wasser wieder versiegen wird.
Dass das den Mietern nicht schmeckt, wurde überdeutlich. Einige berichteten aufgeregt, dass das Wasser nach dem Wiederanstellen braun aus der Leitung kommt. Man müsse es eine Stunde laufen lassen, ehe es wieder rein erscheine. Ein Vater berichtete von Durchfall und Erbrechen in der Familie. „Sie bestrafen uns, nicht den Vermieter . Dem ist das alles egal“, hieß es.
Der Bürgermeister verteidigte sich. Die Zahlungsmoral des Eigentümers werde seit 2018 immer schlechter. Ab 2020 habe es die Drohung des Wasserabstellens gebraucht, damit Geld floss; ab April 2022 kam es erst, nachdem abgestellt wurde.
Mieter schließen sich zusammen
Bei aller Emotionalität wurden Lösungen gesucht. Ein Treuhänderkonto steht im Raum, auf das die Mieter ihre Nebenkosten (nicht nur die Wasser-Abschläge) einzahlen und von dem die Ansprüche der Gemeinde als Versorger beglichen werden. Der Vermieter ginge da leer aus.
Organisation und Betreuung könne aber nicht die Gemeinde leisten; das müssten die Betroffenen selbst tun, sagte Verwaltungsleiter Daniel Kleinheinz.
Verwalter für Treuhandkonto gesucht
Fragen wären zu klären: Wer verwaltet das Konto, vielleicht ein „unabhängiger“ kirchlicher oder sozialer Träger? Funktioniert das mit dem Umleiten der Zahlungen durch Jobcenter & Co., nachdem ja viele Bewohner von Klein-Manhattan ihre Wohnung vom Staat finanziert bekommen? Jedenfalls soll sich ein Team aus minimal fünf Mietern finden, das die Dinge anstößt.
Die Gemeinde selbst kann laut Kleinheinz rechtlichen Druck auf die Eigentümer aufbauen: durch Abgabe ihrer Forderungen an einen Gerichtsvollzieher und den Erwerb eines „Titels“. Dann könnten Mieten gepfändet und eventuell eine Zwangsversteigerung erreicht werden. Auch eine Anzeige von Plan B wegen Insolvenzverschleppung wäre möglich. Kleinheinz macht aber deutlich, dass dieser Weg langwierig sei.
Wohnanlage vor erneutem Verkauf?
Gerüchte flirrten durch den Saal: Die Wohnanlage soll erneut verkauft werden. Es gibt einen neuen Verwalter. Der Geschäftsführer der mehrfach fast insolventen Eigentümerfirma fährt Autorennen in Dubai.
Weder Verwaltung noch Mieter wissen, ob das stimmt. Keiner hat Kontakt nach Limburg.
Einen Bericht über das Grundproblem des Wildfleckener Wasserstreits finden Sie hier: