Wird Bad Kissingen bald zum Testfeld in Sachen Corona-Lockerungen? Wenn es nach dem Willen der Stadt geht: Ja. Denn Bad Kissingen bewirbt sich als bayerische Modellstadt, um unter bestimmten Voraussetzungen einzelne Bereiche des öffentlichen Lebens öffnen zu können. Hierfür bedarf es beispielsweise eines klaren Konzepts, mit dem Schnelltests vor dem Besuch von Einzelhandel oder Gastronomie konsequent umgesetzt werden, wie die Stadt in einer Pressemitteilung erklärt.
"Uns geht es seit Beginn der Pandemie darum, konkrete Ergebnisse zur Verbesserung der Situation zu erzielen. Der Modellversuch ist ein weiterer Baustein in unserem Krisenmanagement, der gerade für eine Tourismusstadt wie Bad Kissingen eine hohe Bedeutung hat", erklärt Oberbürgermeister Dirk Vogel ( SPD ) auf Anfrage.
Perspektiven für Gastronomie, Handel und Hotellerie gefragt
" Bad Kissingen ist eine Tourismushochburg. Unsere Gastronomie, der Handel und die Hotellerie sind vom Lockdown besonders hart betroffen. Sie brauchen eine Perspektive", sagt Vogel zum Vorstoß, einen Antrag als Modellstadt an die Bayerische Staatsregierung zu schicken.
Es sei "ganz bitter" durch die relativ leere Fußgängerzone zu gehen und die vielen immer noch geschlossenen Betriebe zu sehen. "In Bad Kissingen lässt es sich einfach herrlich verweilen bei einem Kaffee in der Innenstadt . Bald schalten wir wieder unseren tollen Springbrunnen mit Multimedia-Ausstattung im Rosengarten an. All das lässt sich im Moment nicht nutzen, mit den bekannten dramatischen wirtschaftlichen Folgen für unsere Betriebe", sagt Vogel.
Der Handlungsbedarf, was tragfähige Öffnungskonzepte anbelangt, sei "sehr dringend". "Wir brauchen Perspektiven für die Hotellerie und Gastronomie. Aber klar ist auch: Wir dürfen als Gesundheitsstandort kein Pandemietreiber sein. Deswegen ist die Balance so wichtig, unter kontrollierten Umständen Öffnungen zuzulassen."
Erfahrungen durch das Rakoczy-Fest
Bad Kissingen habe viel Erfahrung, wenn es darum geht, Menschenströme zu steuern. Während des Rakoczy-Fests sei etwa bereits in der Vergangenheit der Zugang zur Fußgängerzone kontrolliert worden.
"Wir haben die technischen Voraussetzungen und sind geübt in Planung und Umsetzung derartiger Maßnahmen", erklärt Vogel weiter. Zudem verfüge man in Bad Kissingen über ein ausgezeichnetes Know-How im Bereich der Testung durch Labore wie Laboklin.
Besucher der Innenstadt könnten zum Beispiel vom Parkplatz Tattersall aus zu einem entsprechenden Testzentrum in den Rathaus-Innenhof geführt werden, so die ersten Überlegungen der Projektgruppe.
Voraussetzungen bereits geschaffen
Die bisherigen städtischen Initiativen wie "Sicher genießen" (Gastronomie), "Sicher einkaufen" (Handel) und "Sicher übernachten" (Hotellerie) seien ideale Voraussetzungen, um im engen Schulterschluss mit der hiesigen Wirtschaft das Projekt zu stemmen, heißt es in der Mitteilung. Man erhoffe sich durch das Modellprojekt auch, Erkenntnisse für die überregional bekannten Veranstaltungen im Sommer, wie etwa den Kissinger Sommer , zu gewinnen.
Gleich nach dem Kabinettsbeschluss habe man den Antrag am 23. März eingereicht. Der Zuschlag ist noch offen. "Unabhängig davon arbeiten wir weiter an den Planungen", sagt Vogel. "Das Testen wird kommen - ob als Modellregion oder nicht. Meine Erfahrung ist, dass man als Stadt von heute auf morgen neue Rahmenbedingungen gesetzt bekommt, von denen die Bürger dann sofort Vollzug erwarten. Aber Umstellungen brauchen eben ein bisschen Zeit. Deswegen arbeiten wir lieber etwas vor als nach."