Betrüger überlistet Versicherungen und verzockt Geld in Casinos
25 Jahre lang die gleiche Masche: Ein ehemaliger Vertreter betrügt Versicherungen um eine fünfstellige Summe - und Ärzte helfen mit.

Er weiß genau wie das Spielchen läuft. Heribert R* hat selbst jahrelang in der Branche gearbeitet. Immer wieder hat seine Masche funktioniert. Am Ende hatte er über ein halbes Dutzend Versicherungen um mehr als 18 000 Euro übers Ohr gehauen. Und das sind nur die Fälle, die inzwischen noch nicht verjährt sind. Mit dem Geld jagte er nach dem ganz großen Glück.
Unter Kollegen war es "allgemein bekannt", wie man so etwas angeht, erzählt Heribert R*. Grauer Anzug, goldene Armbanduhr; das volle graue Haar hat er zurückgekämmt. Er spricht ruhig. Ja, meint er, nachdem die Staatsanwältin die Anklage vor dem Kissinger Amtsgericht verlesen hatte, es stimmt alles: Zwischen Mitte 2011 und Mitte 2016 hat er sieben Versicherungen hinters Licht geführt und um 18 389 Euro gebracht. Der durchorganisierte Betrug funktionierte nur, weil ein paar Ärzte sein Spiel mitspielten.
Beim Joggen gestürzt, vom Fahrrad gefallen - das Muster war immer ähnlich. Heribert R* meldet sich als angeblicher selbstständiger Versicherungsvertreter bei einer Versicherung an. Zahlt die erste Police und hat ein paar Wochen später einen Unfall. Plötzlich, ganz zufällig. Besonders beliebt: "rechtes Sprunggelenk verstaucht". Mit dieser falschen Diagnose kam er immer durch - einer früheren Fraktur sei Dank.
Vor einigen Jahren war sein Sprunggelenk tatsächlich einmal gebrochen, erzählt der Angeklagte. Seither steckt ein Stück Metall zwischen seinem Fuß und dem Unterschenkel. Das Attest vom Arzt: ein Kinderspiel. "Das Gelenk ist immer geschwollen. Das hat der Arzt nie gemerkt." Ließ er sich zur Abwechslung etwas anderes einfallen - zum Beispiel: "vom Rad gefallen und dabei den Rücken geprellt" - auch kein Problem: "Wenn der Arzt Sie nicht ausgiebig untersucht, verlässt er sich auf Ihre Angaben", meint Heribert R*.
Der Arzt stellte die Krankmeldung aus. Immer wieder. Heribert R* kassierte. Immer wieder. Als scheinbar Selbstständiger steckte er das Tagegeld ein, das ihm die Unfallversicherung für die Krankentage ausbezahlte. Jedes Mal ließ er sich für mehrere Wochen krankschreiben und strich jeweils vierstellige Beträge von den Versicherungen ein. Sieben Mal dieselbe Leier kamen so 18 389 Euro Schaden zusammen. Und das sind nur die Fälle, wegen denen er heute vor der Richterin sitzt.
18 weitere Fälle, in denen er des Betrugs verdächtigt wird, sind inzwischen eingestellt worden, weil sie verjährt sind. Der Angeklagte erzählt: Seit Anfang der 90er-Jahre funktionierte sein Geschäftsmodell. Und zwar nicht nur für ihn. Sein Bruder, der mit der gleichen Masche sein Konto aufgebessert hatte, hat bereits Haftstrafen deshalb abgesessen. Nur einmal, beim letzten Fall, wegen dem der Angeklagte heute vor Gericht sitzt - es war im Sommer 2016 - hatte er seine Masche gewechselt. Er war inzwischen zu alt für sein Spielchen.
"Man wird nur bis 65 Jahren aufgenommen", sagt der Angeklagte. Die Versicherungen, denen er sich als Selbstständiger unterjubelte, hatte er mit Bedacht ausgewählt. "Nicht jede Versicherung zahlt ein Tagegeld." Mitte des vergangenen Jahres habe er deshalb umgeschwenkt und diesmal eine Reiserücktrittsversicherung betrogen. Wieder kam das "verstauchte Sprunggelenk" zur Anwendung und Heribert R* war 3876 Euro reicher.
Zurückgezahlt habe er nichts, sagt er. Wie auch? Zuletzt war er in den 90er-Jahren berufstätig - als Versicherungsvertreter. Früher habe der gelernte Verwaltungsangestellter in einem Landratsamt gearbeitet. Heute erhält er neben seiner knappen Rente Grundsicherung vom Staat. Das meiste des erschlichenen Geldes aus den Versicherungsbetrügen habe er verzockt, erzählt er. "Ich habe einen inneren Drang gehabt zu spielen - wie ein Drogensüchtiger, der einen Schuss braucht." Mit vielen tausend Euro fütterte er die Automaten in den Spielhallen.
"Es ist mir schleierhaft, wie ein Arzt drei oder viel Mal das gleiche Attest ausstellen kann", sagt einer der Polizisten, die gegen den Angeklagten ermittelt hatten. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass er mit einem Arzt unter einer Decke gesteckt habe. Aktuell lebt der Betrüger in einer Kleinstadt in der Oberpfalz. Der Junggeselle Ende 60 war schon bei der Polizei geständig. Sein Vorstrafenregister ist leer. Für die Richterin Gründe dafür, seine Freiheitsstrafe zur Bewährung auszusetzen: In zwei Jahren kann der Versicherungsschwindler seine 16-monatige Freiheitsstrafe verbüßen. 450 Euro muss er an die Lebenshilfe in Bad Kissingen zahlen. Außerdem wird ein Gerichtsvollzieher bei Heribert R* klingeln um zu versuchen, die überlisteten Versicherungsfirmen mit etwas von Wert zu entschädigen.
hat er Zwang Sucht Krankheit Spielsucht
Unter Kollegen war es "allgemein bekannt", wie man so etwas angeht, erzählt Heribert R*. Grauer Anzug, goldene Armbanduhr; das volle graue Haar hat er zurückgekämmt. Er spricht ruhig. Ja, meint er, nachdem die Staatsanwältin die Anklage vor dem Kissinger Amtsgericht verlesen hatte, es stimmt alles: Zwischen Mitte 2011 und Mitte 2016 hat er sieben Versicherungen hinters Licht geführt und um 18 389 Euro gebracht. Der durchorganisierte Betrug funktionierte nur, weil ein paar Ärzte sein Spiel mitspielten.
Beim Joggen gestürzt, vom Fahrrad gefallen - das Muster war immer ähnlich. Heribert R* meldet sich als angeblicher selbstständiger Versicherungsvertreter bei einer Versicherung an. Zahlt die erste Police und hat ein paar Wochen später einen Unfall. Plötzlich, ganz zufällig. Besonders beliebt: "rechtes Sprunggelenk verstaucht". Mit dieser falschen Diagnose kam er immer durch - einer früheren Fraktur sei Dank.
Vor einigen Jahren war sein Sprunggelenk tatsächlich einmal gebrochen, erzählt der Angeklagte. Seither steckt ein Stück Metall zwischen seinem Fuß und dem Unterschenkel. Das Attest vom Arzt: ein Kinderspiel. "Das Gelenk ist immer geschwollen. Das hat der Arzt nie gemerkt." Ließ er sich zur Abwechslung etwas anderes einfallen - zum Beispiel: "vom Rad gefallen und dabei den Rücken geprellt" - auch kein Problem: "Wenn der Arzt Sie nicht ausgiebig untersucht, verlässt er sich auf Ihre Angaben", meint Heribert R*.
Der Arzt stellte die Krankmeldung aus. Immer wieder. Heribert R* kassierte. Immer wieder. Als scheinbar Selbstständiger steckte er das Tagegeld ein, das ihm die Unfallversicherung für die Krankentage ausbezahlte. Jedes Mal ließ er sich für mehrere Wochen krankschreiben und strich jeweils vierstellige Beträge von den Versicherungen ein. Sieben Mal dieselbe Leier kamen so 18 389 Euro Schaden zusammen. Und das sind nur die Fälle, wegen denen er heute vor der Richterin sitzt.
18 weitere Fälle, in denen er des Betrugs verdächtigt wird, sind inzwischen eingestellt worden, weil sie verjährt sind. Der Angeklagte erzählt: Seit Anfang der 90er-Jahre funktionierte sein Geschäftsmodell. Und zwar nicht nur für ihn. Sein Bruder, der mit der gleichen Masche sein Konto aufgebessert hatte, hat bereits Haftstrafen deshalb abgesessen. Nur einmal, beim letzten Fall, wegen dem der Angeklagte heute vor Gericht sitzt - es war im Sommer 2016 - hatte er seine Masche gewechselt. Er war inzwischen zu alt für sein Spielchen.
"Man wird nur bis 65 Jahren aufgenommen", sagt der Angeklagte. Die Versicherungen, denen er sich als Selbstständiger unterjubelte, hatte er mit Bedacht ausgewählt. "Nicht jede Versicherung zahlt ein Tagegeld." Mitte des vergangenen Jahres habe er deshalb umgeschwenkt und diesmal eine Reiserücktrittsversicherung betrogen. Wieder kam das "verstauchte Sprunggelenk" zur Anwendung und Heribert R* war 3876 Euro reicher.
Zurückgezahlt habe er nichts, sagt er. Wie auch? Zuletzt war er in den 90er-Jahren berufstätig - als Versicherungsvertreter. Früher habe der gelernte Verwaltungsangestellter in einem Landratsamt gearbeitet. Heute erhält er neben seiner knappen Rente Grundsicherung vom Staat. Das meiste des erschlichenen Geldes aus den Versicherungsbetrügen habe er verzockt, erzählt er. "Ich habe einen inneren Drang gehabt zu spielen - wie ein Drogensüchtiger, der einen Schuss braucht." Mit vielen tausend Euro fütterte er die Automaten in den Spielhallen.
"Es ist mir schleierhaft, wie ein Arzt drei oder viel Mal das gleiche Attest ausstellen kann", sagt einer der Polizisten, die gegen den Angeklagten ermittelt hatten. Es gebe aber keine Hinweise darauf, dass er mit einem Arzt unter einer Decke gesteckt habe. Aktuell lebt der Betrüger in einer Kleinstadt in der Oberpfalz. Der Junggeselle Ende 60 war schon bei der Polizei geständig. Sein Vorstrafenregister ist leer. Für die Richterin Gründe dafür, seine Freiheitsstrafe zur Bewährung auszusetzen: In zwei Jahren kann der Versicherungsschwindler seine 16-monatige Freiheitsstrafe verbüßen. 450 Euro muss er an die Lebenshilfe in Bad Kissingen zahlen. Außerdem wird ein Gerichtsvollzieher bei Heribert R* klingeln um zu versuchen, die überlisteten Versicherungsfirmen mit etwas von Wert zu entschädigen.
hat er Zwang Sucht Krankheit Spielsucht
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