
In der Stadtbibliothek Hammelburg las Bestsellerautorin und Mobilitäts-Podcasterin Katja Diehl aus ihrem Buch „Autokorrektur“ vor. Für Diskussionen sorgte auch im Publikum die Frage nach der Mobilität im ländlichen Raum.
„Jeder sollte das Recht haben, ein Leben ohne Auto zu führen“ – unter diesem Leitspruch schrieb Katja Diehl das Buch „Autokorrektur“, das vor gut einem Jahr erschien und prompt auf der Bestsellerliste landete. Mit ihrem Buch, in dem sie unter anderem fordert, häufiger auf Autos zu verzichten, löste sie Kontroversen aus. Sogar von Morddrohungen und Social-Media-Kampagnen gegen ihre Person berichtete die Autorin.
In der Lesung in der Stadtbibliothek , die von der Stadtbibliothek , der Volkshochschule und dem Verkehrsclub Deutschland unterstützt wurde, stellte Diehl ihr Werk vor. Im vollen Saal wies Philipp Spitzner, Klimaschutzmanager der Stadt Hammelburg , zu Beginn auf das geplante Klimaschutzkonzept hin. Ideen zur Verbesserung der Hammelburger Umwelt und Mobilität seien bereits vorhanden: Neben Carsharing der kommunalen Automobile nach Dienstschluss sollen auch höhere ÖPNV-Frequenzen zu einer besseren Energiebilanz beitragen. Das Konzept werde etwa im Oktober 2023 fertig sein, so Spitzner.
Gute Mobilität beginnt mit einer guten Nahversorgung – Katja Diehl schilderte zunächst ihre Beobachtungen vor Ort. Neben Autos, die vor jedem guten Fotomotiv stünden, seien auch die Supermärkte am Hammelburger Ortsrand ein typisches Symptom des heutigen automobilgeprägten Stadtbildes. Viele Leute würden nicht Auto fahren, weil sie es unbedingt wollten, sondern weil sie es der Infrastruktur wegen müssten, so Diehl . Dabei werden häufig – gerade auch von Politik und Unternehmen – jene vergessen, die gar nicht in der Lage sind, Auto zu fahren, wie Kinder, Senioren und finanzschwache Personen. Defizite im öffentlichen Nahverkehr und im Ausbau von Fahrradwegen führen hier zu vielerlei Problemen.
Amüsante Anekdoten
Mit einer Vielzahl an Beispielen und amüsanten Anekdoten aus dem eigenen Umfeld verdeutlichte Diehl die verbesserungswürdigen Umstände der Mobilität in Deutschland. Besonders der Bereich Barrierefreiheit liegt der Autorin am Herzen. Für Rollstuhlfahrer werde nur selten mitgedacht, egal, ob bei der Bahn oder im ÖPNV.
Positiv äußerte sich Katja Diehl zu Bemühungen einiger europäischer Städte wie Paris und Brüssel, autofreie Zonen einzurichten und die Straßen durch Begrünung abzukühlen. In Deutschland liege man hier weit zurück.
Mobilität geht alle an und bewegt – dies spiegelte sich auch in den Fragen und Anmerkungen des Publikums wider. Zur Sprache kamen auch Beispiele aus dem Ort. Neben zu schnellen Autos, die durch Anwohnerstraßen abkürzen, regten für den Fahrradverkehr gesperrte Abschnitte in der Innenstadt auf.
Die Veränderung sei machbar, so Katja Diehl , aber mehr Leute müssten ihre Stimme erheben. Gerade im ländlichen Bereich sei alles schwieriger, so Stimmen aus dem Publikum. Mit neuen Konzepten soll es aber auch hier einfacher werden, aufs eigene Auto zu verzichten. Das Thema Mobilität beschäftigt weiter: Katja Diehls nächstes Buch wird voraussichtlich im Jahr 2024 erscheinen.