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LKR. BAD KISSINGEN
Bereitschaftsärzte müssen künftig weiter fahren
Von unserem Redaktionsmitglied ISOLDE KRAPF
 |  aktualisiert: 19.04.2013 17:46 Uhr

Längst ist es kein Geheimnis mehr, dass Allgemeinärzte gerade auf dem flachen Land über Nachwuchsmangel klagen. Bundesweit sind aber mehr als 50 Prozent der Hausärzte jenseits der 55, wie die Kassenärztliche Vereinigung (KV) jüngst erhob. Das könnte für Patienten eng werden. Auch an den Wochenenden werden dann die Mediziner knapp, weil auch die Bereitschaftsdienstgruppen immer mehr in sich zusammenschrumpfen. Im Landkreis Bad Kissingen zum Beispiel gab es früher noch fünf Dienstgruppen, heute sind es nur noch drei. Und wahrscheinlich wird schon 2014 erneut umstrukturiert.

Bad Brückenau, Hammelburg, Bad Kissingen, Bad Bocklet und Burkardroth hatten einst eigene Dienstbereiche. Während Bad Brückenau und Hammelburg sich weiter als eigenständige Regionen halten, wurden vor längerer Zeit die Burkardrother Gruppe und jüngst die aus Bad Bocklet in die Kissinger Gemeinschaft integriert, sagt Dr. Herbert Schulze, Leiter des ärztlichen Kreisverbands, auf Anfrage der Main-Post.

Seit kurzem werden auch Patienten aus Maßbach und Oerlenbach von Bereitschaftsärzten aus Schweinfurt mitbetreut. Momentan hat sich die Situation entspannt, sagt Schulze. Bis die nächsten Hausärzte im Landkreis in Pension gehen, ist es noch ein bisschen hin. Intern diskutiert wird jedoch schon, dass wahrscheinlich 2014 auch der Hammelburger Dienstbereich hinzukommt.

Auch Fachärzte schieben Dienst

Zwei Dutzend Hausärzte machen derzeit Bereitschaftsdienst in der Kissinger Gruppe, davon sind laut Schulze zehn Hausärzte jenseits der 60. Vergessen darf man aber nicht, dass es zudem sechs Fachärzte gibt, die ebenfalls Bereitschaftsdienst leisten. Denn von der KV wurden inzwischen auch die Mediziner verschiedenster Fachgruppen zum Bereitschaftsdienst aufgefordert, sagt Schulze. Man kann als Patient am Wochenende bei der Dienstbereitschaft also auch auf einen Humangenetiker, einen Radiologen oder einen Psychiater stoßen. Lediglich Kinder-, Augen- und HNO-Ärzte sind nicht dabei, denn sie haben einen eigenen Bereitschaftsdienst.

Was die Zahl der Ärzte angeht, die sich den Bereitschaftsdienst teilen, ist man noch gut aufgestellt. „Dramatischer“ ist nach Schulzes Ansicht, wie weit man an den Bereitschaftstagen fahren muss. „Früher waren wir nur im Stadtgebiet unterwegs.“ Inzwischen legt man weite Strecken zurück. Das können laut Schulze schon mal 40 Kilometer werden, wenn man zum Beispiel von Gefäll nach Ramsthal muss.

Bereitschaftspraxis als Projekt

Auch für den Fall, dass in absehbarer Zeit der Hammelburger Dienstbereich dazukommt, haben die Kissinger schon einen Plan: Möglicherweise wird dann eine Bereitschaftspraxis, eventuell in einer Klinik, eingerichtet. Dorthin können Patienten kommen, die mit dem Auto gebracht werden, sagt Schulze. Während dann ein Arzt draußen im Einsatz ist, behandelt ein weiterer Kollege ambulant im Krankenhaus.

Vom Bereitschaftsdienst abzugrenzen ist jedoch die notärztliche Versorgung, die mit 25 Medizinern am Standort Bad Kissingen zufriedenstellend abgedeckt werden kann, sagt Dr. Tobias Bohn, der Leiter dieser Ärztegruppe. Der Notarzt muss kommen, wenn es um lebensbedrohliche Situationen geht, so Bohn.

Das „subjektive und objektive Kranksein“ sind oft zwei Paar Stiefel, weiß Dr. Ralph Brath aus Erfahrung. Der Chefarzt der BRK-Notfallbereitschaft bestätigt, dass auch mal der Notarzt gerufen wird, wenn es gar nicht um Leben oder Tod geht. Ursächlich dafür ist seiner Ansicht nach jedoch auch, dass früher sowohl Notfall- als auch Bereitschaftseinsatz über die Rettungsleitstelle in Schweinfurt vermittelt wurden. Seit etwa acht Jahren gibt es jedoch wieder zwei verschiedene Telefonnummern, was bei den Leuten vielleicht für Verwirrung sorgt.

Zur Info: Der Notarzt ist unter Tel. 112 erreichbar, den Bereitschaftsarzt fordert man unter Tel. 116 117 an.

 
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