
Es war etwas frostig in der Pfarrkirche St. Maria Magdalena , als das Konzert mit dem Titel „Seelenmusik zum Advent“ mit dem 350 Jahre alten Lied „O Heiland reiß die Himmel auf“, gesungen vom Ensemble Vokal Münnerstadt , begann. Doch es dauerte nur ganz kurze Zeit, bis die zahlreichen Besucherinnen und Besucher musikalisch abgelenkt wurden und Erfreulicheres im Sinn hatten als kalte Hände.
Regionalkantor Peter Rottmann hatte für dieses Advents- und Weihnachtskonzert , das nun nach zweijähriger Corona-Zwangspause wieder stattfinden konnte, ein vielfältiges Programm zusammengestellt, das die zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauer begeisterte und sie sogar zu einem sonst bei Konzerten in Kirchen nicht üblichen Zwischenapplaus hinriss.
Komponist in Münnerstadt getauft
Ganz besonders bemerkenswert ist, dass Peter Rottmann mit Georg Joachim Joseph Hahn einen heimischen Komponisten vorstellte, der am 24. Juli 1712 in der Pfarrkirche Sankt Maria Magdalena in Münnerstadt getauft wurde und am 21. Januar 1772 in seiner Heimatstadt an Faulfieber (Typhus) starb. Er besuchte das hiesige Augustiner-Gymnasium, an dem er Jahre später auch Schuldirektor war.
Sozusagen Vorgänger von Peter Rottmann, war er auch Organist an der Stadtpfarrkirche . Er schrieb mindestens zwei lateinische Schulspiele, heißt es im Programm und weiter „Georg Joachim Joseph Hahn gilt als einer der produktivsten Komponisten katholischer Gebrauchsmusik im 18. Jahrhundert … Seine zehn im Druck veröffentlichten Opera geistlicher Vokalmusik mit Instrumentalbegleitung … zeigen bemerkenswerte musikalische Qualitäten“.
Spezialistin für barockes Liedgut
Beim Konzert wurde deutlich, dass dem nichts hinzuzufügen ist. Die Zuhörenden in der Stadtpfarrkirche bekamen die Missa VI G-Dur mit Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei Zu hören. Die Messe wurde allerdings in einer starken Reduzierung auf Sopran, Violine und Cembalo aufgeführt.
Am Cembalo saß Peter Rottmann, den man sonst eher an der Orgel kennt. Aber das Cembalo beherrscht er ebenso meisterhaft. Als Sopranistin war Silke Evers verpflichtet worden, die seit 2003 als festes Ensemblemitglied am Mainfrankentheater in Würzburg singt, aber auch schon an zahlreichen anderen Opernhäusern wie Bonn, Kassel, Augsburg, Berlin oder bei den Salzburger Festspielen gastierte. Dass die Sängerin als Spezialistin für barockes Liedgut gilt, wurde beim Konzert in Münnerstadt deutlich.
Tölke an der Violine
Burghard Tölke übernahm den Violin-Part. Der Geiger ist seit Januar 2022 Dozent am Peter Cornelius Konservatorium in Mainz. Seinen Namen kennt man in der Gegend, denn er war Chef des Bad Kissinger Staatsbad-Orchesters, aber die Stadt kündigte ihm – nicht etwa wegen falscher Töne mit seiner Violine, sondern in Zusammenhang mit einer Streikaktion seines Orchesters.
Perfekte Harmonie
Gesang, Violine und Cembalo harmonierten perfekt und gefühlvoll miteinander. Die Zuschauer bedanken sich mit dem schon erwähnten ersten Beifall.
Das Blechbläserquartett der Stadtpfarrkirche mit Jürgen Weyer (Trompete I), Christian Scherzinger (Trompete II), Hubert Ziegler ( Posaune I) und Christian Werner ( Posaune II) erfreute das Publikum zum Teil allein, zum Teil im Zusammenspiel mit dem Ensemble Musikal mit bekannten, aber auch mit eher unbekannten Stücken.
Von Felix Mendelssohn Bartholdy (1808 bis 1847) standen die Stücke „wachet auf, ruft uns die Stimme“ und „höret, die Engelsboten singen“ auf dem Programm. Georg Friedrich Händels (1685 bis 1759) Stücke „Tochter Zion“ und „Feuerwerksmusik“ wurden sehr einfühlsam interpretiert.
Wild und groovig
Das Programm, dem natürlich noch Zugaben folgten, endete mit „O Tannenbaum“ aus dem Jahr 1824 – allerdings in einer Version des 1965 geborenen Musikers und Komponisten Martin Carbow. „Feierlich, wild & groovig, besinnlich, festlich“ lauten die Anweisungen dazu auf den Notenblättern.
Das könnte Sie auch interessieren: Wandern in Münnerstadt
