Das Kreuz, an dem Christus starb und die Pfeile, die den heiligen Sebastian trafen, müssten nicht nur als Todeswerkzeuge, sondern durchaus auch als Heilszeichen gesehen werden. Das sagte der Guardian des Klosters Kreuzberg, Pater Korbinian, den Waldarbeitern und Forstleuten beim Gottesdienst zum Sebastianstag. Der Grund sei, dass sowohl das Kreuz als auch die Pfeile von Menschen, besonders in schweren Zeiten, verehrt werden.
Der Geistliche freute sich über die bis zum letzten Platz gefüllte Klosterkirche. „Das hat man mir schon vorher gesagt, dass an diesem Tag der Gottesdienst sehr gut besucht sein wird, und es hat sich bewahrheitet.“
Eindrucksvoll waren das Eingangslied „Nimm Dir Zeit“ und als das Sebastianslied von kräftigen Männerstimmen in der Kirche erklang. Die Statue des Heiligen, die 2006 auf Anregung des damaligen Bruders Johannes Matthias geschnitzt wurde, stand an den Stufen des Altarraums, davor die Werkzeuge der Waldarbeiter.
Bitten für ein unfallfreies Arbeitsjahr
Eingangs hatte Gottfried Schwender (Gräfendorf) die Waldarbeiter aus Bayern, Hessen und Thüringen begrüßt und an Anton Räder aus Unterweißenbrunn erinnert, der vor über 50 Jahren die Tradition des Sebastianstages in der Rhön wieder aufleben ließ. Seitdem sei dieser „Feiertag“ der Waldarbeiter und Forstleute nicht mehr wegzudenken.
Aus früherer Zeit sei überliefert: Am Sebastianstag ruhen Säge, Axt und Beil, um dem Heiligen Sebastian für ein unfallfreies Arbeitsjahr zu danken und ihn weiterhin um seinen Schutz für das bevorstehende Jahr zu bitten.
Die große Anzahl der Waldarbeiter und Forstleute, aber auch der Ehrengäste, zeige den Stellenwert dieses Tages am Kreuzberg in der Rhön. Zur Tradition dieses Tages gehört es auch, dass wieder Forstwirtauszubildende den Altardienst übernommen hatten.
Gottfried Schwender dankte dafür den Betriebsleitern der Forstbetriebe Bad Brückenau, Bad Königshofen und Heigenbrücken. Ein Vergelt’s Gott galt Pater Korbinian für die Messfeier.
Enorme Herausforderungen durch den Klimawandel
Kurz streifte der Organisator des Sebastianstages die Waldsituation, verwies auf die schwierigen klimatischen Veränderungen und stellte fest: „Der Wald leidet durch dem Klimawandel .“ Die Zukunft liege im Umbau in einen klimatoleranten Mischwald . Auf die Waldarbeiter, Förster, Forstunternehmer und Waldbesitzer würden damit enorme Herausforderungen zukommen.
„Die Natur hat ihren eigenen Willen, und die kleinste Unachtsamkeit kann fatale Folgen haben.“ Zum Sebastianstag sagte Gottfried Schwender, dass dieser daran erinnern soll, dass es nicht selbstverständlich ist, am Abend wieder unbeschadet nach Hause zu kommen.
Er wusste von 40 Menschen, die in den letzten zwei Jahren in Bayern im Wald tödlich verunglückt seien. Im Gottesdienst erinnerte man an 19 Verstorbene und bat gleichzeitig den Heiligen Sebastian als Schutzpatron um seinen Beistand.
Suppe und Klosterbier an der Pforte
In den Gesprächen tauchte immer wieder der Name Anton Räder aus Unterweißenbrunn auf, der in den 1970er Jahren die Tradition des Sebastianstages am Kreuzberg initiierte. Einst hatte er davon erzählt, dass noch in den 1950er Jahren die Stämme mit dem Schlitten durch Pferdegespanne transportiert wurden. Eine nicht ungefährliche Aufgabe.
Zur Tradition gehörte damals, dass die Waldarbeiter um die Mittagszeit an der Klosterpforte eine warme Suppe erhielten und dazu Klosterbier. „Das haben wir dann am Feuer mit einem glühenden Keil etwas angewärmt“, erinnerte sich Anton Räder in einem früheren Gespräch. Etwas, das auch noch ältere Forstleute und Waldarbeiter beim gemütlichen Beisammensein im Antoniussaal wussten.
Dort begrüßte Gottfried Schwender die Ehrengäste, darunter Innenstaatssekretär Sandro Kirchner (Premich), Landrätin Sabine Sitter (Main-Spessart), die Landräte Thomas Bold (Bad Kissingen) und Thomas Habermann (Rhön-Grabfeld), ebenso wie zahlreiche Bürgermeister und die Leiter der Staatlichen Forstbetriebe Daniel Zippert und Heiko Stölzner.
Wallfahrt der Waldarbeiter und Forstleute
Bischofsheims Bürgermeister Georg Seiffert sagte in seinem Grußwort, dass es wichtig sei, die Tradition des Sebastianstages fortzuführen und diesen gemeinsamen Tag zu genießen. Rhön-Grabfelds Landrat Habermann nannte den alljährigen Sebastianstag am Kreuzberg die „Wallfahrt der Waldarbeiter und Forstleute“.
Dank galt Gottfried Schwender und seiner Frau Sandra für die perfekte Organisation. Zu Pater Korbinian gewandt, sagte er, dass es nun auch mit der kirchlichen Tradition am Kreuzberg wieder aufwärts geht. Es sei keine Sünde nach dem Gottesdienst zwei, drei Maß Bier zu trinken, das sei Ausdruck der Lebensfreude. „Darüber freut sich auch unser Herrgott.“ Zur „dritten Maß“ meinte Pater Korbinian, dass man dann das Auto stehen lassen sollte, um Unfälle zu vermeiden, wünschte allen aber einen angenehmen Tag am Kreuzberg in der Rhön.
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