Die Beine baumeln von der Sitzfläche, noch etwa zehn Zentimeter über dem Boden. Das erfordert einen kleinen Sprung, wenn der Dirigent zum Dankeschön durch einen Wink auffordert. Trotzdem ist Lucia hoch konzentriert an ihrer Querflöte, bei der für ihre noch kurzen Arme eine kindgerechte Rundung eingebaut ist, damit die Griffe auch sitzen können.
Sie ist wohl eine der jüngsten Musikerinnen des Bläserklassen-Orchesters, die aus den Grundschulen Münnerstadt , Nüdlingen und Poppenlauer kommen, und beim traditionellen Frühjahrskonzert der Städtischen Musikschule im Münnerstädter Sportzentrum ein erstes Konzert gaben.
Musikschule ist ein unschätzbarer Gewinn
Dieser Abend war schon ein Ereignis. Er zeigte den über 400 Besucherinnen und Besuchern eine Kraft und Energie dieser städtischen Einrichtung, deren Wirkung für die ganze Region ein unschätzbarer Gewinn ist.
Drei „Haus“-Kapellen stellten sich dem Publikum, einmal das aus den drei Bläserklassen geformte und das Vororchester, jeweils mit André Degand als Dirigenten, und schließlich das Jugendblasorchester unter der Leitung von Musikschulleiter Thomas Reuß.
In Zahlen waren da etwa 120 Musikerinnen und Musiker auf der Bühne, davon das Jugendblasorchester mit alleine 45 Bläserinnen und Bläsern sowie Trommlerinnen und Trommlern.
Stolz auf das Schulteam
Thomas Reuß wollte bei seiner Moderation den Stolz über sein Schulteam nicht verbergen, was angesichts der gezeigten Leistungen bei den Kindern, Jugendlichen und Spätberufenen völlig gerechtfertigt ist.
Es ist die Begeisterung, sich in ein Orchester zu integrieren, sich in die notwendige Disziplin einzufügen und trotzdem konzentriert und frei heraus das Instrument zu bespielen. Dass dazu viel Zeit zum Üben gehört, ist den Allermeisten sowieso klar.
Zwischendurch und gleich zu Beginn hat Bürgermeister Michael Kastl mit Ehrungen den besonders aktiven Ensemblemitgliedern gedankt, allen voran dem Schulleiter und seiner Frau: „Die seit langem weit über das vorgesehene Maß hinaus die Arbeit der Musikschule formen und weiter ausbauen, insbesondere bei verschiedenen Sonderveranstaltungen“, so der Bürgermeister.
Auffallend deutlich stellte er auch den Wert der Städtischen Musikschule als „freiwillige Leistung“ in den Vordergrund. Das tut er zu diesen schwieriger werdenden Zeiten nicht ohne Grund. Kulturreferentin Michaela Wedemann und Schulreferent Leo Pfennig haben die solide Arbeit mit den Orchestern persönlich in Augenschein genommen.
Schwung und sehr differenziertes Spiel
Das Lieblingslied des Bläserklassen-Orchesters? „Hänschen klein“, mit Schwung und sehr differenziertem Spiel in den Saal geschmettert. Mit acht Stücken, die altersgemäß nicht allzu lange sind, begannen die Kleinen aus den Grundschulen ihre Konzertkarriere.
Das Lieblingsstück des Vororchesters war diesmal der „Farmhaus Rock“, also wieder ein kantiges Stück. Mit der gleichen Begeisterung, dann auch beim Publikum, kam der „Power Rock“ rüber, in dem natürlich „We will Rock you!“ verborgen war. Das Vororchester probt schon ein Jahr, bevor es auf die Bühne geht. Das merkt man dann auch. Hier stimmen Taktanfang und -ende für den Laien gut hörbar, die Beherrschung des Instruments ist auf die angebotenen Stücke abgestimmt, zum Beispiel mit dem zackigen Beginn von Richard Strauß ’ „Also sprach Zarathustra“ und weiteren fünf Darbietungen.
Zwei Querflötistinnen punkten hoch bei „Jugend musiziert“
Man kann nur mutmaßen, ob sich die Akteure für die Ankündigungen der Musikstücke um diese Möglichkeit reißen. Doch neben der Idee, durch vorgegebene, oft lustige Informationen, dem Publikum mehr Eingang zum angebotenen Liedgut zu geben, ist es durchwegs die Ausdrucksstärke der Mädchen und Jungen, die auffällt.
Beim Leistungswettbewerb „Jugend musiziert“ waren diesmal zwei Querflötistinnen als Duo eingestiegen und konnten auf der Regionalebene 24 von 25 möglichen Punkten erreichen: Clara Winnig aus Münnerstadt und Rosina Reinhard aus Oberbach, beide neun Jahre alt.
Präzises Spiel eine Hörgaudi
Es war eine Art Vorglühen beim Auftritt des städtischen Jugendblasorchesters. Die Jubelstürme des Publikums waren gerechtfertigt. Ihr präzises Spiel waren auch eine Hörgaudi, eine echte Ansage an das Luftwaffen-Musikcorps aus Erfurt, mit dem zusammen das städtische Orchester beim Konzert am 20. März auftrat. Bei dem Spaß, der beim Konzertabend der Musikschule auch den letzten Winkel der großen Halle getroffen hat, sollte das ein Leckerbissen geworden sein.
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