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Bad Kissingen
„Begegnung mit der burmesischen Seele“
Ein Dokumentarfilm und persönliche Reiseerlebnisse geben Einblicke in das Land Myanmar am 22. März im katholischen Gemeindezentrum.
Die 2500 Jahre alte goldene Pagode Shwe Dagon in Yangon       -  Die 2500 Jahre alte goldene Pagode Shwe Dagon in Yangon
Foto: Ulrich Jüdes | Die 2500 Jahre alte goldene Pagode Shwe Dagon in Yangon
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 29.05.2024 17:25 Uhr

Zu einer besonderen Veranstaltung lädt das Filmforum der katholischen Kurseelsorge am Mittwoch, 22. März, um 19 Uhr ins Gemeindezentrum (Hartmannstraße 2) ein: Gezeigt wird der Dokumentarfilm „Myanmar – Reise in eine verlorene Zeit“ des Filmemachers Roman Teufel aus dem Jahr 2009.

Eine Zeitreise

„Es ist der beste Film über Myanmar, den ich kenne“, meint dazu der Wissenschaftler Ulrich Jüdes (74) in Bad Bocklet, der anschließend anhand einer eigenen Bilderschau über seine Eindrücke und Begegnungen mit Menschen Myanmars während seiner häufigen Aufenthalte seit 1975 berichten wird. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt ist frei.

Als „Flucht vor der Beschleunigungsgesellschaft“ und „Zeitreise in ein Land, dessen Entwicklung durch das Diktat eines Militärregimes für fast ein halbes Jahrhundert zum Stillstand kam“, bezeichnet Roman Teufel seinen filmischen Ansatz. „Wenn Myanmar heute so wirkt, als hätte jemand die Zeit angehalten, dann deshalb, weil genau dies passiert ist“, sagt der Filmemacher. „Das ehemalige Burma erinnert heute an einen von der Zeit längst überholt geglaubten Ort, eignet sich zur romantischen Verklärung wie ein pittoreskes Gemälde aus einer längst versunkenen Epoche.“

Mit diesem Dokumentarfilm möchte der aus Lübeck stammende und seit 2019 in Bad Bocklet lebende promovierte Biologe Ulrich Jüdes, der sich seit 1975 auf etwa einem Dutzend Reisen jeweils über Wochen bis hin zu Monaten im einstigen Burma aufhielt, eine „Begegnung mit der burmesischen Seele und mit den wohl freundlichsten Menschen der Welt ermöglichen, über deren Leiden in unseren Medien kaum berichtet wird“.

Nach zehn Jahren demokratischer Entwicklung stürzte das Militär im Februar 2021 die kurz zuvor neu gewählte Regierung unter Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi .

„Dieses Land ist einmalig“

„In meinem Vortrag am 22. März möchte ich über das Schöne, das ich erlebt habe, sprechen und nicht über Politik.“ Jüdes stört es, dass die westlichen Medien sich „in Schwarz-Weiß-Malerei auf das Politische beschränken“ und nicht über die Menschen und deren jahrtausendealte Kultur berichten. „Dieses Land ist einmalig“, bewundert er die Freundlichkeit, ehrliche Offenherzigkeit und Gastfreundschaft der Burmesen .

Vor fast 50 Jahren, damals noch Student der Biologie in Kiel, besuchte er auf einer zweimonatigen Südostasien-Reise auch Burma (seit 1989 Myanmar) für eine Woche. „Damals hat mich das Burma-Virus gepackt.“ Seitdem kehrte er immer wieder dorthin zurück, manches Mal für mehrere Monate, besuchte an der Universität Vorlesungen über buddhistische Psychologie und Philosophie und knüpfte Kontakte mit Einheimischen, von denen manche zu Freunden wurden.

Besonders beeindruckte ihn die aus tiefer Religiosität herrührende Bereitschaft, „etwas von Herzen zu geben, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten“. So lieh ihm eines Tages der Arzt eines Klosters, in dem Jüdes für längere Zeit zu Gast war, ein Mountainbike für seine Ausflüge. „Der Mann kannte mich überhaupt nicht, hatte aber von meinem Wunsch gehört.“

Fröhlichkeit bewahrt

Trotz des politischen Drucks durch das Militärregime hätten die Burmesen damals ihre Fröhlichkeit und Freundlichkeit bewahrt. Eine Veränderung stellte Jüdes erst nach Beginn der Liberalisierung und des Demokratisierungsversuchs ab 2010 fest. Einen möglichen Grund sieht er in den negativen Begleiterscheinungen westlicher Lebenshaltung. „Der Westen begann eine Art Kolonialisierung Myanmars aus politischem und wirtschaftlichem Eigeninteresse.“

Heute, seit dem Putsch im Februar 2021 wieder unter Regierung des Militärs, dessen Herrschaftsanspruch viele der konservativen Religionsführer nicht widersprochen haben, halte sich die Mehrheit der Einwohner zwar zurück, meint Jüdes, doch er selbst kennt manche, die im Untergrund leben.

Für Hilfsbedürftige sammelt Ulrich Jüdes seit Jahren Spenden. Deshalb wird er auch am Filmabend im Gemeindezentrum einige Restexemplare der inzwischen vergriffenen Biografie „ Aung San Suu Kyi . Die Tochter“ (2015) von Hans-Bernd Zöllner gegen entsprechende Spenden abgeben.

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Ulrich Jüdes  vor einer Ansicht aus Myanmar       -  Ulrich Jüdes  vor einer Ansicht aus Myanmar
Foto: Sigismund von Dobschütz | Ulrich Jüdes vor einer Ansicht aus Myanmar
 
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