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RANNUNGEN
Bei fünf Windrädern ist Schluss
Von unserem Redaktionsmitglied ISOLDE KRAPF
 |  aktualisiert: 18.12.2011 19:04 Uhr

Während andere erst planen, sind die Rannunger schon am Ziel: Seit kurzem recken drei Windräder stolz ihre mächtigen Bürstenköpfe in die Höhe. Und wenn die Firma WOTAN (Fahrendorf) hält, was sie verspricht, werden sich die Rotorblätter noch 2011 in Bewegung setzen. Mittlerweile gibt es auch Interessenten für zwei Bürgerwindräder. Mit fünf Rotoren wäre die vom Gemeinderat im Flächennutzungsplan festgezurrte Konzentrationszone für Windkraftanlagen dann ausgereizt, sagt Bürgermeister Fridolin Zehner.

Das erste Windrad Unterfrankens wurde 1998 bei Gauaschach errichtet. Die ersten drei Rotoren nach der Energiewende entstanden vor einem Jahr bei Gauaschach. Rannungen wird aber wohl auch in die Windkraft-Annalen der Region eingehen, denn schließlich sind die drei jetzt gebauten Anlagen die ersten im Altlandkreis Bad Kissingen.

Und noch in einer weiteren Hinsicht, ist die Gemeinde Vorreiter: Das Ratsgremium wies als erstes im Landkreis ein lediglich 400 Hektar umfassendes Stück Land im Flächennutzungsplan als Konzentrationsgebiet für Windräder aus. Im Regionalplan aber ist eine weitaus größere Gesamtfläche als Vorranggebiet für Windkraft betitelt. Die Gemeinde wollte so der Zerspargelung der Landschaft vorbeugen, sagt Zehner im Gespräch mit der Main-Post.

Pilgerscharen zu den Windrädern

Wenn die drei Rotoren die installierte Leistung von 4,5 Megawatt elektrischer Energie tatsächlich produzieren und man die Bioenergie der Photovoltaikanlage in der Flur zwischen Rannungen und der A 71 dazuzählt, stellt die Gemeinde ab 2012 mehr Strom her als sie verbraucht, sagt Zehner nicht ohne Stolz.

Das ist jedoch eine theoretische Rechengröße, denn zum einen gehören die Windräder den Stadtwerken Erlangen, zum andern fließt der erzeugte Strom zu E.ON und damit ins öffentliche Netz. Die Gemeinde profitiert lediglich von der Pacht der Flächen und später vielleicht von der Gewerbesteuer. Für zahlreiche Bürger ist aber die „ökologische Überzeugung“ ausschlaggebend, sagt Zehner. Schließlich ist die öffentliche Debatte um mögliche Standorte in Rannungen schon vier Jahre alt.

Der Aufbau der drei jeweils 105 Meter hohen Giganten vor ein paar Wochen löste denn auch eine Art Völkerwanderung aus. Spektakulär war allein schon, dass der Arm des 110 Meter hohen Krans mit einem kleinen Kran immer wieder auf- und abgebaut werden musste. Die Bürger kamen scharenweise, um die Arbeiter zu bestaunen. Die Hälfte der Leute reiste jedoch von auswärts an, wie Zehner an den Nummernschildern der Autos ablesen konnte. Wäre solch ein Run vorauszusehen gewesen, hätte man sicher eine Würstelbude aufgestellt.

Die Diskussion um die Windkraft ist in Rannungen jedoch noch nicht zu Ende. Derzeit sind im Konzentrationsgebiet zwei weitere Anlagen als Bürgerwindräder im Gespräch, für die es auch schon Interessenten gibt. Klar ist jedoch noch nicht, in welcher Form sich die Leute organisieren werden, sagt Zehner. Eine Variante sieht einzelne Bürger als Betreiber vor, bei der Alternative steht eine Genossenschaft hinter dem Windrad. In jedem Fall profitieren dann die beteiligten Rannunger vom Ertrag der Windräder.

Mit fünf Windkraftanlagen ist die Konzentrationszone ausgelastet. Das soll bei einer Ratssitzung im Januar 2012 nochmals besiegelt werden, so der Bürgermeister. Denn das vom Regionalen Planungsverband auf Rannunger Gemarkung vorgesehene Vorranggebiet für Windkraft hat einen viel größeren Radius.

Sorge um die Konzentrationszone

Die Gemeinderäte treibt jetzt die Sorge um, inwieweit die Ausweisung ihres Konzentrationsgebiets gültig ist. Denn schließlich sind Windrotoren „privilegierte“ Vorhaben, die nicht vom Gemeinderat, sondern vom Landratsamt abgesegnet werden müssen. Rein theoretisch könnte es also passieren, dass ein Unternehmen in Rannungen ein Windrad beantragt und dies auch auf den Vorrangflächen amtlich zugestanden wird. Ob der Gemeinderat in diesem Fall ein Mitspracherecht hat, konnte selbst vom Bayerischen Gemeindetag nicht zweifelsfrei geklärt werden, sagt Zehner. Deshalb wollen die Rannunger vorsorgen und jetzt eine Eingabe an das Regionalgremium machen. Die Anhörungsfrist wurde nämlich jetzt auch bis 2. März 2012 verlängert.

 
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