Auch beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelheit ( LGL) ist die Information noch taufrisch, dass in den nächsten Jahren das Schulungszentrum der Behörde von München nach Bad Kissingen verlagert werden soll. Das hatte Ministerpräsident Markus Söder ( CSU ) am Mittwoch angekündig, als er die Pläne zur zweiten Behördenverlagerung vorgestellt hat. "Zur Verlegung selber können wir noch keine Auskunft geben", heißt es von der LGL-Pressestelle.
Das Landesamt ist als Fachbehörde drei Ministerien nachgeordnet: dem für Umwelt und Verbraucherschutz, dem für Gesundheit und Pflege sowie dem für Arbeit. Im Schulungszentrum "organisieren wir für den gesamten Geschäftsbereich die Aus-, Fort- und Weiterbildung", erklärt die Sprecherin. Das heißt, das LGL bietet Lehrgänge an - zum Beispiel für Amtsärzte und Amtstierärzte, für Hygienekontrolleure, Lebensmittelkontrolleure und Futtermittelprobenehmer. Diese Ausbildungen sollen in Zukunft dann nicht mehr in der Landeshauptstadt, sondern in Bad Kissingen stattfinden.
200 LGL-Jobs in Kissingen
100 neue Arbeitsplätze soll das Schulungszentrum in die Große Kreisstadt bringen. Hinzu kommen laut Landtagsabgeordneten Sandro Kirchner ( CSU ) bis zu 3000 Übernachtungen im Jahr. Der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses im Landtag wertet das als großen Erfolg, nicht nur für das Staatsbad, sondern für den gesamten Landkreis. " Bad Kissingen und Schweinfurt sind die einzigen in Unterfranken, die eine Einrichtung bei der Behördenverlagerung bekommen haben", sagt er. Das Schulungszentrum stärke die Gesundheitswirtschaft und erweitere die LGL Außenstelle, die der Freistaat aktuell in Bad Kissingen aufbaut. Dafür werden seit 2017 der Neumann-Flügel und das Kurhausbad für 40 Millionen Euro umgebaut. In den Gebäuden sollen bis 2025 100 LGL-Angehörige arbeiten.
Zählt man die Außenstelle und das Schulungszentrum zusammen, wird es in Zukunft 200 qualifizierte LGL Arbeitsplätze in Bad Kissingen geben. Davon profitieren nach Ansicht Kirchners die Heimischen, die attraktive Arbeitsplätze bekommen. Die Region profitiert, weil das LGL auch Fachkräfte von außerhalb in den Landkreis holt.
Wie das Schulungszentrum aussehen und wo es entstehen soll, dazu gibt es noch keine konkreten Pläne. "Bis klar ist, wie das ganze ausgestaltet wird, dauert es noch etwas", sagt Kirchner. Um die zweite Behördenverlagerung umzusetzen, habe sich der Freistaat ein Zeitfenster von 2025 bis 2030 gesetzt. Das Finanzministerium, die staatliche Immobilienverwaltung und das LGL arbeiten für Bad Kissingen die Pläne entsprechend aus. Hierbei würden leerstehende, staatliche Immobilien natürlich besonders berücksichtigt.
Bad Kissingens Oberbürgermeister Kay Blankenburg ( SPD ) sieht in der Behördenverlagerung eine konsequente Politik des Freistaats, die ländliche Gebiete stärkt. "Für Bad Kissingen ist das ein Volltreffer", meint er. Das LGL passe zur Kernkompetenz Bad Kissingens als Gesundheitsstandort und werde dabei helfen, dass sich das weiter herumspricht. Der Freistaat habe einige Immobilien in der Stadt, die als Standort für das Schulungszentrum in Frage kommen. "Wenn ich einen Wunsch äußern dürfte, wäre es die Untere Saline", sagt er. Dort hat das Staatliche Bauamt zuletzt das Dach des Nordflügels für 800 000 Euro instand gesetzt.
Überwiegend positive Resonanz
Dass das Schulungszentrum in der Großen Kreisstadt angesiedelt wird, steht fest. Manuela Rottmann, Bundestagsabgeordnete und Landratskandidatin der Grünen, hätte sich stattdessen gewünscht, wenn der Kreistag und die Kommunen in die Entscheidung einbezogen gewesen wären. Bei der Ortswahl müsse es um die Frage gehen, wo das Schulungszentrum am meisten bringe und nicht darum, wo "die Staatsregierung möglichst viele Fliegen mit einer Klappe schlägt".
Landrat Thomas Bold ( CSU ) hält es für richtig, dass die Staatsregierung den ländlichen Raum mit qualifizierten Arbeitsplätzen unterstützt. Dass auch andere Kommunen im Landkreis ein Interesse daran haben, Standort für das Schulungszentrum zu werden, sei verständlich. Gleichzeitig hält er "die Entscheidung für nachvollziehbar, wenn ich bereits eine LGL-Außenstelle habe, dann diese mit dem Schulungszentrum auszubauen". Der Freistaat trage der Funktion Bad Kissingens als Oberzentrum Rechnung.
Die IHK Mainfranken begrüßt die beabsichtigte Behördenverlagerung nach Bad Kissingen und Schweinfurt. Schweinfurt erhält eine Bearbeitungsstelle des Finanzamtes München mit 300 Arbeitsplätzen. "Wenn 400 neue Behördenarbeitsplätze in Mainfranken entstehen, ist das nicht nur eine nachhaltige Verstetigung des regionalen Arbeitsmarktes, sondern auch für die regionale Wirtschaft insgesamt ein wichtiger Impuls", sagt Sascha Genders, stellvertretender Hauptgeschäftsführer.
Positiv sieht er auch den angekündigten Studienplatzausbau in Würzburg und Schweinfurt. Das belebe den regionalen Konsum und "bietet eine gute Perspektive für eine weiter verbesserte Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft, die auf qualifizierte, wissenschaftlich vorgebildete Fachkräfte dringend angewiesen ist".