Wenn die Kreisgruppe Bad Kissingen im Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband nicht ganz daneben liegt, dann wird das neue für Kissingen ein gutes Jahr. Der Verband, der sich selbst in aller Bescheidenheit „herausragende finanz- und arbeitspolitische Bedeutung im Bäderlandkreis“ zumisst, ist recht zufrieden mit der Entwicklung in Stadt und Region 2016. Und er schöpft daraus Hoffnung für 2017.
Gradmesser der Stimmung
Der Neujahrsempfang, das alljährliche Treffen von Hoteliers und Gastronomen mit Vertretern von Politik, Wirtschaft und Verwaltung, ist ein Gradmesser der Stimmung in der für Deutschlands bekanntesten Kurort in der Tat nicht ganz unwichtigen Branche. Heinz Stempfle, der Kreis- und Bezirksvorsitzende des Verbands, berichtete da von positiven Entwicklungen auf mehreren Ebenen. Die Landkreishotellerie habe ihre Übernachtungszahlen 2016 um knapp zwei Prozent gesteigert. Und auch die Gastronomie habe vergangenes Jahr einen nominalen Zuwachs um zwei Prozent verbucht.
Bester Wert seit 20 Jahren
Stempfles Optimismus nährt sich zudem von aktuellen Statistiken zu Gästeankünften und Übernachtungen in Bad Kissingen. 1,633 Millionen Übernachtungen – der beste Wert seit den schweren Einbußen durch die Gesundheitsreform von 1996 – und erstmals mehr als eine Viertelmillion Gästeankünfte wertete auch Gastredner Oberbürgermeister Kay Blankenburg als Erfolg.
Kurhaushotel: Gespanntes Warten
Aufmunternd findet Stempfle zudem den Blick auf anstehende Projekte. Beim Luitpoldbad, dessen Umgestaltung zum Behördenzentrum heuer abgeschlossen werden soll, könne Kissingen sich nach Jahrzehnten „des Leerstands und zunehmenden Verfalls“ schon bald „über ein attraktives Baudenkmal freuen“. Beim Kurhaushotel wartet er, wie die ganze Stadt, gespannt auf das für Ende Februar angesetzte Ende der staatlichen Ausschreibung für eine private Investition in ein neues Vier-Sterne-Hotel. Selbst beim Fürstenhof pflegt der Kreis -und Bezirksvorsitzende der Hoteliers und Gastronomen noch ein Fünkchen Hoffnung.
Kritik an Bundesregierung
Weniger Vertrauen hat Stempfle bei Neuerungen, die von außen kommen. Die Bundesregierung denke sich Jahr für Jahr Überraschungen aus. Besonders kritisch beurteilt er Regelungen bei der Mehrwertsteuer. Die sei zwar für Hotelleistungen auf sieben Prozent vermindert. Doch das werde „durch die wachsende Zahl von Ausnahmen ad absurdum geführt“. Neuerdings sollten hoteleigene Kfz-Stellplätze und das Angebot der Sauna aus dem Übernachtungspreis herausgerechnet und separat mit 19 Prozent Mehrwertsteuer angesetzt werden. Solche Vorgaben seien „völlig abstrus und lächerlich“.
Hygieneampel noch nicht vom Tisch
Bei der Hygieneampel sei ebenfalls das letzte Wort nicht gesprochen. Vor Jahren habe die Branche „diese im Grunde willkürliche Bewertung gastronomischer Unternehmen“ noch verhindert. Weil jetzt aber Nordrhein-Westfalen die Ampel doch wieder „aus der Mottenkiste hervorkrame“, werde das Thema die Branche weiter beschäftigen.
Die Brandschutzbestimmungen seien erneut verschärft worden. Grundsätzlich sei Brandschutz zwar sinnvoll. Man dürfe aber nicht zulassen, dass neue Vorschriften Existenzen gefährden. Gerade für ältere Kleinbetriebe könnten staatlich geforderte Umbauten das finanziell Verkraftbare schnell übersteigen.
Anregung für die große Politik
Über die Stadtgrenzen hinaus blickte auch der OB. Wenn ihn die Bundeskanzlerin anrufen und nach einem Wunsch fragen würde, dann würde er als überzeugter Deutschlandurlauber anregen, Flugbenzin genauso hoch zu besteuern wie andere Kraftstoffe. Es lohne sich vielleicht sogar, wenn Deutschlands Tourismusorte diese Forderung zu einer gemeinsamen machen würden. Denn bis jetzt subventioniere der Bund mit geringeren Steuern auf Flugbenzin Billigflieger in die Türkei oder nach Thailand.
Für die Politik auf Landesebene, konkret für Bayerns Finanzminister Markus Söder, ist Blankenburg voll des Lobes. Nicht nur wegen der Investitionen des Freistaats in Luitpoldbad und Kurhausbad freue er sich, dass Söder als Festredner für den städtischen Neujahrsempfang zugesagt habe. Er spüre bei jedem Gespräch, dass Söder auch das Projekt Kurhaushotel am Herzen liege.
Staatssekretärin hat einst selbst bedient
Dorothee Bär, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, berichtete nicht nur von gastronomischer Vorerfahrung aus acht Jahren Bedienen in einer Gaststätte ihres Heimatorts. Sie würdigte auch die Qualität der Gastronomie in Stadt, Kreis und überhaupt in Franken. Für Fälle, wo es Probleme mit der Infrastruktur gebe, nicht nur im Straßenverkehr sondern auch beim Breitbandausbau, bot sie sich als Ansprechpartnerin an.