Im Pfarrheimsaal in Hausen ist nur das Schnipsen der Finger von Franny Fuchs zu hören. "Eins, zwei, drei, vier" zählt sie vor, während die Mädels von Chorisma konzentriert auf ihren Einsatz warten. Und schon geht es los mit der ersten Zeile: "If god had a name, what would it be?" aus dem bekannten Stück "One of us" von Joan Osborne.
Zum Üben hat man heute viel Zeit: extra wurde ein Probentag angesetzt, damit man sich ganz ohne Ablenkung dem Chorgesang widmen kann. Seit 9.30 Uhr ist man bereits im Pfarrheimsaal, auch wenn jetzt später Nachmittag ist, so kann man den jungen Damen die Freude am Singen immer noch anhören.
Franny Fuchs achtet dabei besonders auf Kleinigkeiten: wann müssen die Stimmen gesenkt werden, welche Stellen müssen hervorgehoben werden und - auch ganz wichtig - wie kann man das Lied auf der Bühne performen kann. Ganz nebenbei erfahren die 19 Mädels auch so wichtige Dinge wie beispielsweise den Unterschied zwischen Kopf- und Bruststimme.
Dabei ist Franny Fuchs die Begeisterung anzumerken, mit der sie das Wissen vermittelt. Für sie ist die Musik einfach Berufung. Fuchs studierte an der Hochschule für Musik auf Lehramt an Gymnasien mit dem Schwerpunktfach Gesang und nahm im Anschluss daran ein klassisches Gesangsstudium auf. Parallel hierzu übernahm sie die Leitung verschiedener Chöre, unter anderem die künstlerische Leitung des Jazzchores Würzburg. Sie hat außerdem einen Lehrauftrag für Jazzchorleitung inne und sorgt für die Fortbildung von Chorleitern und Chören.
Von der Leistung der Chorismas ist die Expertin begeistert: "Man merkt, dass diese Gruppe sehr offen und experimentierfreudig ist. Sie sind heute mit viel Motivation dabei". Dadurch, dass die Mädels trotz des jugendlichen Alters schon viel Erfahrung im Singen haben, gehen die Stücke leicht von der Hand. Aber Fuchs ist auch die soziale Komponente wichtig, die ein solcher Tag mit sich bringt: "Der Chor wächst hier auch menschlich zusammen. Dies hat große Auswirkungen auf den Gesang".

Hohes Niveau

Beim Probentag werden auch Ideen entwickelt, wie man die Stücke choreographisch neu interpretieren kann. "Wir arbeiten außerdem an der Dynamik. Denn beim Auftritt ist auch die Performance wichtig" erklärt Fuchs. Dabei ist sie voll des Lobs für den Jugendchor: "Er ist sehr aufgeschlossen auch neuen Ideen gegenüber. Mädchen, die in solch jugendlichem Alter auf einem derart hohen Niveau singen habe ich fast noch nie getroffen".
"Das war heute echt cool" meint die Chorleiterin der Chorismas, Antje Kopp. Eigentlich probt sie mit den jungen Damen, heute schaut sie zu und lässt sich von Franny Fuchs' Arbeit inspirieren. "Es ist auch spannend zu sehen, wie meine Mädels bei einer anderen Chorleiterin reagieren" so Kopp. Dabei fällt ihr auf, dass das Proben etwas disziplinierter abläuft. Aber das sei eine natürliche Reaktion beruhigt Franny Fuchs.
Beim Probentag können alle Sängerinnen ihre Ideen einbringen. "Es ist wichtig, dass der Chor sich selbst überlegt, wie man gewisse Stellen in den Liedern am besten choreographiert und stimmlich ausdrückt" erklärt Franny Fuchs. Hierbei hat man in mehreren kleinen Kreisen gearbeitet, das Ergebnis wird dann der Gruppe vorgestellt. Eine Inspirationsquelle auch für Antje Kopp: "In den zukünftigen Proben werde ich einige Kniffe ausprobieren, die ich heute gelernt habe".
"Mir hat heute besonders gefallen, dass wir gelernt haben, wie man sich Liedstellen erarbeiten und sie verbessern kann" ist Franziska Meder aus Frankenbrunn begeistert. "Es macht Spaß, auch einmal mit einer anderen Chorleiterin Stücke einzuüben" meint Nina Back aus Reichenbach.
"Man konnte sich heute einfach einmal Zeit zum Üben nehmen und sich ganz einem Stück widmen" erklärt Josephine Kopp. Meist muss bei den sonst üblichen Proben in den eineinhalb Stunden alles immer recht flott ablaufen. In der letzten halben Stunde nimmt dann der Zeitdruck noch zu. "Heute sind wir von 9.30 Uhr bis 18 Uhr hier und haben Zeit, auch auf kleine Details zu achten" freut sich Kopp.
"Neu für uns war heute, dass man sich zuerst einmal auf Franny Fuchs als Chorleiterin einlassen musste. Man hat dabei gelernt, aufeinander einzugehen" erklärt Franziska Meder. Fuchs habe dabei die Stärken, aber auch die Schwächen eines jeden einzelnen wahrgenommen und erläutert. "Das war wichtig, damit man sich weiterentwickelt" sagt Josephine Kopp.
Doch das vielleicht wichtigste am Probentag war, dass die Eigeninitiative gefördert und den Chorismas gezeigt wurde, wie man neue Ideen entwickeln und umsetzen kann. Und natürlich auch, dass neben dem Singen auf der Bühne auch eine gute Performance wichtig ist. Hierzu hat man verschiedene Figuren eingeübt, die man in Zukunft umsetzen will. Und natürlich wurde die Gemeinschaft gestärkt, was ein wichtiger Nebeneffekt war. Und somit war der Probentag sowohl für den Chor als auch für die Chorleiterin ein voller Erfolg. Auch wenn man nach 8,5 Stunden schon erschöpft ist: beim Choaching mit Franny Fuchs konnte man einiges lernen - und dabei ganz nebenbei noch viel Spaß haben.