Es ist beängstigend, wie viele Krankheiten auf dieser Welt ihr Auskommen finden. Es müssen Aber-Millionen sein. Selbst einem Experten wie mir begegnen ständig Gebrechen, von denen ich bis dato nichts ahnte. Und die ich vielleicht lieber nie kennen gelernt hätte.
Neulich tauchte in einem kleinen, unverfänglichen Text unvermittelt das Wort Spontan-Diabetes auf. Seither ist alles anders. Ich habe Angst. Ja, ich weiß: Es ist albern, sich vor einem Wort zu fürchten. Zumal mir nicht einmal die Symptome von Spontan-Diabetes geläufig sind. Deshalb bleibe ich nach dem Aufwachen eine Minute länger liegen und taste vorsichtshalber alles an mir ab. Meist ist noch alles dran, was mich aber keineswegs beruhigt.
Was für ein Schicksal: Falls ich gerade mal keine Angst vor dem Altern habe, bilde ich mir Krankheiten ein – so was nennt man wohl Hypochondrie. Es gibt diesbezügliche Untersuchungen, wonach zehn Prozent aller Kranken überhaupt nichts haben. Das Phänomen kannten übrigens schon die alten Griechen, die vermuteten, dass bei Hypochondern ein böser Geist unter den Bauch-Rippen wohnt, der Juckreiz verursacht, weshalb es zu dem komischen Namen (hypo = unter; chondros = Brust) kam.
Ich habe mich inzwischen mit meinem Hypochonder-Dasein abgefunden. Wobei im Moment gar nicht einmal die Spontan-Diabetes im Mittelpunkt steht, sondern das Spontan-Einnicken. Erst am Sonntag war es wieder soweit: Ich hatte mich auf einen netten Krimi-Abend gefreut und den Tatort in der ARD eingeschaltet, als kurz vor 21 Uhr der Schlaf siegte.
Was in vielerlei Hinsicht tragisch ist: Es ist klar, dass ich etwas habe. Einer, der bei Krimis normalerweise vor Angst ins Kissen beißt und bei jedem noch so kleinen Geräusch den Mörder im eigenen Haus wähnt, schläft nicht einfach so ein. Außerdem weiß ich bis heute nicht, wer der Mörder war und ob die Kommissare überlebt haben. Und dann würde mich noch interessieren . . . ach, besser, ich höre jetzt auf – da ist es nämlich schon wieder, dieses unheimliche Jucken an den Bauch-Rippen.