
Ein Kind, das beim Schulausflug verloren geht; Forscher, die nicht mehr lebend aus dem Urwald zurückkommen oder Feen, die den entführten König retten – solche und ähnliche Geschichten haben die vier Jugendliche Lina, Hanna, Eva und Michelle bereits in ihrer Freizeit geschrieben. Nun lernen sie in einem Kurs für Begabte die Arbeit von Journalisten kennen und das Schreiben von Reportagen.
„Gestern hatten wir ein Termin im Hotel Frankenland . Wir wurden drei Stunden durch das Hotel geführt“, erzählt die 13-jährige Eva. „Danach waren wir echt platt, aber es war sehr interessant und die Hotelangestellten waren alle sehr offen.“
Hinter die Kulissen schauen
Es war bereits der dritte Termin, den die vier Mädchen im Rahmen des Kurses „Journalistisches Schreiben“ wahrnahmen. „Dieser sogenannte Enrichment-Kurs findet im Rahmen der Schülerakademie Main-Rhön für besonders leistungsstarke Schüler aus allen unterfränkischen Gymnasien statt“, erklärt Kursleiter Markus Holzammer vom Jack-Steinberger-Gymnasium in Bad Kissingen. Die Schüler werden von den jeweiligen Klassenlehrern ausgewählt und können dann aus verschiedenen Kursen wählen.
Zusätzlich zum normalen Schulalltag drücken sie an sieben Blockterminen freitags und samstags die Schulbank. „Es ist einfach interessant, mit unterschiedlichen Leuten in Kontakt zu kommen und darüber zu schreiben“, sagt Michelle, die in die achte Klasse des Hammelburger Gymnasiums geht. Am interessantesten war für sie der Besuch der Polizei in Bad Kissingen und der Künstlerin Romana Kochanowski. „Man erfährt Dinge, die man sonst nicht so sieht.“

Durch den Kurs sollen die Schülerinnen die Möglichkeit haben, interessante Personen, Örtlichkeiten und Institutionen kennenzulernen, erklärt Markus Holzammer. „Neben der allgemeinen Sprach- und Beobachtungsschulung sollen die Jugendlichen ein Gespür für den angemessenen Umgang mit Menschen entwickeln und dadurch ihre soziale Kompetenz stärken. Reportagen eignen sich besonders gut, weil es eine offene und lebendige Form des Schreibens ist.“
Praxisnaher Unterricht
Hanna fand es einfacher, die Künstlerin als einzelne Person darzustellen, als die Arbeit der Polizei : „Es ist schwierig, die vielen Informationen, die man hat, zu ordnen und zu entscheiden, was man verwendet und was nicht“, sagt die Bad Kissinger Gymnasiastin .
Die eigenen Aufzeichnungen werden einzeln zu Hause als auch gemeinsam im Kurs bearbeitet. „Ich finde es gut, dass wir die Texte gemeinsam besprechen, denn jeder sieht was anderes und hat einen anderen Fokus“, findet Lina aus Bad Brückenau.

Reportagen am Ende veröffentlichen
Ziel sei es, die Textform der Reportage mit Leben zu füllen, den Entwurf geduldig zu bearbeiten und die eigenen Potenziale auszuloten, so Markus Holzammer. „Am Ende des Kurses wollen wir eine Broschüre mit allen Texten erstellen, die an alle Jugendlichen, Schulleitungen und die Personen und Institutionen, welche vorgestellt wurden, verteilt wird.“ Lina und Michelle fänden es toll, wenn sie noch über ein Krankenhaus oder eine Fahrschule berichten könnten.
Selbst informieren sich die vier Schülerinnen über Neuigkeiten vor allem durch Nachrichten im Fernsehen und durch die Zeitung. Vom Journalismus in Deutschland wünschen sie sich mehr Einfachheit: „Die Nachrichten sind oft sehr kompliziert formuliert und man braucht viel Vorwissen“, findet Hanna und Eva ergänzt: „Es sollte einfach erklärt werden, wie bei den Kindernachrichten.“