"Wir hatten noch Glück", sagt Florian Blank (38) aus Ramsthal und schaut auf den stetig wachsenden Rohbau seines künftigen Wohnhauses im neuen Ramsthaler Baugebiet . Mit seiner Frau Margarete (37) und den beiden Söhnen will er im kommenden Jahr einziehen, für die Eltern entsteht eine Einliegerwohnung. Im April 2021 handelte Florian Blank mit der Baufirma den Preis für das Haus aus. "Ohne die Festpreis-Garantie hätten wir vermutlich nicht gebaut", sagt der 38-Jährige heute. Eigentlich sollte es schon vor Jahren los gehen, lange bevor die Zinsen und die Preise für Baumaterial stiegen. Allerdings habe sich die Erschließung des Baugebiets immer wieder verzögert.
Aus Verbundenheit zu Ramsthal haben die Blanks trotzdem gewartet. Der Baustart sei gerade noch rechtzeitig gekommen: "Wir haben noch einen Kredit mit knapp drei Prozent bekommen, aktuell sind es schon vier Prozent", berichtet der 38-Jährige, und: "Das hat einigen das Genick gebrochen." Für die Blanks kam dazu, dass im Januar 2022 die fest eingeplante KfW-Förderung wegfiel, plötzlich fehlten rund 70.000 Euro. Also machten sie Abstriche bei ihrem Bauvorhaben: Gebaut wird jetzt nur noch nach KfW-55-Standard, die Photovoltaikanlage und technische Details fürs Smarthome sind vorerst verschoben.
Trotz der Verzögerung sei "ein Großteil" der Bauplätze im Neubaugebiet bereits verkauft, berichtet der Ramsthaler Bürgermeister Rainer Morper. Allerdings wurden mittlerweile zwei Bauplätze aus Kostengründen zurückgegeben. Die Folge: "Wenn kein Übernehmer gefunden wurde, waren die tausend Euro Reservierungsgebühr fällig", sagt Morper, und: "Aktuell besteht keine Nachfrage mehr nach Bauplätzen ." Deshalb seien keine weiteren Erschließungen von Bau- oder Gewerbegebieten geplant.
"Wir hatten schon Rückgaben von Grundstücken beziehungsweise von Plänen, ein Grundstück zu kaufen", berichtet auch Thomas Hack , Bürgermeister der Gemeinde Aura. Anfallende Kosten für eine Rückabwicklung müsse der bisherige Grundstückseigentümer tragen. Auf die Bauleitplanung der Gemeinde Aura habe die aktuelle Situation keinen Einfluss, weil sowieso keine Neubaugebiete mehr geplant seien. Bei eigenen Baumaßnahmen, insbesondere bei der Dorferneuerung im Innenort, habe es keine Kostensteigerungen gegeben: "Die Baumaßnahme war schon vor Beginn der diversen Krisen im Gange."
Unterschiede von Ort zu Ort
Auch bei der Gemeinde Wildflecken wurden laut Geschäftsleiter Daniel Kleinheinz zwei reservierte Bauplätze zurückgegeben. "Die Gründe wurden uns nicht genannt." Es fielen keine Kosten an. In Wildflecken selbst bestehe derzeit keine Nachfrage, im Ortsteil Oberbach dagegen gebe es so viel Interessenten, dass eine Erweiterung des Baugebietes dort weiterhin geplant sei. Die Gemeinde Zeitlofs meldet für 2021 einen "absolut überdurchschnittlichen" Verkauf von gemeindlichen Bauplätzen . Im Vergleich dazu sei die Nachfrage heuer zwar deutlich zurück gegangen, allerdings seien bisher keine Bauplätze zurückgegeben worden.
Der Markt Bad Bocklet berichtet, "dass die Entwicklung sich auch bei uns deutlich auf den Verkauf von Baugrundstücken auswirkt". Reservierungen seien storniert worden, die Nachfrage schwinde. "Im Ortsteil Steinach stehen zwischenzeitlich wieder fünf Baugrundstücke zur Verfügung", berichtet Tatjana Büttner aus der Hauptverwaltung. Anfang 2021 habe es noch eine Warteliste von bis zu 15 Bewerbern gegeben. In Hohn werde zwar eine Erweiterung des Baugebietes geplant. "Die Ausführung selbst hängt jedoch letztendlich von der Anzahl der Interessenten ab."
"Aktuell hat die Nachfrage nach gemeindlichen Bauplätzen bei uns in Nüdlingen mit seinem Ortsteil Haard merklich nachgelassen", berichtet Arno Tatzel von der dortigen Bauverwaltung. Für die zehn neuen Bauplätze , die derzeit erschlossen werden, gebe es allerdings nach aktuellem Stand noch mehr als zehn Kaufinteressenten.
"Auch die Sparkasse Bad Kissingen verspürt eine geringere Nachfrage nach Baufinanzierungen ", berichtet Vorstandsvorsitzender Roland Friedrich . Als Ursache sieht er die höheren Baukosten, die um rund drei Prozentpunkte gestiegenen Zinsen sowie Material- und Arbeitskräftemangel. "Der dadurch geplatzte Traum vom Eigenheim führt wiederum zu Stornierungen", sagt der Sparkassen-Chef.
Auch für "renditeorientierte Investoren, die die Immobilie nicht als Eigennutzer zu Wohnzwecken verwenden", sei das Bauen weniger attraktiv. "Der Immobilienboom geht zu Ende, da es mit festverzinslichen Anlagen Alternativen bei der Kapitalanlage gibt."
Ähnlich sieht es Rainer Geis, Vorstandssprecher der VR-Bank Bad Kissingen. Bei der Baufinanzierung seien die Kreditzinsen von zum Teil unter einem auf um die vier Prozent gestiegen. Die Sparer würden davon auf der anderen Seite noch nicht so stark profitieren: "Es gibt wieder Zinsen auf Guthaben, aber das zieht immer verzögert nach", berichtet Geis.
"Nachfrage nach wie vor hoch"
"Die Nachfrage nach Wohnraum ist in der Stadt nach wie vor hoch", berichtet Rathaussprecher Thomas Hack für die Stadt Bad Kissingen. Einzelne Bauplätze seien zwar zurück an die Stadt gegangen, aber: "Veränderungen in der Bauleitplanung der Stadt ergeben sich dadurch nicht."
Die Stadt selbst habe bei ihren Projekten Baupreissteigerungen bisher "durch gute Planung und ausreichend Vorlauf" kompensiert. Schwierig seien akute Maßnahmen etwa im Bauunterhalt vor allem wegen des Mangels an Fachkräften. Derzeit beobachte die Stadt bei Ausschreibungen wieder mehr Angebote und "tendenziell stabile" Preise - "vermutlich aufgrund allgemein sinkender Auftragslage", vermutet Hack.
Der Landkreis Bad Kissingen hat bisher nach eigenen Angaben keine Projekte wegen gestiegener Baupreise verschoben. Laufenden Arbeiten seien zum Großteil schon vor der Krise vergeben worden. "Die Maßnahmen im Tiefbau bewegen sich derzeit im jeweiligen Kostenrahmen."
In der Gemeinde Sulzthal war die Vergabe der Bauplätze "größtenteils weit vor der Zinswende abgeschlossen", berichtet Michael Unsleber von der VG Euerdorf, und: "Bisher gab es keine Rückgabe von Bauplätzen ." Die Nachbargemeinde Euerdorf dagegen plant gerade erst das neue Baugebiet "Neuländer Weg". "Für die 43 Bauplätze gibt es bis heute 27 konkrete Reservierungswünsche", berichtet Unsleber. Seit der Abfrage im Frühjahr habe es bisher keine Stornierungen gegeben. Im Gemeindeteil Wirmsthal wurde ein Bauplatz im Gebiet "Borngraben" zurückgegeben.
Der Markt Oberthulba weist nach Angaben der Verwaltung seit Jahren nur wenig Bauland aus, aktuell entstehen in Hetzlos vier neue Bauplätze , in Wittershausen und Frankenbrunn seien "moderate" Erweiterungen geplant, in Oberthulba soll eine Brachfläche reaktiviert werden. "Diese Vorgehensweise scheint uns auch im Hinblick auf die momentanen Preissteigerungen als sinnvoll", sagt Simone Kreile
aus der Bauverwaltung. Trotz Verschiebungen gebe es in der Gemeinde grundsätzlich Nachfrage nach Baugrund. Reservierungsgebühren erhebt die Kommune nicht, auch mit der Beurkundung werde bis zur Finanzierung des Vorhabens gewartet.
Keine Firma gab Angebot ab
Laut Matthias Klement , Bürgermeister des Marktes Maßbach, wurden dort heuer zwei reservierte Bauplätze zurück gegeben. Den Notar müssten die Käufer zahlen. Generell sei die Nachfrage nach Bauland noch nicht zurückgegangen. Gemeindliche Projekte würden aktuell "sehr schleppend" laufen. Den ersten Bauabschnitt eines Straßenbaus habe die Kommune wegen fehlender Angebote gestoppt, nun würden beide Bauabschnitte zusammen für das Jahr 2023 ausgeschrieben.
"Die Nachfrage nach Bauland, besonders für Einfamilienhäuser, ist im Laufe des Jahres 2022 spürbar zurückgegangen", teilt die Stadt Hammelburg mit. Allerdings seien keine Bauplätze zurückgegangen. "In Grenzen" hält sich die Nachfrage für die wenigen gemeindeeigenen Baugrundstücke in der Gemeinde Elfershausen, in Fuchsstadt sei die Nachfragen dagegen konstant. "Derzeit ist ein weiteres Baugebiet in Planung."
In Wartmannsroth liegt laut Bürgermeister Florian Atzmüller der Schwerpunkt auf der Innenentwicklung. Bei einem bereits ausgewiesenen Baugebiet in Waizenbach müsse der Gemeinderat entscheiden, ob es nun wirklich erschlossen wird. Keine Auswirkungen bei der Nachfrage nach Bauland melden die Gemeinden Thundorf, Burkardroth und Oberleichtersbach.
Wenn man die Immobilien den Markt überlässt, dann führt das am Ende eben nur zu einem Ergebnis: Wohnungsmangel. Denn die Grundstückpreise steigen ständig, so die Gesamtbaukosten, und das auf die Mieten/ETW-Preise umgelegt (noch ohne Energie-/Baustoffpreisexplosion/Facharbeitermangel) bedeutet auch eben, dass Wohnen immer teurer wird.
Und so produziert - oh welch Wunder - der Markt eben vor allem hochpreisige Wohnungen, während er am anderen Ende der Skala - preiswerte Einsteigerwohnungen/Sozialwohnungen - aus Prinzip versagen muss, weil der Staat dafür die Bedingungen nicht geschaffen hat.
Und die ganzen Flüchtlinge seit 2015 verschlimmern dann die Situation natürlich nochmals, weil die eben vor allem günstige Wohnungen brauchen, die es kaum gibt.
Unsere Wohnungen sind in jeder Preislage bezahlbar für die Ämter! Denn die bzw das Landratsamt zahlt ja die Mieten! Da ist es doch egal wie hoch sie sind! Satire Ende!!!
Darum geht es doch nicht!
Die teuren Baustoffe, die Verfügbarkeit der Waren, des Personals und vor allem die Zinsen sind die Engpässe!
Es geht auch um die Ortskerne, die vielleicht jetzt, wo das Bauen sehr teuer geworden ist, eine Renaissance in der Revitalisierung erfahren könnte.