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Bad Kissingen
Bauarbeiten an der Ruine Botenlauben: Burgturm bekommt Betonring
Im Nordturm der Ruine Botenlauben hat sich ein mehrere Meter langer Riss gebildet.Eine Fachfirma bessert den Schaden aus und sichert das Gemäuer. 100 000 Euro Kosten sind dafür angesetzt.
Michael Czegley baggert den Kapellenturm aus, um Platz für den Ringanker aus Stahlbeton zu schaffen. Foto: Benedikt Borst       -  Michael Czegley baggert den Kapellenturm aus, um Platz für den Ringanker aus Stahlbeton zu schaffen. Foto: Benedikt Borst
| Michael Czegley baggert den Kapellenturm aus, um Platz für den Ringanker aus Stahlbeton zu schaffen. Foto: Benedikt Borst
Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 17.08.2022 12:35 Uhr

Auf der Burgruine sind schwere Baufahrzeuge unterwegs und bei Werner Vogel , dem Vorsitzenden des Heimatvereins Botenlauben , steht das Telefon seitdem nicht mehr still. "Die Leute wollen natürlich wissen, was da los ist. Viele denken sogar, dass wir da etwas bauen", sagt er. Aber das stimmt nicht. Der Verein richtet zwar alle zwei Jahre das Burgfest aus und unterstützt Anschaffungen wie zuletzt 2017 die neue Anstrahlung für die Burgsilhouette, für größere Baumaßnahmen ist aber der Eigentümer zuständig: der Freistaat Bayern. "Wir sind froh, dass sich der Freistaat um die Burg kümmert und haben auch ein gutes Verhältnis zu dem verantwortlichen Planer beim Staatlichen Bauamt ", lobt er.

Im Nordturm hat sich im Laufe der Jahre ein langer Riss gebildet. Dieser misst etwa acht bis zehn Meter und durchzieht das Gemäuer vom Sockel bis hoch zur Brüstung. "Der Riss ist jährlich größer geworden. Deshalb mussten wir jetzt etwas unternehmen", berichtet Christian Rödl vom Staatlichen Bauamt in Schweinfurt. Einsturzgefährdet sei der Turm zwar nicht, jedoch solle verhindert werden, dass sich der Schaden noch weiter ausbreitet.

Wie das aussehen kann, hat sich 2003 am Südturm der Ruine gezeigt. Dort hatte sich das Mauerwerk ausgebaucht, erklärt der Experte. Die Turmmauern bestehen, vereinfacht gesagt, aus zwei aneinanderliegenden Mauerringen. Der äußere Ring aus Muschelkalkquadern hatte sich damals vom inneren Sandsteinring gelöst und nach außen gewölbt. Dabei lockerte sich auch ein größerer Gesteinsbrocken und fiel herunter. "Am Südturm war der Schaden schon weiter fortgeschritten", sagt Rödl. So weit soll es am Nordturm nicht kommen.

Arbeiten dauern bis Sommer

100 000 Euro nimmt der Freistaat jetzt in die Hand, um den bei Besuchern beliebten Aussichtspunkt zu stabilisieren. Der Nordturm liegt auf der Bad Kissingen zugewandten Seite der mittelalterlichen und unter Denkmalschutz stehenden Anlage. Von dort bietet sich ein unverstellter Blick über die Stadt. Bis Juli sollen die Arbeiten beendet sein. "Um zu verhindern, dass sich der vorhandene Riss vergrößert oder dass sich neue Risse bilden, bauen wir einen Ringanker aus Stahlbeton im Inneren des Turms ein", erklärt Rödl. Der Turm ist innen nicht begehbar, sondern wurde im Laufe der Zeit aufgeschüttet. Um den Stahlbetonring anbringen zu können, haben die Arbeiter die Aussichtsplattform entfernt und rund eineinhalb Meter tief ausgebaggert. Die gesamte Maßnahme ist laut Rödl mit dem Landesamt für Denkmalschutz abgesprochen. Archäologische Grabungen waren nicht notwendig, historische Funde seien nicht zu erwarten. Um den Turm zu stabilisieren, müssen Ringanker und Außenmauer miteinander verbunden werden. "Dazu bohren wir durch den Ring bis in die Mauer und ziehen dann Armierungseisen ein", sagt der Planer.

Beauftragt mit den Arbeiten ist die Fachfirma Ribas aus Rimpar. Das Unternehmen kennt die Burg , schließlich hat sie vor 17 Jahren schon den Südturm gesichert. Der bestehende Riss wird verdämmt und mit einem zementartigen Gemisch aus Trasskalk verpresst. "Das Bindemittel wird dazu mit niedrigem Druck eingepresset", erläutert Claus Czegley von der Baufirma .

Plattform bleibt erhalten

Ist das Gemäuer stabilisiert, stellen die Arbeiter als letztes die Aussichtsplattform wieder her. Rödl verspricht: "Die Plattform wird dann wieder genau das Niveau haben wie vorher. Die Maßnahme ist absolut notwendig, aber hinterher ist davon nichts mehr zu sehen."

Geschichte

Die Ruine Botenlauben ist das älteste Wahrzeichen Kissingens. Wann sie errichtet wurde, ist unbekannt. Erstmals erwähnt wird sie im Jahr 1204 und detailliert beschrieben 1234. Laut Werner Vogel wird da ein herrschaftlicher Residenzbereich angeführt, ein Festsaal und auch ein Turm mit Kapelle. Bei dem Kapellenturm handelt es sich um den Nordturm. Nach dem Bauernkrieg 1525 wurde die Burg zur Ruine . Ab dem 18. Jahrhundert gibt es Restaurierungsbemühungen. Es gibt Darstellungen, nach denen der Kapellenturm früher einen viereckigen Grundriss hatte. Ein Gutachten von 2003 vermutet aber, dass dies erst nachträglich eingebaut wurde. lbo

 
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Kommentare
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  • E. B.
    an ticktricktrack:
    Unsere Namen sind ja untereinander bekannt..., dass wir in letzter Zeit öfters einer Meinung waren bzw. sind, das hätte ich auch nicht gedacht. LG
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  • R. A.
    Wenn man bedenkt, das Ritanswiesen (heute Reiterswiesen und die Linsenspitzer) lange vor den Kissingern (bevor sie Bad wurden und heute die Rakoczy-Brunser) erwähnt wurde, ist der Missgriff eigentlich noch peinlicher.
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  • E. B.
    Zu: Das älteste Wahrzeichen Bad Kissingens... - da müsste man anführen seit 1972...
    Weiß man denn nicht mehr, dass Reiterswiesen, und auf dieser Gemarkung lag bzw. liegt die Burg, bis 1971 ein selbständiger Ort war und heute also ein Stadtteil von Bad Kissingen ist...
    Bei den letzten Artikeln wollte ich nichts dazu kommentieren, weil ich dachte, es sei ein Versehen gewesen..., war aber leider nicht so.
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