
Ein ungewöhnliches Konzert aus der Zeit des sogenannten Sonnenkönigs, Ludwig XIV. von Frankreich, präsentiert das Ensemble „Sospiratem“ am Samstag, 8. Juni, in der Erlöserkirche. Beginn ist um 16.30 Uhr. Eintrittskarten gibt es direkt an der Kirchenkasse.
In der französisch-barocken Hofgesellschaft waren Leidenschaften lange verpönt. Gefühle offenbarten ja die tatsächlichen Gedanken des Gegenübers, und das war bei all den Ränkespielchen eher hinderlich. Alles musste sich der Noblesse und Anmut unterordnen. Die Sprache, Mimik, Gestik, Kleidung – und eben auch die Künste. Wie klingt also eine Musik, die zwar nicht leidenschaftslos sein sollte, aber eben gemäßigt?
Das Konzert widmet sich einer hierzulande wenig gespielten Musik. Eine typische, durch und durch französische Liedform ist das „Air de cours“. Seine Besonderheit besteht in dem strophischen Aufbau, der impliziert, dass jede Strophe neu verziert werden sollte.
Viele Verzierungen sind von den Komponisten selbst niedergeschrieben worden. Es gab seinerzeit allerdings auch eine sehr große Improvisationskunst, die an diesem Samstag in der Erlöserkirche aufleben soll, wie es in einer Mitteilung heißt, die Kirchenmusikdirektor Jörg Wöltche der Presse geschickt hat.
Die Zuhörerinnen und Zuhörer werden bemerken, dass die Musik von Verzierungen lebt und man von ihnen nicht genug haben kann. Ein „zu viel“ kann es im Barock nicht geben.
Im Konzert stehen drei Personen in Zentrum. Jean-Baptiste Lully , der geschäftstüchtige und bisweilen skrupellose Hofkomponist, widmete ein Entree seines „Ballet des Muses“ dem machtvollen Sänger Orpheus. Marc-Antoine Charpentier , der bei Lullys Musikmonopol das Nachsehen hatte und sich andere Wege suchen musste, Musik aufzuführen, hat sich Orpheus gleich zweimal zugewandt. Im Konzert erklingen Ausschnitte seiner Kantate. Die Dualität der Orpheus-Legende zwischen Tod und Leben, Himmel und Unterwelt, Licht und Dunkel wird im „Ballet de la Nuit“ aufgegriffen. Dieses Ballet erlangte Berühmtheit, weil an dessen Ende Ludwig XIV. als Sonne auftrat. Die Nacht brachte mit ihrer Dunkelheit Gefahren und Geheimnisse. Die aufgehende Sonne stellte die Ordnung wieder her. Damit kommunizierte Ludwig XIV. unmissverständlich, an welcher Stelle innerhalb der Gesellschaft er sich sah. red