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Bad Kissingen
Bamberger Symphoniker beim Kissinger Sommer: Konzert der Gegensätze
Die Bamberger Symphoniker gastierten zum zweiten Mal in diesem Jahr: mit Marek Janowski und der Geigerin Arabella Steinbacher.
Wenn jeder der 23 Streicher ein eigenes Pult hat, dann gibt's die 'Metamorphosen' von Richard Strauss.  Foto: Gerhild Ahnert       -  Wenn jeder der 23 Streicher ein eigenes Pult hat, dann gibt's die 'Metamorphosen' von Richard Strauss.  Foto: Gerhild Ahnert
| Wenn jeder der 23 Streicher ein eigenes Pult hat, dann gibt's die "Metamorphosen" von Richard Strauss. Foto: Gerhild Ahnert
Thomas Ahnert
 |  aktualisiert: 18.08.2022 19:36 Uhr
"Silbrig schimmernder Streicherklang" war das Konzert am Freitag abend mit den Bamberger Symphonikern - Bayerische Staatsphilharmonie unter der Leitung von Marek Janowski und der Geigerin Arabella Steinbacher angekündigt. Das ist ein Attribut, das die Werbung gerne mit der Geigerin in Verbindung bringt. Auch von einem "Dream Team" Janowski/Steinbacher ist gerne die Rede, von zweien, die sich gut verstehen. Da durfte man einiges erwarten.

Dass das Konzert allerdings wider Erwarten nicht wirklich bleibende Eindrücke hinterlassen hat, lag zum einen am Programm. Die 3. Sinfonie von Franz Schubert ist ein Jugendwerk, noch verhältnismäßig harmlos und formelhaft, mit blockhaften Dialogen, netten rhythmischen Einfällen und dynamischen Wechseln. Das ist eine Musik, die man laufen lassen kann.

Und das tat Marek Janowski auch. Das war eins zu eins umgesetzter Notentext, ohne Ideen, die man als Handschrift des Dirigenten hätte erkennen können. Und man wurde den Eindruck nicht los, dass die Bamberger immer darauf warteten, wenigstens ein bisschen mehr gefordert zu werden und ins Schwitzen zu kommen. Die Musik hätte das trotz der Gutmütigkeit hergegeben.

Vielleicht lag's bei Mendelssohns Violinkonzert einfach daran, dass man es zu gut kennt. Aber auch das war absolut frei von Überraschungen. Marek Janowski dirigierte Konfektion. Er tat in seinem Dirigat so gut wie nichts, um ein paar kreative Impulse zu setzen. Dazu hing er zu sehr an seiner Partitur, um sich auch noch dem Orchester zuzuwenden.

Arabella Steinbacher ließ sich davon anstecken - abgesehen davon, dass sie doch einige Takte brauchte, um ihre volle Konzentration zu finden, war es keine sprühende Interpretation. Es war bisher das dritte Violinkonzert des diesjährigen Kissinger Sommers nach Brahms und der Uraufführung von Gediminas Gelgotas. Das Schumann-Konzert stand noch aus. Aber wenn man an die Solisten dachte, dann kam einem vor allem in den Sinn, wie Christian Tetzlaff dem Mendelssohn-Konzert zu Leibe gerückt wäre, wie er es zerlegt und wieder zusammengesetzt hätte, wie er vielleicht nicht unbedingt Marek Janowski, aber auf jeden Fall das Orchester herausgefordert und mitgerissen hätte. Aber Arabella Steinbacher blieb durchwegs neutral, auf sich bezogen. Erst im letzten Satz, als es auf die Schlussfermate zuging wurde ihr Klang etwas lebhafter, auch spröder, durfte auch mal kratzen. Und sofort wurde die Musik lebendiger.

Das wirkte sich natürlich auf den Beifall aus. Als Zugabe spielte sie den ersten Satz der Violinsolosonate von Sergei Prokofiew. Da hörte man plötzlich, was zumindest klanglich alles möglich gewesen wäre.

Das dritte Werk des Abends wird nicht allzu oft aufgeführt, und das nicht nur, weil es besetzungstechnisch ein Sonderfall ist, sondern weil es enorme "Depro-Qualitäten" hat: die "Metamorphosen" für 23 Streicher von Richard Strauss, die er zunächst "Trauer um München" nannte. Das ist ein Variationenwerk, das sozusagen hinten anfängt und erst zum Schluss das Thema verrät: den Trauermarsch aus Beethovens "Eroica". Aus der Hörerfahrung heraus ein spannendes Stück, weil die Klangquellen aufgrund der Gleichartigkeit der Farben nur schwer zu verorten sind. Aber spannend auch, weil Marek Janowski mit einer plastischen Dynamik arbeitete, die das Leiden des 80-jährigen Richard Strass angesichts des zerbombten München spürbar werden ließ. Da konnten die Bamberger ihre enorme Streicherkultur wirklich ausspielen und die Musik trotz des Themas zum Genuss machen.
 
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