Das 25. Jahr des Bestehens ist für die Bäckerei Ludwig ein Schicksalsjahr. Inhaber Rainer Ludwig hat Insolvenz angemeldet. Er hofft, in kleinem Rahmen weitermachen zu können.
Bekannt gemacht hat Ludwig seinen Gang zum Insolvenzgericht selbst. Vergangenen Freitag, berichtet er, immer noch ziemlich aufgewühlt, am Donnerstag in seinem Büro hinter der Backstube in Oerlenbach, habe er den Gang antreten müssen. Hätte er das nicht selbst getan, wäre der Antrag wohl von Krankenkassen oder Finanzamt gekommen, sagt Ludwig.
Vorläufiger Insolvenzverwalter bestimmt
Das Amtsgericht Schweinfurt hat über den Antrag auch bereits entschieden und vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet. Den Auftrag, die vorläufige Insolvenzverwaltung wahrzunehmen hat sie dem Würzburger Anwalt Matthias Reinel erteilt. Reinel war am Donnerstagnachmittag aber nicht mehr für eine Stellungnahme zu erreichen.
Ludwig selbst erklärte am Donnerstag, die Insolvenz habe nichts mit dem allseits beklagten Druck von Discountern zu tun. Hauptgrund seien Ausfälle am Hauptsitz in Oerlenbach in der Folge von Baustellen. Viermal hätten mehrmonatige Baustellen dort den Betrieb massiv getroffen. „In vier Jahren“, sagt der bald 59-Jährige habe das zu „einem Verlust von 350 000 Euro geführt“. Einmal habe er wegen der Einschränkungen sogar erfolglos geklagt.
Einschränkungen durch Baustellen
Einschränkungen durch Baustellen bei weiteren Filialen seien hinzugekommen. Schließlich habe die Hausbank den Kontokorrentkredit gekündigt, sagt Rainer Ludwig, „anstatt uns in dieser Notlage Geld zu geben“. Eine Rolle habe auch der gescheiterte Versuch gespielt, einige Filialen zu verkaufen. Die Bäckerei, an die er da Zweigstellen verkaufen wollte, habe „drei Tage vor dem geplanten Vertragsabschluss zurückgezogen“. Sogar eine gemeinsame Betriebsversammlung der beiden Unternehmen habe es zuvor schon gegeben, berichtet Ludwig.
Sein Unternehmen war in der Region zuletzt mit 22 Filialen vertreten, berichtet Rainer Ludwig. Vier davon, nämlich die in der Kissinger Kernstadt, in Garitz, in Maßbach und eben in Oerlenbach. sind im Landkreis Bad Kissingen angesiedelt. Das größere Absatzgebiet bildeten aber mit 18 Filialen Stadt und Landkreis Schweinfurt. Einen Teil der Filialen, zum Beispiel in Garitz, Geldersheim und Bergrheinfeld, habe er in den vergangenen Wochen bereits zumachen müssen. Die Zahl der betroffenen Mitarbeiter gibt der gebürtige Gochsheimer mit 107 an.
In kleinerem Rahmen weitermachen?
Gegründet hat Rainer Ludwig das Unternehmen 1993 zusammen mit seiner Frau Simone durch die Übernahme der damaligen Bäckerei Rudolf Schmidt. Aufgeben will er jetzt sein Unternehmen, trotz der Insolvenz, nicht so einfach: „Ich hoffe, dass ich in kleinerem Stil weitermachen kann.“ Auf die Frage nach der geeigneten Größenordnung spricht er von „sechs bis zehn Filialen“.