
Es war Ende der 70er-Jahre, als Vito Molignini, besser bekannt als „Don Vito“, Italien nach Bad Kissingen brachte. Dachte der Franke damals noch, Spaghetti Miracoli seien lecker und typisch italienisch, zauberte Don Vito im gleichnamigen Lokal in Hausen bislang unbekannten Geschmack auf die doch noch recht groben Zungen der Franken. Pasta, Parmaschinken, Parmigiano – er war der erste echte Italiener, sein Lokal immer rammelvoll, jeder wollte die 101 Spezialitäten im Restaurant Schleier in Hausen kosten.
Vito war Gastarbeiterkind, Kämpfer, Pferdehirte, Lebemann, Sänger , mal reich, mal pleite, sein Leben ein Auf und Ab zwischen La Dolce Vita und La Grande Catastrophe. In diesem Jahr, 2024, wird er 70 Jahre alt, genießt sein letztes, kleines Lokal in Burghausen. Und hat in der jüngsten Vergangenheit zweimal Krebs überlebt. Ein – sehr langes – Gespräch über das Leben, die Liebe und den Tod. Und was man dabei beachten sollte.

Ausnahmsweise trägt er keinen Hut. Normalerweise sieht Vito Molignini aus wie ein italienischer Filmstar. Borsalino, leicht verdunkelte Brille, intensiver Blick über akkurat geschnittenem, dichten Schnurrbart. Heute muss er schnell raus ins Aprilwetterchaos, da muss die Schiebermütze herhalten. Der Wind hat die Mülltonnen verweht, er packt schnell an. Bella Figura macht er trotzdem.
Vermutlich hat er die Tiefkühlpizza erfunden
Aus seinem kleinen, sehr feinen Speiselokal in Burghausen ist seit Corona ein Mitnahme-Restaurant geworden. Seit vier Jahren holen die Kunden seine Pizza und Pasta auf Porzellangeschirr ab. „Hatte ich als Erster.“ Stolz schwingt mit, er war in seinem Leben oft der Erste. Vermutlich hat er auch die erste Tiefkühlpizza erfunden, dazu aber später.
Krebs kam 2022 zurück
An seinem rechten Arm schimmert nur noch eine breite und lange Narbe. Sie ist Zeugnis, dass auch er nicht unsterblich ist – und genau so fühlt es sich für ihn an. Nachdem er 2015 von einem bösartigen Melanom an der Hüfte befreit wurde, holte die miese Krankheit Krebs mit einem sehr gefährlichen, weil streufreudigen Merkelzellkarzinom am Unterarm 2022 noch einmal aus.

Don Vito dachte erst an ein harmloses Lipom, eine Fettansammlung. „Eine Ärztin – sie ist eine Freundin – entfernte es schnell, es sah nach absoluter Routine aus. Als sie nach der ersten Untersuchung des Gewebes eine Zweituntersuchung anforderte, wusste ich schon: Das ist kein gutes Zeichen.“ Die Ärztin gab ihm eine gute und eine schlechte Nachricht. Die Schlechte: Es war das aggressive Merkelzellkarzinom. Die Gute: Er hatte am nächsten Tag schon einen OP-Termin.
Die Reise ins geliebte Italien, zum Haus am Meer, zu Kindern und Enkelkindern musste er verschieben.
Eltern waren die ersten Gastarbeiter in Deutschland
Ein Blick weit zurück: Als er vor 70 Jahren, 1954, in Apulien geboren wurde, wussten seine Eltern noch nicht, dass sie zur ersten Riege der sogenannten Gastarbeiter gehören würden, die Deutschland dringend brauchte. „Mein Vater hatte eine Kalkbrennerei vom Großvater geerbt“, erzählt er.

Er ist ein brillanter Erzähler. „Zwischendurch musste die Asche entfernt werden. Die Brennkammer lag unterirdisch. Die Asche wurde mit fünf bis sechs Meter langen Schaufeln nach draußen gezogen.“ Wenn nicht aufgepasst wurde, schoss eine bis zu zehn Meter lange Stichflamme aus dem Loch in der Erde, das wie ein Kamin funktionierte, sobald Sauerstoff in die Brennkammer kam.
Zur damaligen Zeit aber warf die Kalkbrennerei wenig ab. Der Vater arbeitet hart. Dann sah er ein Plakat am Rathaus von Carovigno – die Deutschen suchten Facharbeiter. Eine Ziegelei in Großostheim bei Aschaffenburg brauchte einen Brennmeister – die besten Voraussetzungen für den Vater, sein Glück in Deutschland zu suchen.

Die erste Zeit blieb der Vater allein in Großostheim. Doch der Mutter schwante Übles, als die Briefe des Ehemannes immer seltener in Carovigno, der Stadt mit damals 14.000 Einwohnern an der Ferse des Italien-Stiefels, ankamen. Aus Angst, ihren Mann zu verlieren, schlug sie sich mit dem Zug bis zu den Barracken in Großostheim durch, in denen die Italiener damals hausen mussten. Bald holten sie Vito nach, da war er fünf Jahre alt.
An "die Italiener" wollte niemand vermieten
„Es war schon damals schwer als Ausländer“, erinnert sich Vito. Eine Wohnung wollte niemand der kleinen Familie vermieten. Am Rande bemerkt: Heute steht in Großostheim das „Italiener-Denkmal“ für genau diese erste Gruppe Italiener. „Auf einem Foto dort ist mein Vater abgebildet.“
In Ermangelung an Alternativen zogen die Moligninis in eine leerstehende Metzgerei. Das große Schaufenster verhüllte die Mutter – eine begnadete Näherin – mit viel Stoff für eine große Gardine. „Nachts mussten wir aber das Licht löschen, wenn wir uns ausgezogen haben – das war ja wie im Schattenkabinett“, sagt Vito lachend – und er lacht oft, wenn er sich farbenfroh und detailreich erinnert.
Erstes Konzert vor dem Papst
Mit zehn wurde er zurück nach Italien geschickt. Und zwar auf ein Internat der Franziskaner in Rom. „2000 Lire kostete das im Monat, das waren Peanuts.“ Und dort wurde Vitos zweites Talent entdeckt. Das erste – er war der geborene Reiter – hatte er schon früher in der Familie mütterlicherseits angelegt, denn das waren Viehtreiber. Das zweite Talent war das Singen. „Mit elf war klar: Ich bin ein Sopran. Meine Stimme war brillant.“ Sein Internats-Chor, der in einem Wettbewerb vor dem Papst auftreten durfte, gewann den ersten Platz.

Viel später, zurück in Deutschland, machte er den zweiten Platz beim „Talentschuppen“ um 1970 in München. Und er sollte auch den ersten Platz bei der damaligen Art von „Deutschland sucht den Superstar“, der „Star-Chance“, belegen. Der Preis: ein Plattenvertrag bei Fred Weyrich, Produzent von Ivan Rebroff , Hildegard Knef , Udo Jürgens oder auch Alexandra („Zigeunerjunge“). „Als ich 1976 im Union-Studio zur Aufnahme stand, kam ein Anruf. Ich musste sofort nach Großostheim. Mein Vater hatte Krebs. Ein Hirntumor.“ So viel soll schon verraten sein: Für sein Talent gab es dennoch ein Happy End.

Zuzusehen, wie sein Vater starb, war hart. „Innerhalb eines halben Jahres verfiel mein Vater. Er war ein Herkules, ein Löwe, er arbeitete wie ein Stier.“ Es muss - 1976 und mit dem damals überschaubaren Einsatz von Medikamenten und ärztlicher Kunst - ein elendes Verrecken gewesen sein.
Was er sich wünscht: selbst bestimmtes Sterben
Nun, selbst an der Krankheit erkrankt, steht für Don Vito felsenfest: „Sollte der Krebs zurückkommen: Das möchte ich nicht. Ich möchte selbst bestimmt sterben, wann ich es für richtig halte. Ich würde in die Schweiz gehen, habe mich bereits informiert.“ Diese Handlungsmöglichkeit heute zu haben, lässt Vito Würde spüren, sie richtet ihn auf, wenn er mal wieder seinen Körper abtastet und sich fragt: Ist das eine natürliche Verhärtung unter der Haut? Oder Krebs, der zurückgekommen ist?

Vaters Wunsch war es, in Italien zu sterben. Vito blieb in Deutschland und übernahm die Firma, eine Betonfirma, die der Vater mittlerweile in Großostheim gegründet hatte - ein Riesenaufstieg für den damaligen Gastarbeiter.
Nach einem Jahr merkte der Sohn: Er hatte keine Chance „Ich war 19, zu jung, die Waschbetonplatten wogen je 50 Kilogramm.“ Er verkaufte die Firma für 3500 Mark.

In seiner Freizeit hatte er schon jede Menge Kontakte zu den Deutschen geknüpft. So auch zur Besitzerin einer Ranch in Winzenhohl bei Aschaffenburg. Ihr ging er mit den Pferden zur Hand, er hatte schon immer eine gute Verbindung zu diesen Tieren. So wuchs er in der Gunst der Ranch-Besitzerin. „Ich bin jeden Montag mit elf Pferden quer durch den Wald geritten, ich voraus, ohne Sattel, die anderen Pferde trabten hinterher auf dem Weg zu ihrer Wiese.“
Ein Abstecher in die Welt der Reichen
Dass Vito ein sehr guter Sänger war, hörte seine Chefin auch auf den Zeltlagern, die Vito für Kinder organisierte. Abends im Lagerfeuerschein holte er die Gitarre raus und sang sich – natürlich – auch in Frauenherzen. Michaela (Name geändert) war eine davon, damals die Tochter der Besitzer eines Warenhauses. „Ich war oft bei ihr zu Hause, sie fuhr ein Käfer-Cabrio, ich war der arme Schlucker.“ Eine tolle Zeit, ein warmer Abstecher ins Leben der Reichen – aber er habe das Gefühl gehabt, gekauft worden zu sein. „Und ich lasse mich nicht kaufen.“
Sein Leben würde Bücher füllen
In Vitos Leben ist noch so viel mehr passiert. Geschichten, die Bücher füllen würden. Er heuerte unter anderem auf der „Frankonia“ an, ein damals riesiges Touristenschiff auf dem Main; als Profikellner übernahm er den Barbarossakeller in Würzburg. Nach der Pleite der Restaurantkette kellnerte er im Ratskeller in Karlstadt, wo er sich vom Küchenchef viel abschaute.
Und dann lernte er den Chef der Distel-Brauerei kennen. Der war der Schlüssel für seinen Erfolg in Bad Kissingen.
Der übergab ihm das Restaurant-Café Schleier in Hausen. „Da fehlte alles. Wirklich alles, nicht mal ein Pizzaofen war drin.“ Wie sich das Schlitzohr Vito das nötige Geld dafür besorgte – alles legal, aber eben schlitzohrig.
Bald kam das zweite Lokal in Bad Kissingen
Das Restaurant Schleier in der Hausener Straße lief hervorragend – so gut, dass er ein zweites Lokal in Hausen aufmachte. Unter dem Namen „Don Vito“.
Dieser Name sollte in die Gastrogeschichte Bad Kissingens eingehen. Und er hat eine Geschichte: „Die Gäste nannten mich auf einmal Don Vito, weil mein Restaurant immer voll war.“ Was keiner wusste: Alle Erstgeborenen heißen in der Familie Vito – und der Urgroßvater wurde „Don“ genannt. Don wie Herr – der größtmögliche Respekt.
"Geschuftet wie blöd, verdient wie blöd"
Don Vito hatte dieses Lokal für etwa 300.000 Mark umgebaut. In den 80ern ein Vermögen. Doch das Geld kam rein, die Kissinger konnten nicht genug von Pasta, Antipasti, Saltimbocca bekommen. „Wir haben geschuftet wie blöd und verdient wie blöd“, erzählt er.
Am einzigen freien Tag in der Woche fuhr er mit seiner damaligen Freundin aus Frust nach München, alles in ihm schrie nach Belohnung. „Wir haben für 5000 Mark geshoppt, sind nach Hause und haben weitergearbeitet.“ Heute schüttelt er darüber den Kopf. „So viel Geld rauszuhauen ist Wahnsinn. Aber dieses Shopping war das Benzin für uns, um weiterzumachen. Es war für uns Frustabbau. Wir hatten keine Zeit für uns.“

Und dann erfand wohl Don Vito die Tiefkühlpizza. „Die Molkerei Kleinhenz kam auf mich zu. Die vermieteten Pizzaöfen für Vereinsfeste.“ Vereinsfeste in den 80ern – das waren die Highlights im Dorf zu einer Zeit, wo abendliche Ablenkung höchstens beim Herrengedeck – Bier und Korn – in der Eckkneipe stattfand. Zu den Öfen wollten sie gleich die Pizzen verkaufen. Vito: „Mir war klar: Das geht nur tiefgekühlt.“
Fließband: Jeden Tag 500 Tiefkühlpizzen
So besorgte er sich große Kühltruhen, Einschweißgeräte und ließ Pizzakartons fertigen. „Zusätzlich zum Geschäft machten wir jeden Tag 500 Tiefkühlpizzen“ – und zwar in Tag- und Nachtschichten. Seine Angestellten, sagt er, „hätten ihre Seele für mich gegeben“. Klar, dieser Chef, der mit der ganzen Truppe zum Oktoberfest nach München fährt, war sehr beliebt. „Ich habe jeden einzelnen geliebt, wie Kinder, wir waren eine große Familie.“
Und um La Familia kümmert man sich: Vito mietete ein Haus und richtete jedem dort ein Zimmer ein – komplett und kostenlos. Seine Angestellten akquirierte Don Vito übers italienische Radio und Berufsschulen, in denen Köche ausgebildet wurden. Trotzdem blieb es schwer, Angestellte zu finden: „Gastro ist ein harter Job, das haben viele bemerkt.“
Der Ritt seines Lebens: von Italien nach Deutschland
Nur: Irgendwann musste eine Pause her. Vito erfüllte sich seinen Traum: Er ritt mit einem Freund von Italien nach Deutschland. Sie brachen im März 1983 auf und erreichten Deutschland im Juli. Doch zuhause hatte sich einiges verändert – er verließ seine untreu gewordene Freundin. Dafür sollte er viel später in Insolvenz gehen, aber das ist eine andere Geschichte.

Er musste sich neu aufstellen, kaufte 1983 sein drittes Standbein in Kissingen, das La Capanna. Und vom Herzschmerz hatte er sich 1985 erholt, als er Tina, eine Italienerin aus dem gleichen Heimatdorf, kennenlernte. 1987 heirateten die beiden, zwei Kinder, die Großmutter siedelte von Italien nach Bad Kissingen um, der Bruder half im Geschäft, auch hier ging die Kombi aus Büffet, Antipasti und Leckereien aus Italien auf. La Mamma am Herd – und es schmeckte den Deutschen noch besser.
Jeden Abend einen Auftritt im La Capanna
Im La Capanna stand auch eine Bühne, drei Musiker sorgten für die richtige Stimmung. Auf der Bühne stand auch Vito, der das Singen nie aufgegeben hatte. Gemeinsam mit La Mamma, die - noch in Schürze - aus der Küche kam, sang er sich von Tisch zu Tisch. Ein Highlight im Kissinger Nachtleben.
Nur: Niemand hatte mehr ein Privatleben, zwei Kinder brauchten Eltern. Da setzte er auf eine andere Einnahmequelle und gründete einen Im- und Exporthandel italienischer Produkte, die dann hauptsächlich Edeka verkaufte. Als die Mauer fiel, rochen viele das schnelle Geld. Auch seine Geschäftspartner. Nur leider gingen einige bankrott – und Vito geriet in Schwierigkeiten. „Ich bin einfach nicht mehr an mein ausstehendes Geld gekommen.“ Er musste die Firma verkaufen.
Er kämpfte sich aus jedem Schlamassel
Don Vito wäre nicht Don Vito, wenn er nicht auch aus diesem Schlamassel gekrochen wäre. Parallel nämlich hatte er im Kaufhaus Pecht eine kleine Markthalle mit wenigen Tischen. Beliebt, aber bald unrentabel. „Ich musste mich an die Zwänge halten, die ein Warenhaus einfach mit sich bringt.“ Einengende Öffnungszeiten beispielsweise.

Mit seiner Tina lebte er da schon in Burghausen in einem Einfamilienhaus. „Und dann haben wir 2003 einfach die Garage zur Pizzeria „Fine Italy“ ausgebaut.“ Ja, das ist wieder eine andere Geschichte, wie er an die Konzession gekommen ist. Aber auch wieder: In die Illegalität hat sich das Schlitzohr nicht treiben lassen.
Don Vito ist mit Dankbarkeit erfüllt
„Ich habe in meinem Leben schon so vieles erlebt. Wäre ich ein Mensch, der nur zurückschaut, hätte ich das nicht geschafft. Ich habe immer im Hier und Jetzt gelebt, akzeptiert, was kam und bin ein positiver, dankbarer Mensch.“ Ohne diese Einstellung, sagt er, hätte er nicht genügend Kraft gehabt, um sich dem Krebs entgegenzustellen.
Er redet sehr offen über seine Erkrankung. Auf eine Chemotherapie konnte verzichtet werden, die Bestrahlung blieb ihm nicht erspart. Über ein Jahr dauerte es, bis die großflächige Wunde an seinem Arm verheilt war. „Aber: Ich hatte wirklich nie Schmerzen, das war verrückt.“
"Krebs darf kein Tabu mehr sein"
Durch die Krebserkrankung der britischen Prinzessin Kate rutscht die Krankheit momentan wieder auf die Titelseiten. „Was für eine Frau!“, schwärmt der bekennende Womanizer Vito. „So stark, dass sie sich geoutet hat. Krebs darf kein Tabu mehr sein.“
Das letzte Kapitel seines Lebens hat begonnen
Kraft gibt ihm zwar auch ein gewisser Glaube. Mit der Kirche allerdings kann der Italiener nichts anfangen. „Dafür aber hatte ich auf dem Ritt von Italien nach Deutschland einen Traum."
Den kann er detailliert noch heute erzählen: "Ich träumte von einem Druiden mit langem Bart in einem winzigen Häuschen. In dessen Bücherregal standen Bücher. Ein dickes, ein dünnes. Er ließ mich die ersten zwei drei Seiten des Dicken lesen – es war mein Leben. Ich fragte ihn, ob er es sei, der mein Leben schreibt. Er bejahte. Im Raum waren noch zwei dicke und zwei dünne Bücher. Ich fragte: Werden die noch geschrieben? Er nickte. Ich fragte ihn: Wie wird mein Leben? Nach einigen Sekunden des Zögerns lächelte er mich an und nickte: Es wird gut.“ Deshalb glaubt Don Vito, dass jetzt das letzte Kapitel begonnen hat.
Ein Leben mit Frauen, Geld, Spaß, Freude und Genuss
70 Jahre, zwei Krebserkrankungen, auch er, der immer im Jetzt lebt, blickt nun öfter zurück. „Ich kann zufrieden sein“, sagt er. „Ich hatte Höhen und Tiefen, ein intensives Leben, einen Reitstall mit 23 Pferden, ich hatte Frauen, viel Geld, viel Spaß, Freude und Genuss – es war und ist ein gutes Leben.“
„Ich habe ein kleines Restaurant, bin schuldenfrei, habe eine tolle Frau und betrachte meine Enkelkinder, wie sie mir ihre Liebe zeigen. Früher war ich der Marlboro-Man, diese Episode möchte ich auch nicht missen. Und ich bereue nichts, auch wenn es mal wehgetan hat. Doch jetzt weiß ich: Weniger ist mehr. Du brauchst so vieles nicht.“

Das Wichtigste jetzt in seinem Leben: „Zeit. Zeit ist kostbarer als jedes Geld der Welt.“ Zeit – für einen an Krebs erkrankten Menschen wird sie zur Währung. Auch wenn er zunächst als geheilt gilt. „Schau“, sagt er, „nach dem ersten Krebs war ich neun Jahre gesund, dann kam der neue, der gefährlichere. Rechnen wir mal noch neun Jahre drauf, dann bin ich 79. Das hieße: Ich hätte nur noch neun Frühlinge vor mir.“
"Ich möchte dann nicht leiden"
Und was, wenn der Krebs zurückkommt? Alle drei Monate muss er kontrollieren lassen, ob sich das Karzinom rührt oder nicht. Falls ja: „Ich möchte dann nicht leiden“, sagt er. Zu tief sitzen die Erinnerungen daran, wie sein Vater elend starb. „Auch wenn die Palliativmedizin großartig geworden ist – für mich ist es gut zu wissen, dass es auch einen Ausweg geben könnte, um selbst den Zeitpunkt meines Todes zu bestimmen.“
Doch bis dahin möchte er vor allen Dingen, dass es „so normal wird, über Krebs zu reden, wie wir jetzt über Fußpilz oder Haarausfall reden“. Und natürlich hat er weitere Pläne. Von Mai bis Juli machen er und sein Frau Pause. Denn Vito hat einen Traum. Einmal Sardinien auf dem Motorrad kennenlernen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Welch eine Peinlichkeit des Autors.
Es reiht sich ein in die unzureichende Recherchearbeit der Mainpost…
Setzen! Fünf!
bezugnehmend auf "... hatte er im Kaufhaus Pecht in Bad Kissingen ..." - befindet sich das Kaufhaus Pecht nicht in Bad Neustadt ?
MfG