Eine Biberfamilie lebt derzeit im Luitpoldpark von Bad Kissingen und hinterlässt sichtbare Spuren. Mittlerweile sind die angenagten Bäume sogar zu einem beliebten Fotomotiv geworden, lässt sich beim Gang durch die Anlage beobachten. Immer wieder zücken Spaziergänger ihr Smartphone, um die Schäden auf dem Bild festzuhalten. Manch ein Kissinger sorgt sich jedoch um den alten Baumbestand in der Parkanlage.
Biber überwindet Schutzgitter
Die auffälligsten Nagerspuren weist eine stattliche alte Weide am Saalemäander auf. Hier hat der Biber das geschafft, was der Mensch eigentlich verhindern wollte. Dem Tier ist es gelungen, das angebrachte Schutzgitter teilweise zu entfernen und durchzubeißen, ist vom Wasserwirtschaftsamt zu erfahren. "Aus unserer Sicht bestehen kaum noch Überlebenschancen für den Baum", bedauert Uwe Seidl vom Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen. Die Wasserversorgung des Baumes sei vermutlich so gestört, dass er mittelfristig absterben wird.
Futter im Winter
Doch auch an anderer Stelle des Parks finden sich an- oder abgenagte Äste oder Bäume . "Im Winter greifen die Tiere bei der Nahrungssuche auf Gehölze zurück", schreibt die Untere Naturschutzbehörde auf Anfrage unserer Redaktion. Im Sommer finden sie anderes Futter, vorwiegend Gras und Kräuter. So fallen die Aktivitäten der Biber immer in der kalten Jahreszeit besonders auf.
Biber sind besonders geschützt
Einhalt kann der Biberfamilie nur bedingt geboten werden. Denn nach den staatlichen Richtlinien gelten diese Tiere als besonders geschützt und unterliegen somit dem Naturschutzrecht, informiert die Untere Naturschutzbehörde. Deshalb suchen Wasserwirtschaftsamt und Staatsbad GmbH im Luitpoldpark nach Lösungen, die einerseits dem Tierschutz entsprechen, andererseits aber auch den alten Baumbestand des Parks schützen.
Biber werden mutiger
Ein Problem zeigt sich aber in letzter Zeit: Das Verhalten der Tiere hat sich verändert, so Pressereferentin Theresa Preisendörfer von der Staatsbad GmbH Bad Kissingen. "Mittlerweile sind Biber zutraulicher und mutiger, wenn es darum geht, in bislang gemiedene Bereiche – zum Beispiel beleuchtete und frequentierte Flächen – einzudringen." Diese Areale würden zunehmend unbedeutender als natürliche Begrenzung des Wirkungsbereichs der Biber.
Schutzhosen für Bäume
Wer mit offenen Augen im Park unterwegs ist, sieht, dass eine ganze Reihe von Bäumen zwischenzeitlich von einem Schutzgitter umgeben ist. Die sogenannten „Drahthosen“ zum Baumschutz würden überall dort angebracht, wo die Biberfamilie den Baumbestand gefährden könnte, erläutert die Staatsbad GmbH auf Anfrage unserer Zeitung. "Die Schutzmaßnahmen werden zudem permanent nachgebessert und sorgfältig abgewogen."
Es gibt auch Knabberbäume
Dass es jedoch auch Bäume und Sträucher ohne Schutzgitter am Uferrand gibt, hat einen Grund, ist von der Staatsbad GmbH zu erfahren. Denn gleichzeitig achten die zuständigen Fachleute darauf, dass die Biberfamilie nicht darben muss. Einige Bäume dürfen tatsächlich angeknabbert werden. Es handelt sich dabei beispielsweise um Ufer-Aufwuchs. Zum einen gelte es dem unter Artenschutz stehenden Biber gewisse Gehölze (z.B. Ufer-Aufwuchs) bewusst zur Verfügung zu stellen. Zum anderen sollen die Maßnahmen minimalinvasiv und vertretbar gestaltet werden, erläutert Pressereferentin Theresa Preisendörfer. Geschützt werden Bäume im Eigentum der Staatsbad GmbH und des Freistaats, für die das Wasserwirtschaftsamt die Verantwortung hat, gleichermaßen.
Zusammenarbeit beim Biberschutz
Im Luitpoldpark sprechen sich die Mitarbeiter der Staatsbad GmbH mit den Vertretern des Wasserwirtschaftsamtes in allen Biberfragen ab. Das liegt daran, dass der Park nicht alleine der Staatsbad GmbH gehört. Die Fränkische Saale sowie in der Regel die Gewässerrandstreifen und einige angrenzende Grundstücke sind im Eigentum des Freistaats Bayern und liegen somit unter der Obhut des Wasserwirtschaftsamtes, erläutert Uwe Seidl auf Anfrage dieser Zeitung.
Dort, wo das Wasserwirtschaftsamt zuständig ist, sei es für den Gewässerunterhalt und die standortgerechte Ufervegetation verantwortlich. "Die Pflege eines Gewässers, das durch eine Parkanlage fließt, bedarf zusätzlicher Arbeiten", heißt es von Seiten des Wasserwirtschaftsamtes. In Bad Kissingen werden diese von der Gärtnerei der Staatsbad GmbH durchgeführt.
Die Auswahl, welche Bäume mit einem Schutzgitter zu schützen sind, treffen die Fachleute gezielt, um den Charakter des Luitpoldparks erhalten zu können.
Es wird nicht gleich gefällt
Ist ein Baum vom Biber angenagt, lässt ihn das Wasserwirtschaftsamt entlang von Gewässern und Ufern nur dann fällen, wenn eine Gefahr für Dritte, also für Fußgänger oder Kanufahrer, bestünde. Geschieht dies doch, bestehe auch nach dem Fällen keine Gefahr für die Uferbefestigung, weil der Wurzelstock in der Böschung verbleibt und auch wieder ausschlägt, so Uwe Seidl. Im Luitpoldpark hat das Amt auch bei solchen Arbeiten immer den Charakter des Parks im Blick und stimme sich deshalb mit der Gärtnerei des Staatsbades ab.
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