Der Regenten- und der Arkadenbau sowie die Wandelhalle sind die prägenden Gebäude der Kurstadt. Das Ensemble ist wesentlich mit dafür verantwortlich, dass Bad Kissingen im Juli von der Unesco als Welterbestätte ausgezeichnet wurde. Während die Wandelhalle auch schon vorher für die Öffentlichkeit frei zugänglich war, standen der Regentenbau und Teile des Arkadenbaus (etwa der Rossini-Saal) nur bei Veranstaltungen und Konzerten für zahlende Besucher offen. Mit dem Welterbe-Titel änderte sich das: Die Staatsbad GmbH bot ab August erst einmal probeweise Rundgänge und Führungen durch die drei Kurbauten an.
Diese Testphase ist Ende Oktober zu Ende gegangen. In einer Pressemitteilung informierte die Staatsbad am Freitag darüber, wie die Gebäude ab November offen stehen sollen. Kurdirektorin Sylvie Thormann zieht ein positives Resümee. "Die Begehungen sowie die Führungen wurden sowohl von Gästen, als auch von Einwohnerinnen und Einwohnern sehr gut angenommen", sagt sie. Deshalb sollen auch den Winter über Führungen stattfinden, allerdings nur am Wochenende. Die Erfahrungen aus der Testphase werden Staatsbad und Stadt Bad Kissingen gemeinsam auswerten. Beide Seiten werden sich Gedanken über das künftige Angebot machen und "ein entsprechendes Konzept für 2022 erarbeiten".
Dazu wie viele Tickets verkauft wurden und wie viele Personen die Führungen und Rundgänge genutzt haben, dazu macht die Staatsbad zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Angaben. Die Zahlen würden aktuell noch ausgewertet, genauere Informationen seien frühestens Anfang Dezember möglich.
Keine Rundgänge, weniger Führungen
Rundgänge, also dass Besucher die Gebäude auf eigene Faust erkunden können, sind laut Staatsbad vorerst nicht mehr im Angebot. Die Führungen finden ab sofort samstags und sonntags jeweils um 14 Uhr statt. In der Testphase waren die Führungen und Rundgänge von Mittwoch bis Sonntag in der Zeit von 12 bis 15 Uhr möglich. Die Wandelhalle kann für Besitzer von Premium- oder Gastkarten werktags während der Brunnenausschankzeiten und während der Kurkonzerte besucht werden, kostenlos zugänglich ist sie von Mittwoch bis Sonntag zwischen 12 und 15 Uhr. Auf unsere Nachfrage, warum die Rundgänge gestrichen wurden, heißt es von der Staatsbad , dies sei von vornherein so geplant gewesen. Eine Begründung, warum sich die Führungen ab sofort auf das Wochenende beschränken, gibt es hingegen nicht.
Der frühere Hotelier und Sternekoch Hermann Laudensack ärgert sich immens darüber, dass das Angebot so stark reduziert wird. Es sei richtig, die Gebäude der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Er bietet über die Staatsbad GmbH Gästeführungen an. Schon jetzt würden dank des Welterbe-Titels Führungen für Ende November gebucht. "Wir haben jetzt die Chance, in Bad Kissingen das ganze Jahr über Saison zu haben", sagt er. Laudensack bemängelt, dass Stadt und Staatsbad den Welterbe-Titel bislang nicht offensiv genug vermarkten; er schlägt vor, Kooperationen mit Hotels und Busunternehmern anzustoßen, um Welterbetouristen nicht nur nach Bad Kissingen zu holen, sondern sie auch dazu zu bringen, in der Stadt zu nächtigen.
Er hält es für kontraproduktiv, dass die Kuranlagen montags und dienstags komplett geschlossen sind. "In Bezug auf das Welterbe ist das eine Katastrophe", schimpft er. Ebenso beanstandet der erfahrene Hotelier , dass der Schmuckhof, der kleine Innenhof des Regentenbaus, nun nicht mehr frei zugänglich ist - was er bislang war. "Ein Gast, der Montag oder Dienstag nach Bad Kissingen kommt, steht dann vor verschlossenen Kurgebäuden. Jetzt sind wir Welterbe und dann wird alles geschlossen. Das ist unmöglich", kritisiert er.
Die Staatsbad GmbH sieht sich jedoch auf einem guten Weg. Timo Tully, Leiter des Gästeservices weist auf weitere Führungen hin. Am Wochenende finden im Wechsel die Führungen "Ein Streifzug durch Bad Kissingen als Unesco-Welterbe " und "Führung durch Altstadt und historische Kuranlagen " um 10 Uhr statt. Kissingen biete ein umfangreiches Angebot an Führungen, "die sich mit den historischen Gebäuden und Kuranlagen beschäftigen", so Tully. Zudem können Termine für individuelle Führungen für Gruppen gebucht werden.
Virtuell in den Sälen unterwegs
Zusätzlich zu den Führungen bietet die Staatsbad ab sofort auch die Möglichkeit, die historischen Gebäude virtuell zu erkunden. Dazu hat ein Videodienstleister aus Schweinfurt 360- Grad-Videos im Innern des Regentenbaus, des Arkadenbaus, der Wandelhalle, aber auch im Kurtheater und im Luitpoldbades gedreht. "Die Clips ermöglichen einen Rund-um-Blick in alle Richtungen vom Standpunkt der Kamera aus", erklärt Pressesprecherin Nina Pereira Santo. Ein Sprecher gibt Informationen zu den Sälen. Die Videos sind auf dem Youtube-Kanal " Bad Kissingen . Entdecke die Zeit" zu finden. Zudem werden sie in den kommenden Wochen auf dem gleichnamigen Facebook Kanal vorgestellt.
Darüber hinaus plant die Staatsbad , in der Tourist-Information im Arkadenbau eine Station für Virtual-Reality-Brillen (VR-Brillen) einzurichten. Dort können Gäste die 360-Grad-Videos der historischen Säle mit der VR-Brille erleben. "Die Station wird im Lauf der kommenden Monate errichtet und je nach Entwicklung des Infektionsgeschehens zugänglich sein", so die Sprecherin in der Pressemitteilung. Auf Nachfrage teilt sie mit, dass die Kosten für Videos und VR-Brillen-Station im vierstelligen Bereich liegen. Eine Übersicht über die Preise und Öffnungszeiten finden Sie im Internet auf www.badkissingen.de .
Bad Kissingen
Herr Laudensack hat recht, hört halt mal auf einen erfahrenen ortsansässigen Profi!
Wenn Kissingen was zu zeigen hat, dann muss das auch auch frei und so oft wie möglich für Besucher und Einheimische funktionieren.
Ist mir im übrigen ein Rätsel, das die Stadt eine Altstadtführung überhaupt anbietet.
Da ist die Kissinger Altstadt bis auf einige wenige Gebäude doch gar nicht attraktiv genug!
Diese Menge an Leerständen, baufälligen Gebäuden und eine marode Fußgängerzone ist doch nicht wirklich sehenswert.
Muss man ja nicht noch bewusst herzeigen…..