Wolfgang Hofmann ist einer von mehr als 500 Radfahrern , die bei der Online-Beteiligung zum Radverkehr in Bad Kissingen mitgemacht haben. "Alle Erledigungen und Besorgungen in der Stadt mache ich mit dem Fahrrad", sagt der Gymnasiallehrer. Den täglichen Arbeitsweg von seiner Wohnung in Garitz bis zum Jack Steinberger Gymnasium legt er ohnehin mit dem Rad zurück. Er hat den Eindruck, dass das Rathaus das Thema endlich ernst nimmt und nicht mehr so stiefmütterlich behandelt wie früher. Das sei dringend notwendig, denn Problemstellen gebe es einige. Das können kleine Dinge sein, etwa, dass vorhandene Wege nicht gut ausgeschildert sind.
Als Hauptproblem gerade im Stadtzentrum sieht er die Raumaufteilung. Den Radfahrern bleibt zwischen parkenden Autos und dem fließenden Verkehr nicht viel Platz. "Mein Wunsch wäre ein stärkeres, verkehrsgerechtes Miteinander", sagt Hofmann. Und: "Die Schulen müssen stärker eingebunden werden, damit sie sicher mit dem Fahrrad erreichbar sind", findet er. Nach Schulschluss um 13 Uhr ist der Verkehr insbesondere in der Maxstraße so dicht und unübersichtlich, dass er die Straße meidet und lieber einen Umweg in Kauf nimmt.
Hauptrouten für Radverkehr
Verkehrsplaner Dominik Könighaus erstellt den neuen Verkehrsentwicklungsplan, der nächstes Jahr fertig sein soll. Der Radverkehr ist einer von mehreren Bereichen, den er analysiert. "Wir wollen den Radverkehr auf bestimmten Straßen bündeln", erläutert er. Radfahrer seien dann besser zu sehen. Andere Verkehrsteilnehmer würden so wiederum lernen, dass sie an diesen Stellen mit Radfahrern rechnen müssen.
519 Radfahrer haben an der Umfrage teilgenommen und mehr als 2300 Kommentare abgegeben. Die Befragten gaben überwiegend an, das Rad für private Erledigungen und in der Freizeit zu nutzen, zum Einkaufen oder für den Arbeitsweg spielt es eine kleinere Rolle. "Das Rad als Alltagsverkehrsmittel ist noch nicht in Bad Kissingen angekommen. Das wollen wir ändern", sagt Könighaus. Wichtige Verkehrsmittel für die Befragten sind Auto und Füße, Bus und Bahn spielen dagegen keine Rolle. Die Teilnehmenden wünschen sich vor allem mehr und breitere Radwege sowie eine bessere Trennung vom Kfz-Verkehr.
Von Wunschroute bis Radstraße
Das vorgesehene Radwegenetz (siehe Grafik) besteht im wesentlichen aus zwei Hauptrouten, die von Norden nach Süden, beziehungsweise Westen nach Osten durch die Stadt führen. Nebenrouten ergänzen das Wegenetz in die Breite. Die Teilnehmer konnten in der Umfrage angeben, auf welchen Straßen sie häufig mit dem Rad unterwegs sind und wo sie sich Radwege wünschen. Gleiche man diese Angaben mit den Ideen für das Wegenetz ab, "ergibt sich ein Bild, das ganz gut passt", sagt der Verkehrsplaner.
Aber natürlich nicht vollständig: Die Fußgängerzone im Altstadt-Karree wird vom Streckennetz komplett ausgespart, gerade hier wünschen sich die Radler jedoch offizielle Radwege. "Das ist ein typisches Thema in vielen Fußgängerzonen", meint er. Eine mögliche Lösung könne sein, den Radfahrern die Durchfahrt durch die Innenstadt bei reduzierter Geschwindigkeit zu erlauben und mit entsprechender Werbung und Beschilderung darauf aufmerksam zu machen.
Ebenfalls nicht Teil des angedachten Netzes ist die viel befahrene Kapellenstraße sowie der Riedgraben als Zufahrtsstraße ins Gewerbegebiet Garitz. Könighaus: "Auch hier wünschen sich die Befragten, dass es ein Angebot für Radfahrer gibt."
Im Unterschied zu Großstädtern haben die Bad Kissinger keine Probleme, ihr Fahrrad an ihrer Wohnung abzustellen. Abstellplätze in Kellern, Garagen oder Schuppen reichen aus. Anders sieht es im Zentrum aus. "An den Zulaufpunkten in die Fußgängerzone fehlt es ein Stückweit an Abstellanlagen", sagt der Diplom-Ingenieur. Als die zwei wichtigsten Zulaufpunkte nennt er die Obere Marktstraße am Landratsamt sowie die Ecke Untere Markt- mit der Ludwigstraße.
Ladestationen für E-Bikes braucht es nach den Worten von Könighaus nur in begrenztem Umfang. Die meisten Fahrer laden ihre Räder zuhause oder am Arbeitsplatz - in der Fußgängerzone nutzen Ladestationen nur bei einem längerem (touristischem) Aufenthalt. "Das ist nicts, was uns Massen an CO2 und Autoverkehr einspart, aber ein Angebot sollte es geben", erklärt er.
Wie das Radwegenetz letzen Endes ausschauen wird und welche Änderungen sich daraus ergeben, steht noch nicht fest. Laut Könighaus werden die Ergebnisse in der von der Stadt ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe Mobilität besprochen. Dort wird werden das Wegenetz sowie Ideen zur Umsetzung abgestimmt. Als eine mögliche Lösung bringt der Planer die Ausweisung von Fahrradstraßen ins Spiel. In Fahrradstraßen dürfen Radfahrer beispielsweise nebeneinander fahren, ohne von motorisierten Fahrzeugen bedrängt zu werden, in manchen Fahrradstraßen sind Autos und Motorräder sogar komplett untersagt. "Zum Teil werden wir erst Werbung dafür machen müssen", empfiehlt Könighaus.
Auto, Parken, ÖPNV
Verkehr Aktuell wird der Verkehrsentwicklungsplan der nächsten Jahre erstellt. Beim fließenden Verkehr besteht laut Bauamtsleiterin Christine Schwind nicht der größte Handlungsbedarf, den sieht sie eher bei den Themen Parken sowie ÖPNV. Wichtige Erkenntnisse soll die Planung für das Unesco-Weltkulturerbe und die Landesgartenschau-Bewerbung liefern. Zuletzt geht es um die Fragen, wie das Areal Kissingen Süd rund um den Schlachthof sowie die geplanten Wohn- und Gewerbegebiete nördlich der Kaserne erschlossen werden.
Danke an den Kommentar von lbs! Sie/er bringt´s auf den Punkt.
Meine Ergänzung: bei unserem Altstadtkarree von gerade mal 200x200 Meter kann man wohl Rücksicht nehmen auf Fußgänger, Kinder, Kurgäste (oft mit Krücken oder Rollatoren!), und sein / ihr Rad ein Stückchen schieben.
Bei rund 10.000 PKW Fahrten am Tag in KG ist der Radanteil von ca 519 Fahrten gerade mal 0,5%! Das schreit nun mal nicht gerade nach Prioritäten und bevorzugter Behandlung! Bzw nach gravierenden Handlungsbedarf!
Zumutbare Umfahrungen oder eine Bündelung sollte nur mit Augenmaß und vorsichtiger Justierung vorgenommen werden!
Alles andere ist eine Klientel- oder Gefälligkeitspolitik die nur Ideologie fördert und nicht den Gesamtzusammenhang betrachtet!
Die Art und Weise der Berichterstattung zeigt eine Tendenz, die leider nicht alle Verkehrsteilnehmer in gleicher Weise berücksichtigt sondern nur in die Richtung der Radfahrer tendiert.
Diese Berichterstattung führt in eine Sackgasse und ist sehr einseitig!
Die Stadt braucht also gar nicht erst irgendwelche Pläne machen, sondern muss erst einmal die Radfahrer zur Raison bringen. Auch die Polizei versagt da leider viel zu oft. Auch sollte es nicht nur eine Fahrradsteuer für für die E-Bikes, sondern auch ein Haftpflichtkennzeichen wie beim Pedelec geben, da diese doch mit hoher Geschwindigkeit überall fahren. Radwege kosten schließlich auch viel Geld.