
Einst "Le Jeton", später "Luitpolds", dann "La Canchanchara", künftig kurz "Luit’s": Das renommierte Spielbankrestaurant hatte in den vergangenen 20 Jahren mehrmals den Namen und den Betreiber gewechselt. Nach einer unruhigen Phase war in den vergangenen fünf Jahren mehr Stabilität eingekehrt. Im Sommer steht dennoch der nächste Wechsel an. Diesmal verlief die Pächtersuche kurz und erfolgreich. Spielbankdirektorin Marina Klein hat einen Nachfolger für Marika Hoffmann gefunden. Die Gastronomin hatte Ende vergangenen Jahres angekündigt, dass sie mit ihrem mexikanischen Restaurant zurück in die Innenstadt ziehen wird und dort "Schuberts Weinstube" übernehmen wird. Bis 31. Juli bewirtet Hoffmann mit dem La Canchanchara noch in im Casino.
Klaushof bis Ende des Jahres geöffnet
Ihre Nachfolger sind in der Stadt ebenfalls gut bekannt: Nadine Dittmeier und Markus Wittenberg betreiben seit gut vier Jahren das Forsthaus Klaushof und seit 2022 auch die Kultkneipe "Zoom Eulenspiegel". Sie übernehmen zum 1. August die Spielbankgastronomie und wollen nach kurzen Renovierungs- und Umzugsarbeiten Mitte August öffnen. Der Pachtvertrag im Klaushof läuft bis Ende des Jahres. "Den werden wir auch erfüllen", sagt Dittmeier.
Das heißt: Die Stadt Bad Kissingen muss einen Pächter suchen, der ab Januar den Klaushof übernimmt. Der Kiosk für den Biergarten werde bis Jahresende wie gewöhnt öffnen, den Restaurantbetrieb müsse man jedoch ab August herunterfahren. Die Bewirtung der "Eule" sei von dem Restaurantwechsel nicht betroffen.
Zusammenarbeit zwischen Casino und Restaurant
"Die Gastronomie ist essenziell für die Spielbank", sagt Klein. Für den Gast gehöre ein gutes Essen zu einem gelungenem Abend dazu. Nach der Pleite der Howa-Gruppe habe Klein über öffentliche Ausschreibungen versucht, einen Pächter zu finden - mit ernüchternden Ergebnissen. Dass es zur Einigung mit dem La Canchanchara kam, sei ein Glücksfall gewesen. Wegen der schlechten Erfahrungen habe sie jetzt auf eine Ausschreibung verzichtet und die Klaushof-Wirte persönlich angesprochen. "Sie sind mit ihrem Konzept im Klaushof erfolgreich. Es passt super zur Spielbank", sagt sie.
Mit Roulette beim Essen sparen
Dass die Gastronomie im Luitpold Casino funktioniere, hätten die vergangenen fünf Jahre gezeigt. Aufgabe sei es nun, den Spielbank- und den Restaurantbetrieb wieder mehr miteinander zu verzahnen. Etwa, indem Gäste im Spielsaal auch dort vom Restaurant bewirtet werden, etwa über Events in der Spielbank wie Club-Nights und Afterwork-Partys und ähnliche Veranstaltungen - oder über ein "Drehmenü". "Das wollen wir auf jeden Fall umsetzen", sagt Klein.
Das Menü werde 36 Euro kosten. Gäste, die es bestellen, haben die Chance, am Roulette-Tisch zu drehen. Die Zahl, die fällt, entspricht dem Betrag, den die Spielbank den Gästen bei der Rechnung für das Menü zurückerstattet.
Die Räumlichkeiten seien technisch auf modernem Stand und größere Investitionen nicht notwendig. Einzig das in die Jahre gekommene Mobiliar wird getauscht. "Es sollen gehobene Möbel sein wie früher im Le Jeton, die besser zum Flair passen", sagt Klein. Der Wechsel könne zeitlich ohne größere Betriebsruhe stattfinden.
Weniger Saisonabhängig
Wittenberg und Dittmeier bewirten im Klaushof 85 Innenplätze, 250 Terrassenplätze sowie 400 im Biergarten mit Selbstbedienung. Das Geschäft dort sei sehr wetter- und saisonabhängig und gerade personell schwerer zu steuern. Von dem Wechsel in die Spielbank versprechen sie sich mehr Planbarkeit. Die Spielbank wartet mit 140 bis 160 Plätzen im Innern auf. Hinzukommen auf der Terrasse 50 Plätze. Geplant ist außerdem ein Kiosk unterhalb der Terrasse mit weiteren 50 Selbstbedienungsplätzen. "Im Casino können wir uns als Gastronomen noch besser verwirklichen", sagt Wittenberg. Auch die Innenstadtnähe und die Nähe zur Eule sei ein Vorteil. Und: Die große Innenfläche biete mehr Spielraum für Gruppen und Feiern wie Hochzeiten und Geburtstage.
"Luit’s" nennen sie das Restaurant, in Anlehnung an Prinzregent Luitpold, der auch Namensgeber des Casinos ist, und als Referenz an das Althochdeutsche "Luit" für Leute. "Wir wollen etwas für jeden auf der Karte haben, für den kleinen Geldbeutel bis zum großen", sagt Wittenberg. Gehoben, aber bezahlbar solle das "Luit’s" sein. Mit zehn Mitarbeiter starten sie im August das Casinorestaurant.
Von Flammkuchen bis gehobenen Menüs
Geplant ist eine kleine Mittagskarte mit einfacheren Gerichten. Das Angebot richte sich zum Beispiel an Berufstätige in der Mittagspause. Nachmittags soll es ein Kaffee- und Kuchengeschäft geben, mit selbstgebackenen Kuchen. "Abends wollen wir eine große Karte fahren", sagt Wittenberg. Diese solle auch gehobenere Ansprüche abdecken und etwa Fünf-Gänge-Fine-Dining-Menüs beinhalten.
Wittenberg betont, dass er auf regionale Produkte setzen werde, insbesondere auf Erzeugnisse der Dachmarke Rhön. Auch Wildgerichte sollen sich künftig in der Spielbank finden. Ansonsten will er auf verschiedene Veranstaltungen setzen, vom Jazz-Frühstück über Whiskey-Tasting bis zum Krimi-Dinner: Das "Luit’s" soll als Erlebnisgastronomie wahrgenommen werden.
Den Park mit bewirten
Eine besondere Rolle spielt auch die Außengastronomie. Der Spielbankdirektorin ist das Kaffee- und Kuchengeschäft auf der Terrasse wichtig - weil der Park stark frequentiert ist, weil der Welterbe-Tagestourismus zunimmt und weil es seit dem Aus des Kurgartencafés in dem Bereich eine Marktlücke gibt. "Wenn man das nicht bespielt, ist man selbst schuld", sagt Klein.
Der Verkaufskiosk "Little Luit’s" richte sich vor allem an Spaziergänger, Ausflügler und Radfahrer im Park. Diese können sich dort versorgen und Getränke und Speisen entweder im Selbstbedienungsbereich oder im Kurpark verzehren. "Es ist so gedacht, dass wir den Park mit bewirten", sagt er. Zudem sei der Kiosk der Gastronomiestützpunkt bei Außenveranstaltungen wie Sommer- und Rakoczy-Fest.
Der Pachtvertrag läuft fünf Jahre mit Option auf Verlängerung. Die Theken in den Spielsälen bewirtet die Spielbank mit eigenem Personal.
Zufrieden mit der "Eule"
Mit dem Betrieb in der "Eule" sind Wittenberg und Dittmeier zufrieden. Zwar habe sich das Publikum gewandelt und nicht jeder Stammgast möge die Neuerungen, aber die Kneipe werde gut angenommen und sei weiterhin ein sozialer Treffpunkt.
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Im Althochdeutschen (wie auch im Mittelhochdeutschen) lautet die Bezeichnung für 'Leute' allerdings "liut"...