Heimat, Netzwerk, Jobs: Für die Stadt Bad Kissingen sind diese drei Schlagworte die Säulen ihres Alumni-Netzwerks. Alumni? Der lateinische Begriff beschreibt Absolventinnen und Absolventen einer Schule oder Hochschule. Die Stadt möchte mit dem Netz also ehemaligen Schülerinnen und Schülern eine Plattform bieten, mit der sie Kontakt halten, sich austauschen oder einfach über die aktuellen Entwicklungen in der Kurstadt informieren können.
Verantwortlich für das Netzwerk, das derzeit hauptsächlich über die Facebook-Gruppe "8730 Alumni Netzwerk Bad Kissingen" gesteuert wird, ist Stefanie Maessen. Die 45-Jährige war bei der Stadt zunächst als Wirtschaftsförderin angestellt, kümmert sich inzwischen aber ausschließlich um das Alumni-Netzwerk, für das auch die ehemalige Bad Kissinger Postleitzahl 8730 namensgebend ist. Im Juni 2021 ging es an den Start, nachdem Oberbürgermeister Dirk Vogel diesen Wunsch schon im Rahmen seines Wahlkampfes 2019 geäußert hatte.
Wo arbeiten Bad Kissinger Absolventinnen und Absolventen heute?
"Ich habe selbst hier Abitur gemacht und mag Bad Kissingen total gerne", sagt Maessen, die nach beruflichen Stationen im In- und Ausland in ihre Heimat zurückgekehrt ist. "Ziel war und ist es, die emotionale Einheit der Stadt zu wahren", erklärt sie. Man wolle Know-how transportieren oder gar junge, berufstätige Menschen zurück nach Bad Kissingen holen. "Was uns alle verbindet, ist ja der gemeinsame Schulbezug. Kontakthalten ist eine wertvolle Ressource, egal ob man wegzieht oder hier bleibt. Der Austausch funktioniert ja in beide Richtungen."
Freilich lebt ein Netzwerk in erster Linie vom Dialog zwischen den einzelnen Mitgliedern. Dennoch lassen sich immer wieder Reize setzen. So veröffentlicht Maessen auf der Plattform neben aktuellen Informationen zum Stadtgeschehen oder Stellenausschreibungen auch ein- oder zweimal im Monat ein Interview mit einer ehemaligen Schülerin oder einem ehemaligen Schüler, ist stets auf der Suche nach neuen Gesprächspartnerinnen oder -partnern.
Und dabei kann sie einige erstaunliche und spannende Berufswege darstellen: Wie den von Michael Tröster, der sein Abitur am Jack-Steinberger-Gymnasium im Jahr 1997 gemacht hat und heute als Landesdirektor der Friedrich-Ebert-Stiftung in Äthiopien arbeitet. Oder das Gespräch mit der Euerdorferin Tina Büchner da Costa, ebenfalls Absolventin von 1997, die mittlerweile als Raumfahrts-Ingenieurin bei der Europäischen Raumfahrtsagentur ESA beschäftigt ist. "Das ist jedes Mal wieder unheimlich spannend", hat Maessen große Freude an den Interviews.
"Ich stecke viel Herzblut hinein", sagt sie und freut sich auch, dass sie häufig positive Rückmeldungen bekommt. Das Ganze müsse nun natürlich wachsen, zieht sie nach gut sieben Monaten Bilanz. Rund 700 Mitglieder hat die Facebook-Gruppe bereits, die Resonanz beim ersten Alumni-Treffen im Rahmen des Rakoczy-Festes im Juli 2021 fiel allerdings durchwachsen aus, sagt Maessen. "Ich hätte mit mehr Leuten gerechnet", gibt sie zu.
Allerdings bestand das Netzwerk zu diesem Zeitpunkt erst gut einen Monat, noch dazu war das Wetter wenig berauschend und auch die Corona-Pandemie hatte sicherlich ihren Einfluss, mutmaßt die Organisatorin. Ein jährliches Treffen, sagt Maessen, soll es dennoch weiterhin geben. "Wir haben auch schon einige andere Ideen, zum Beispiel ein Treffen auf dem Weihnachtsmarkt oder auch einen Alumni-Stammtisch in Bad Kissinger Lokalen", blickt sie bereits hoffnungsfroh auf die Nach-Corona-Zeit voraus.