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Bad Kissingen
Bad Kissingen: Warum Biberdämme am Lollbach weichen mussten
Rene Hueppi ist entsetzt. Das Biberrefugium am Lollbach genoss er während der Gassi-Runden mit dem Hund.  Bis die Stadt einschritt.   
Durch das hohe Gras sind der inzwischen beseitigte Biberdamm und eine Entenfamilie zu erkennen. 
Foto: Rene Hueppi | Durch das hohe Gras sind der inzwischen beseitigte Biberdamm und eine Entenfamilie zu erkennen. 
Wolfgang Dünnebier
 |  aktualisiert: 11.10.2021 02:29 Uhr

Rene Hueppi ist Naturfreund. Am malerischen Lollbach bei Reiterswiesen kann er durchatmen. Neulich sorgte eine unerwartete Entdeckung für Aufregung. Plötzlich klaffte eine Wunde in der Landschaft.

Jemand, zunächst für den Spaziergänger Unbekanntes, hatte an dem kleinen Zulauf der Fränkischen Saale unsanft Hand angelegt. Gewöhnlich ist das Bächlein nicht einmal einen halben Meter breit und nur wenige Zentimeter tief. Er fließt durch das Gewerbegebiet zwischen den beiden Bad Kissinger Stadtteilen Reiterswiesen und Arnshausen und mündet ein paar Kilometer entfernt am Golfplatz Bad Kissingen in die Saale.

Entenfamilie und Eisvogel

Hueppi kennt das besondere Revier ganz genau. "Zwischen den beiden Gemeinden, meist auf Reiterswiesener Gebiet, haben sich Biber durch Dämme ein 500 Meter langes kleines Paradies geschaffen", beschreibt er begeistert seine gründlichen Beobachtungen.  So hätten sich in diesem Bereich auch zwei Entenfamilien mit je neun Jungen und sogar ein Eisvogelpaar angesiedelt.

Die Stadt Bad Kissingen entfernte einen Biberdamm am Lollbach bei Reiterswiesen.
Foto: Rene Hueppi | Die Stadt Bad Kissingen entfernte einen Biberdamm am Lollbach bei Reiterswiesen.

Ja, mehr noch: Freundlicherweise habe das Bauamt einen Weg freigehalten, der die Beobachtung der Tiere erleichtere. Umso größer dann der Schreck. Jemand hatte nach den Schilderungen Hueppis  mit einem Bagger den Bach etwa 20 Meter weit radikal von allen Uferpflanzen leergebaggert und zwei der Dämme zerstört. "Natürlich sind alle Tiere geflohen und die ungeschützten Ufer werden vom nächsten Starkregen ins Wasser geschwemmt", blickt der Spaziergänger sorgenvoll voraus.

Bauschutt im nahen Wäldchen

Wie wenig sich manche Menschen Gedanken über die Natur machten, zeige auch Bauschutt in einem nahen Wäldchen, von wo Regenwasser in den Lollbach fließt, folgert Hueppi. Die Stadtverwaltung habe auf einen Hinweis nicht geantwortet. Empört ist der Naturfreund auch deshalb, weil der Biber in Europa zu den streng geschützten Arten gehört. Eine Zerstörung des Lebensumfeldes kann mit bis zu 50 000 Euro bestraft werden.

Der Biber gestaltet sich sein Lebensumfeld. 
Foto: Rainer Kiesel | Der Biber gestaltet sich sein Lebensumfeld. 

Ein Anruf dieser Redaktion bei der Stadtverwaltung  bringt Klarheit darüber, wer in das Refugium eingegriffen hat. Es war die Stadtverwaltung selbst, die hier die Baggerschaufel anlegte. Der Wassereinstau durch den Biberdamm habe die Funktion der Rückhaltebecken beeinträchtigt, erklärt Mario Selzer, Büroleiter von Oberbürgermeister Dirk Vogel, auf Nachfrage.

Vom Landratsamt genehmigt

Ganz auf eigene Faust hat die Stadtverwaltung die laut Selzer etwa 1000 Euro teure Bereinigung nicht durchgeführt. "Die Maßnahme war mit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt  abgesprochen und genehmigt", betont Selzer.

Darüber hinaus führe die Bautätigkeit der Biber auch in anderen Gewässern unter städtischer Zuständigkeit (Nüdlinger Bach, Embach) zu Konflikten mit Abwasseranlagen. Die wöchentliche Kontrolle der Bäume im Bereich der Biberhabitate führe zu einem erhöhten Aufwand, da die Stadt Bad Kissingen für die Verkehrssicherheit verantwortlich ist. Alleine für den Lollbach seien in diesem Jahr 60 Arbeitsstunden für die Baumkontrolle angefallen.

 
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