zurück
Bad Kissingen
Bad Kissingen: Von der Backstube zur Fachklinik
In zwei Büchern, die Fritz Lang herausgegeben hat, berichten sein Großvater Hans und sein Vater Ludwig Lang über ihre Familiengeschichte. Diese beginnt bei einer Bäckerei in Bamberg und endet mit der Klinik Heiligenfeld.
Das alte Kurheim Fürst Bismarck (links) mit modernem Motel I und (dahinter) Motel II um 1970       -  Das alte Kurheim Fürst Bismarck (links) mit modernem Motel I und (dahinter) Motel II um 1970
Foto: Verlag Lang-Dynastie | Das alte Kurheim Fürst Bismarck (links) mit modernem Motel I und (dahinter) Motel II um 1970
Sigismund von Dobschütz
 |  aktualisiert: 17.08.2022 00:30 Uhr

Die erstaunliche und für alle Kissinger interessante Familienchronik der Unternehmerfamilie Lang ist seit Oktober als zweibändige Buchausgabe im Handel erhältlich. Herausgegeben von Fritz Lang (71), schildern darin dessen Großvater Hans (1893-1972) und Vater Ludwig Lang (94) den Aufstieg von einer kleinen Bäckerei in Bamberg über das Bad Kissinger Kurheim und Café Fürst Bismarck bis zur Fachklinik Heiligenfeld . Deren Fortentwicklung zur heutigen Klinikgruppe mit 900 Betten an vier Standorten soll in einem von Fritz Lang als Verfasser geplanten dritten Band folgen.

Den ersten Band " Hans Lang . Meister und Unternehmer" schrieb Bäckermeister Hans Lang (1893-1972), der aus Röttingen (Landkreis Würzburg) stammt. Nach kurzem Rückblick auf Familienherkunft und Vorfahren schildert er seinen arbeitsreichen und erfolgreichen, wenn auch von Rückschlägen gezeichneten Lebensweg seit Eröffnung der ersten, bescheidenen Bäckerei in Bamberg 1920. Dies ist auf 80 Seiten kurz gefasst, dennoch recht inhaltsreich und vom Herausgeber anschaulich bebildert.

Andauernde Weiterentwicklung

Acht Jahre später zog der Geschäftsmann nach Berlin, kam dort zu Wohlstand und in Besitz mehrerer Immobilien. Die zunehmende Bombardierung Berlins zwang ihn 1942 zur Umsiedelung nach Bad Kissingen . Er erwarb das abgewirtschaftete Café Fürst Bismarck und baute es erfolgreich wieder auf. Damit schuf der Unternehmer trotz schwierigen Anfangs für sich und folgende Generationen eine neue Geschäftsbasis. "Die Lage des Hauses, des Anwesens und die weite Fläche deckten die vielen Fehler und Mängel, die ich im Innern gesehen hatte, zu", heißt es in dem Buch.

Hans Langs Lebenslauf scheint, als habe er nach dem Motto "Müßiggang ist aller Laster Anfang" gelebt: Kaum hatte er einen Betrieb schuldenfrei, sah er sich nach weiteren Entwicklungsmöglichkeiten und Betätigungsfeldern um. Vielleicht wäre er heutzutage statt Bäcker eher Immobilienentwickler geworden. Jedenfalls ist vom Bäckerhandwerk in seinem Lebensbericht kaum die Rede, umso häufiger von Investitionen und Mieteinnahmen, von Umbau und Sanierung erworbener Häuser. Hans Lang war offensichtlich ein Mann der Tat und kein Freund vieler Worte: "Ich musste mich nach einer tüchtigen Geschäftspartnerin umsehen", war für den nüchtern denkenden Geschäftsmann Grund genug, sich in Bamberger Jahren nach einer passenden Ehefrau umzusehen.

Sohn Ludwig Lang übernimmt Kurheim

Dass beider Arbeitseinsatz auch in späteren Kissinger Aufbaujahren - Café und Kurheim Fürst Bismarck wurden ständig modernisiert und erweitert - das Private zu kurz kommen lässt, musste schließlich auch er erkennen: "Meiner lieben Frau Arbeitsfeld, das sie oft über ihre Kräfte in Anspruch nahm, brachte manche Unstimmigkeit in unsere Ehe, obwohl wir beide dasselbe Ziel anstrebten."

Im Charakter ganz anders als sein Vater , zeigt sich Ludwig Lang ab 1957 als Nachfolger im Kurheim Fürst Bismarck. Dennoch war er ähnlich unternehmerisch, zweifellos begünstigt durch den einsetzenden Tourismus und die Jahre des Wirtschaftswunders: Schon 1962 ergänzte er das Kurheim um ein neuartiges Motel mit Pkw-Stellplätzen und Garagen, 1968 gefolgt von einem zweiten Motel-Gebäude, "eine Neuerung, von Amerika übernommen, die erste Bezeichnung damals in Bad Kissingen ."

Erstes Hotel-Schwimmbad in der Kurstadt

Einen weiteren Schritt in die Moderne machte das Kurheim 1969 mit dem Einbau der ersten Hotel-Schwimmbads in Bad Kissingen , "um der Konkurrenz auch weiterhin eine Nasenlänge voraus zu sein". 1972 folgte der Einbau einer medizinischen Badeabteilung. So setzte Ludwig Lang das Werk seines Vaters nahtlos fort, erweiterte den Familienbetrieb auf 60 Betten, bis er ihn schließlich an Sohn Fritz übergab. Dieser ebnete 1990 mit der Umwandlung in eine psychosomatische Fachklinik mit 43 Betten den Weg in eine noch erfolgreichere Zukunft.

Da sich die Lebenswege von Vater Hans und Sohn Ludwig um Jahrzehnte deckten, kommt es im zweiten Band "Ludwig Lang. Bäcker, Kaufmann, Hotelier" zwangsläufig zu Wiederholungen. Diese stören jedoch weniger, da der Nachgeborene diese Jahre - wenn auch aus eigener Sicht - inhaltsreicher und anschaulicher schildert, als es sein Vater in seinem allzu nüchternen Bericht für nötig hielt.

Interessantes über die Nachkriegszeit

Auch das politische Geschehen und die für Kissinger lesenswerte Stadtgeschichte der Nachkriegszeit kommen nicht zu kurz.

Mit der Betriebsübergabe an Sohn Fritz hätte der zweite Band enden können. Auf den nachfolgenden 300 Seiten berichtet Ludwig Lang ausschließlich über Familienangelegenheiten und gemeinsame Urlaubsreisen mit Ehefrau Erika. Hier zeigt sich die Problematik der notwendigen Gratwanderung zwischen literarischer Biografie für eine breite Leserschaft und privater Familienchronik für einen engen Personenkreis, der sich auch Fritz Lang als Autor des von ihm geplanten dritten Bandes wird stellen müssen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Kissingen
Bäckereien und Konditoreien
Fachklinik Heiligenfeld
Fachkliniken
Familienchroniken
Fritz Lang
Hans Lang
Klinikgruppen
Väter
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top