
Es ist 7.45 Uhr. Für viele Berufsschüler ist es der erste Schultag seit Wochen. Für die zukünftigen Maler, Bürokaufleute, Schreiner, Kfz-Mechatroniker oder Drechsler sind es sehr anstrengende Tage. Die Schüler müssen für die Abschlussprüfungen lernen, und der Unterrichtsalltag ist beschwerlich geworden. Und dann quält manche Schüler eine Sorge, die es früher nicht gab: "Ich habe Angst, mich anzustecken", sagt Daniel Gerold, Schüler einer Kfz-Abschlussklasse.
Der Unterricht beginnt zeitversetzt, damit nicht zu viele Personen gleichzeitig das Schulgebäude betreten. Am Eingang stehen die Hausmeister Werner Schmitt und Jürgen Tremer mit Desinfektionsmittel . Die Schüler betreten einzeln das Schulgebäude . Jede Schülerhand wird desinfiziert.
Markierungen auf dem Boden
Auf den Boden im Eingangsbereich der Schule sind gelbe Punkte geklebt. Die Schüler werden angewiesen, sich auf diese zu stellen. "Die gelben Punkte verdeutlichen, wie weit eineinhalb Meter Abstand sind", sagt Schulleiterin Karin Maywald. Außerdem zeigen Pfeile am Boden die vorgeschriebene Laufrichtung in den Fluren, damit sich die Schüler nicht versehentlich entgegenlaufen.
Die wichtigsten Regeln
Zum ersten Schultag nach Wochen hält die Schulleiterin eine kleine Begrüßungsrede. "Ich stehe heute hier, um Ihnen die Hygieneregeln ans Herz zu legen", sagt sie. Und dann beginnt sie, wichtige Regeln aufzuzählen, die mittlerweile regelmäßig zu hören sind: Maske tragen, Hust- und Niesetikette beachten, Hände waschen. "Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig", sagt sie. Und: "Die wichtigste Regel: Bitte halten Sie den Abstand von eineinhalb Metern ein." Eine Schülerin fragt, ob sie die Masken den ganzen Tag tragen müssen. Ja, ist die Antwort. "Ich weiß, das ist für Brillenträger nicht ohne, aber bitte behalten Sie die Masken an!", appelliert die Schulleiterin an ihre Schüler .
Unterricht ganz anders
Normalerweise besuchen zwischen 500 und 600 Jugendliche und junge Erwachsene die Schule. Hinzu kommen Schüler , die Blockunterricht haben und deshalb einmal in der Woche oder mehrere Wochen am Stück kommen. Insgesamt besuchen die Berufsschule dann rund 1600 Schüler , sagt die Schulleiterin . Momentan seien nur sieben Klassen im Haus, das entspreche etwa zwischen 100 und 120 Jugendlichen. "Es ist uns wichtig, mit den Schülern Kontakt zu halten", sagt Maywald. Zukünftig arbeiten die Schüler mal von zuhause, mal in der Schule. Für die digitalen Phasen zuhause nutzt die Schule Microsoft-Teams.
Die Klassen werden aufgeteilt, damit die Schüler im Klassenzimmer mit ausreichend Abstand sitzen. In jedem Klassenzimmer dürfen sich maximal fünfzehn Schüler aufhalten. "Wir brauchen dadurch das Doppelte an Räumen", erklärt Karin Maywald.
Plexiglasscheiben
Nicht alle Klassenzimmer haben vorne am Pult eine Plexiglasscheibe. "Wir hatten Schwierigkeiten, welche zu finden." Manchmal würden für das Material enorme Summen verlangt, das sei unanständig, findet die Schulleiterin .
Für die Lehrer sei das Unterrichten sehr anstrengend. "Sie müssen den ganzen Tag mit Maske sprechen." Die Scheibe diene dazu, dass die Lehrer die Maske auch mal abziehen können. Zusätzlich gibt es eine gelbe Linie im Klassenzimmer, die Schüler und Lehrer voneinander abgrenzt.
Angst davor, sich anzustecken, hat Kfz-Schüler Raphael Höchemer nicht. So wie ihm geht es vielen seiner Mitschüler . Zuhause zu arbeiten, sei ihnen schwergefallen, berichten sie. Irgendwann sei die Luft raus gewesen. "Es ist schwierig, sich selbst in den Stoff reinzudenken, wenn man es nicht gewohnt ist, sich Sachen selber beizubringen", sagt Marius Fischer. Niklas Veth berichtet, dass es ihm schwergefallen sei, zuhause diszipliniert und konzentriert zu arbeiten.
Ein junger Mann in der hinteren Reihe hat eine Kopfbedeckung auf. Peter Dacho, Lehrer in der Kfz-Klasse, fordert ihn auf, die Kappe abzunehmen. Der Schüler zieht sein Cappy ab, darunter quellen die Haare heraus. "Ich bin seit Corona nicht mehr zum Friseur gekommen", sagt er entschuldigend.
Zu den Bauarbeiten, die momentan an der Schule laufen
Seit Juni 2019 wird die Schule im Rahmen des Kommunalinvestitionsprogramms Schulinfrastruktur (KIP-S) teilsaniert.
Bodenerneuerung Im Lehrerzimmer, im Silentium-Raum und in der Bibliothek ist vergangene Woche neuer Boden (Kugelgarn) eingesetzt worden. Während den Pfingstferien und danach sollen die Klassenzimmer mit einem homogenen Enomer-Bodenbelag ausgestattet werden.