Viele Männer sind es nicht, die mit Brustkrebs in das Sprechzimmer von Hamdan Alhussein kommen. „Vielleicht ein bis zweimal im Jahr“, sagt der Chefarzt für Gynäkologie im Helios St.-Elisabeth-Krankenhaus.
Er möchte dem Thema Aufmerksamkeit schenken: Die Erkrankung ist bei Männern so selten, dass viele nicht wissen, dass sie für sie überhaupt existiert. Alhussein sagt: „Ich habe so oft erlebt, dass die Männer leider zu spät kommen. Sie nehmen Symptome nicht ernst, sind nicht informiert über das Thema.“ Dabei sei Brustkrebs gut heilbar, wenn man früh genug reagiert.
Der Arzt klärt wichtige Fragen:
1. Müssen Männer sich auch regelmäßig abtasten?
„Ganz ehrlich: Brustkrebs bei Männern ist eine Seltenheit. Ein Mann zu 200 Frauen – ich sehe das ein bis zweimal im Jahr. Aber ich würde empfehlen, ohne sich unnötig Stress zu machen: Wenn ein Mann etwas bemerkt, einen Knoten, Juckreiz in der Brustwarze, oder eine offene Stelle, lieber sofort reagieren.
Die Heilungschancen sind besser, je früher man etwas macht. Aber sie müssen sich nicht regelmäßig abtasten, auch nicht zur Vorsorge beim Hausarzt gehen.“
2. Müssen Männer mit Beschwerden in der Brust zum Frauenarzt ?
„Jein. Meistens geht ein Mann mit Problemen in der Brust zum Hausarzt. Und wenn der sieht, dass der Mann einen Knoten oder eine Auffälligkeit in der Brust hat, schickt er ihn automatisch zu uns in die Sprechstunde. Der ,Männerarzt’, also Urologe, kann nichts machen.“
3. Auf Symptome müssen Männer achten?
„Meist sind die Knoten direkt hinter der Brustwarze, manchmal sogar darauf. Wenn es juckt, oder sich die Stelle öffnet, sollten sie zum Arzt. Oft kommen Männer , wenn sie schon ein Jahr lang etwas haben, aber dachten, das wäre eine Entzündung. Sie kommen gar nicht darauf, dass es Brustkrebs sein könnte.“
4. Was macht die Ärztin/der Arzt?
„Sie entnehmen eine Probe von dem Knoten. Das passiert mit einer lokalen Betäubung. Das dauert fünf Minuten. Diese wird ausgewertet. Je nachdem, was dabei herauskommt – ist es gutartig, kann es drinbleiben – wird bestrahlt.“
5. Ist die Sterblichkeit höher, weil Männer später zum Arzt gehen?
„Ja, diese Erfahrung habe ich leider gemacht. Aber ich möchte klarstellen: Wir wollen Aufmerksamkeit schaffen, keine Angst machen. Männer haben andere Baustellen und Erkrankungen, um die sie sich Gedanken machen müssen.“
6. Wie unterscheidet sich die Erkrankung bei Frau und Mann ?
„Bei Männern ist es tatsächlich leichter zu bemerken – ein Knoten fällt viel mehr auf. Männer können genau sagen, seit wann sie eine Auffälligkeit haben. Der Nachteil: Sie reagieren nicht sofort. Wenn eine Diagnose steht, ist das Geschlecht egal. Je nach Ergebnis der Untersuchung wird behandelt.“
7. Welche Risikofaktoren gibt es, bei Frauen wie Männern ?
„Es gibt eine Reihe: Übergewicht, Rauchen, die familiäre Belastung (hier empfiehlt sich eine Blutabnahme). Bei Frauen sinkt es ein wenig, wenn sie gestillt hat. Ich sage: Risiko ist, wenn man etwas bemerkt und es ignoriert. Meine goldene Empfehlung ist, so früh wie möglich reagieren. Wir haben viele Therapiemöglichkeiten.“
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