Hasan und Carmen Güzel sind keine Neulinge in Bad Kissingen. Sie hatten von 2021 bis 2022 ihr eigenes türkisches Restaurant in der Kurhausstraße unterhalb vom Bahnhof geführt - bis es sie aus privaten Gründen nach Bremen gezogen hat.
Istanbuler Flair in Bad Kissingen
Der gelernte Koch und Metzger Hasan Güzel sowie die Systemgastronomin Carmen Güzel waren dort in Restaurants und Bäckereien seiner Familie tätig, jetzt geht es zurück in die Kurstadt: Sie übernehmen die seit vier Jahren leerstehende Gastronomie in der Theresienstraße 26 - vormals "Gecko", "Umkehr" und zuletzt "Yungs Sushi Bar". "Wir sind begeistert von dem Objekt. Es ist groß und hat eine zentrale Lage. Hier kann man sich frei entfalten", sagt sie.
Aktuell bauen die beiden den großen Gastraum sowie die Küche nach ihren Ansprüchen mit einer fünfstelligen Summe um: Alles, was an Essen aus Fernost erinnert, muss weichen - es zieht Istanbuler-Flair ein. "Wir wollen die Leute hier bei uns in den Urlaub schicken", sagt die 55-Jährige. Die Gastronomie ist 220 Quadratmeter groß. Der große Gastraum bietet Platz für 50 Gäste, in den Nebenräumen ist nochmal Platz für 50 weitere. Eine Außenbestuhlung gibt es nicht. Nicht ideal, aber kein Problem, meint Hasan Güzel (51). Es ist ein Wasserfall am Thekenbereich vorgesehen. "Wir machen es wie einen Garten innen drinnen", sagt er.
Authentisch türkische Gerichte
Die Güzels wollen wie schon in der Kurhausstraße eine internationale, mediterrane Karte bieten, mit klarem Fokus auf türkischen Speisen und Getränken. "Wir wollen den Menschen eine authentische, türkische Küche näherbringen. Es gibt mehr als nur Döner", sagt Carmen Güzel. Das fängt bei Raki, türkischem Mokka und Tee an und hört bei Süßspeisen wie Baklava, Künefe und frittiertem Eis auf. Bei Baklava handelt es sich um ein Gebäck aus Blätterteig, mit Pistazien und Walnüssen, Zuckerwasser und Zitronensaft, Künefe ist eine Süßspeise aus Käse, Butter und Engelshaar, für das gebackene Eis wird Vanilleeis mit Engelshaar ummantelt und kurz in die Fritteuse gegeben.
"Bei uns wird alles frisch und handgemacht. Darauf legen wir wert", sagt Carmen Güzel. Typische Hauptspeisen sind Kebab (Hackfleischspieße), Köfte (mit Käse gefüllte Frikadellen), Lamm, mediterrane Grillplatten und natürlich Fischgerichte. Dazu gibt es Reis und Gemüse. Das Essen ist zum Großteil Halāl, genauso wird es auch Angebote für Vegetarier und Veganer auf der Karte geben, sagt Güzel.
Gewürze und Entertainment
Was zeichnet die türkische Küche aus? "Die Gewürze", sagt Carmen Güzel. Kreuzkümmel beispielsweise, Oregano, Basilikum und Knoblauch. Wichtig sei es, das Fleisch nicht zu überwürzen. Der Fleischgeschmack dürfe nicht überlagert werden. Um den richtigen Grillgeschmack zu bieten, installieren die Gastronomen auch einen eigenen Grill mit offener Flamme in der Küche. Und noch etwas ist wichtig: Das liebevolle Anrichten der Teller und Platten, die gern auch mal mit offenem Feuer als Stilelement zum Gast an den Tisch getragen werden. Es gehe um Entertainment. "Das ist Türkei", sagt sie.
Das Restaurant soll Mitte März öffnen. Weitere Mitarbeiter hat das Paar zunächst keine. "Wir wollen schauen, wie es anläuft", sagt Carmen Güzel. Südländische Gastfreundschaft stehe in ihrem Lokal an erster Stelle. Die Leute sollen sich Zeit nehmen, in Ruhe essen und dabei gute Gespräche haben. "Wir wollen, dass sich alle wie zu Hause fühlen", meint sie.
Geschichte des Littmann-Hauses
Die Gaststätte befindet sich an einer prominenten Stelle, nämlich im unter Denkmalschutz stehenden Littmann-Haus. Das gesamte Anwesen erstreckt sich vom Eingangsbereich zum Rosengarten (Ludwigstraße 3) über die Ecke Ludwig- und Theresienstraße bis zur Theresienstraße 26. Erbauer war Stararchitekt Max Littmann, der auch den Regentenbau, die Wandelhalle, das Kurhausbad und das Kurtheater errichtete.
1907 realisierte Littmann zunächst den 22 Meter langen und 5,7 Meter hohen Saalbau in der Theresienstraße. Ein Jahr später gestaltete er das Eckgebäude als privates Wohn- und Geschäftshaus. Auftraggeber waren Albertine und Anna Hailmann, beide Angehörige einer wohlhabenden Hotelierfamilie.
In dem Saalgebäude war mit dem Zander-Institut eine Turnhalle für Heilgymnastik untergebracht. Das Institut wurde noch während des 2. Weltkrieges bis 1943 genutzt. Nach dem Bombenangriff am 14. Oktober auf Schweinfurt beschlagnahmte das Dritte Reich die Räume und übergab sie an die Vereinigte Kugellager Fabrik (VKF). Die medizinischen Geräte wurden abgebaut, dafür zogen bis Kriegsende Büromaschinen ein.
Bis 1955 nutzte schließlich eine Ärztin das Anwesen, danach wechselten die Mieter und das Gebäude wurde mehrfach umgebaut. Als Restaurant wird es seit Jahrzehnten genutzt, unter wechselnden Pächtern. Von 2011 bis 2014 war es die Umkehr, davor das Gecko, und von 2018 bis 2020 die Sushi-Bar.
