
170 Millionen Messpunkte hat der „Mobilfunk-Messrucksack“ bereits gesammelt. Entwickelt hat ihn Hartmut Vierle aus dem Sachgebiet Kreisentwicklung, unter anderem zuständig für Mobilfunk. In dem Rucksack in Marke Eigenbau, den die Zeitung vor drei Jahren bereits vorgestellt hatte, befinden sich drei Handys mit Sim-Karten der drei Mobilfunkanbieter Telekom , Telefonica (O2) und Vodafone . Wie der Name schon sagt, misst der Rucksack die Mobilfunkabdeckung im Landkreis.
Ein wenig verändert hat Vierle den Rucksack in den drei Jahren: Es sind neue, 5G-fähige Handys drin, Vierle musste eine Lüftung einbauen, damit die Handys nicht zu heiß laufen und es gibt ein viertes Gerät, das ein weiteres Netz misst.
Auf den Handys laufen drei wichtige Anwendungen:
- die Funkloch-App der Bundesnetzagentur , die Funklöcher erfasst
- die Cellmapper-App, die misst, wie gut oder schlecht der Empfang an bestimmten Orten ist
- die App Netperf, die ebenfalls Empfang misst.
Und so erfassen die Geräte unterwegs fleißig die Mobilfunkabdeckung aus dem Rucksack heraus. „Den Rucksack habe nicht nur ich dabei. Den gebe ich auch Kollegen mit und er war schon in verschiedenen Bauhöfen unterwegs“, sagt Vierle.
Direkter Kontakt zu Mobilfunkanbietern
„Ich habe mir mittlerweile ein gutes Netzwerk aufgebaut, das geht bis hin zu den Netzplanern der einzelnen Mobilfunkfirmen. Mit denen plane ich anhand der Daten, die ich mit den Handys in der realen Welt aufgenommen habe, Mobilfunk-Standorte.“ Einen guten Überblick zu haben ist Vierle wichtig, damit kein Wildwuchs entsteht und man mit möglichst wenigen Standorten möglichst große Fläche abdeckt.
Warum flächendeckender Mobilfunkausbau wichtig ist, dazu hat Vierle mehrere Beispiele: Teilweise betrifft es kleine Ortschaften oder Aussiedlerhöfe. Auch für Wanderer oder Waldarbeiter ist eine gute Netzabdeckung wichtig, falls etwas passiert.
Jährliche Steigerung der Datenmenge um 30 Prozent
Auch Radfahr- und Wanderapps mit Karten bräuchten eine Internetverbindung, ebenso wie Pflanzen- oder Tiererkennungsapps. Auch sei die Netzabdeckung für „Smart Pharming“ wichtig, also beim modernen Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien in der Landwirtschaft.
Entgegen den entlegenen Gebieten sind viele andere sehr gut ausgebaut. Vierle erklärt dazu: „Wir haben eine Steigerung der übertragenen Datenmenge jährlich von circa 30 bis 35 Prozent. Im Mobilfunkbereich müssen daher neue Standorte gebaut werden, damit der versorgte Bereich von einem Mast immer kleiner wird.“
Landkreis: Kann sich sehen lassen
Wie er den Netzausbau im Landkreis bewertet? „Es ist definitiv noch Luft nach oben, aber wir müssen uns vor anderen ländlichen Landkreisen nicht verstecken, auch hier in der näheren Umgebung. Das sind wir wirklich gut mit dabei.“ Doch eine Kleinigkeit stört ihn: „Es heißt immer: Wir versorgen 99 Prozent der Haushalte, was mir aber wichtig ist, dass auch 99 Prozent der Fläche versorgt ist. Aber da sind wir auf einem sehr guten Weg.“
Im Landkreis gebe es rund 80 Mobilfunkstandorte. Die nächsten zwei bis vier Jahre kommen nach seiner Einschätzung 25 bis 30 hinzu.
Heißt für Vierle: Nach der Arbeit, Orte für fehlende Mobilfunkstandorte herauszusuchen, hier und da ein Foto für die Mobilfunkbetreiber zu machen, damit diese sich ein besseres Bild von der Lage vor Ort machen können, kommt noch mehr Arbeit: Die Zuwegung muss geklärt sein, die Strom- und Glasfaseranbindung. Auch hier ist er sehr miteingebunden.
