
Gute 100 Tage sind inzwischen vergangen: Anton Schick hat sein Familienunternehmen im Dezember verkauft . Seit dem ersten Januar gehört der Baukonzern mitsamt den 500 Beschäftigten an vier Standorten zur deutlich größeren, österreichischen Habau-Gruppe; eine Firma mit jetzt 6500 Mitarbeitern und einem Bauvolumen von mehr als 1,7 Milliarden Euro im Jahr. Schick selbst ist mit dem Verkauf nicht nur als Inhaber ausgeschieden, sondern auch als Geschäftsführer . Aktuell wird die Schick-Gruppe von einem Dreier-Gespann geführt: Edgar Endres, Stefan Falkenberg sowie Markus Schmitt .
Die Firma Schick ist tief in Stadt und Landkreis Bad Kissingen verwurzelt: Als großer Arbeitgeber und Steuerzahler, als Firma, die seit mehr als 100 Jahren viele Bauprojekte vor Ort verwirklicht und auch als Sponsor. Als die Nachricht von dem Verkauf öffentlich wurde, war die Sorge groß, ob sich die Übernahme da negativ auswirken würde.
Erneut Zuschlag für Flughafenausbau in Frankfurt
Die neuen Chefs legt Wert auf Konstanz. „Wir haben die letzten Jahre viel richtig gemacht“, sagt Edgar Endres. Es mache keinen Sinn, ein Erfolgsmodell zu ändern. Die Schick-Gruppe hatte in der Vergangenheit expandiert und hat bundesweit Großaufträge an Land gezogen, mit Schwerpunkt auf Bayern und auf dem Rhein-Main-Gebiet; die Erweiterung der Westtribüne des Stadions vom Fußball-Bundesligisten Eintracht Frankfurt ist zum Beispiel so ein Projekt und der Bau der neuen Flugsteige Pier H und J am Frankfurter Flughafen sowie des Towers an Terminal drei. Vor kurzem erhielt die Schick-Gruppe auch den Zuschlag für den Neubau Pier G.
Mutterkonzern lässt freie Hand
Endres betont, dass es sich bei dem Habau-Konzern trotz seiner Größe um ein Familienunternehmen handelt, das von zwei Familien als Gesellschaftern geführt wird. „Die Habau-Gruppe ist dafür bekannt, kerngesunde Unternehmen aufzukaufen und dann alles weiterlaufen zu lassen“, sagt er. Die Erfahrungen seit der Übernahme beschreibt er als intensiv und positiv. Die Konzernmutter mische sich weder bei den Arbeitsfeldern ein, noch bei den Mitarbeitern. „So wie wir jetzt hier stehen, haben wir durch den Verkauf keinen Nachteil“, meint Endres. Auch wirtschaftlich steht die Schick-Gruppe gut da. „Wir haben eine gute Auftragslage und einen guten Zulauf an Personal“, berichtet er.
Die neuen Geschäftsführer
Bei den neuen Geschäftsführern handelt es sich um langjährige Mitarbeiter von Schick. Edgar Endres (54) ist seit mehr als zwölf Jahren für die Schick-Gruppe tätig und hat als technischer Leiter Großprojekte im Rhein-Main-Gebiet verantwortet.
Stefan Falkenberg (43) hat vor 25 Jahren als Auszubildender bei Schick angefangen, ist intern aufgestiegen und war Gesamtprojektverantwortlicher für den Flughafenausbau in Frankfurt. Seit 2022 haben er und Endres Anton Schick als Geschäftsführer unterstützt.
Markus Schmitt (33) ist seit diesem Monat Teil der Geschäftsführung. Auch er ist seit zwölf Jahren Mitarbeiter bei Schick und war zuletzt kaufmännischer Leiter.
Für die Schick-Gruppe habe sich durch die Übernahme nichts geändert. Die Belegschaft wurde komplett übernommen, die Arbeitsverträge blieben bestehen, genauso wie die Standorte. Auch in der Zusammenarbeit mit Kunden und Sponsorin-Partnern gebe es keine Veränderungen. „Wir sind im Januar reibungslos gestartet“, meint Falkenberg.
An der wirtschaftlichen Ausrichtung werde sich nichts ändern. Die neuen Geschäftsführer sehen die Firmenschwerpunkte nach wie vor in der Region, im Rhein-Main-Gebiet und Bayern. Mit der Habau-Gruppe im Rücken habe man insgesamt bessere Chancen, sich künftig auf noch größere Bauprojekte zu bewerben, betont Endres.
Schick-Gruppe will grüner werden
Während nach außen seit der Übernahme bei der Schick-Gruppe alles beim alten bleibt, wollen die neuen Geschäftsführer Edgar Endres, Stefan Falkenberg und Markus Schmitt (siehe Bericht) intern einige Projekte stärker in den Blick nehmen. Zum einen soll der Baukonzern noch digitaler werden – seien es Absprachen per Videokonferenz oder digitale Bauunterlagen anstelle von Papierbergen.
Auch das Thema Aus- und Weiterbildung zur Fachkräftesicherung wollen die neuen Geschäftsführer noch mehr fokussieren. Mit der Schick Akademie mache man seit Jahren gute Erfahrungen. Die Akademie wird jetzt von der Nachwuchsschmiede abgelöst. „Wir müssen unsere Fachkräfte dahin bringen, wo sie wollen und dafür sorgen, dass sie sich bei uns wohlfühlen“, erklärt Endres. Aktuell sei die Firma an allen Standorten gut mit Nachwuchskräften versorgt, die Personalgewinnung sei insgesamt erfolgreich.
Forschen für besseren Beton
Zudem spielen Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit eine zunehmend größere Rolle. „Da wollen wir ein Vorreiter sein“, sagt Falkenberg. Aktuell prüfe die Schick-Gruppe, wie sich Erneuerbare Energie aus Photovoltaikanlagen und Hackschnitzel Blockheizkraftwerken an den Firmenstandorten sinnvoll nutzen können. „Ideen gibt es viele, aber die Umsetzung ist nicht immer so einfach“, sagt Falkenberg.
Aus Nachhaltigkeitssicht wichtig ist das Betonlabor. „Beton ist das Medium, das uns groß gemacht hat“, erklärt Endres. Im Labor werde an mehreren Stellen daran gearbeitet, den Beton bei weniger Material gleichzeitig tragfähiger zu machen. Darüber hinaus ist es ein wichtiges Ziel, den Beton energiesparender zu produzieren. Hier habe man in den vergangenen Jahren bereits eine Erfolge erzielt.
Geschichte der Schick-Gruppe
Firma: Das Bauunternehmen wurde 1904 gegründet und 1970 an den Standort Heiligenfeld verlagert und erweitert. 1983 folgte der Umzug an den Sitz in Albertshausen. Die Firma wächst weiter und unterhält Standorte in Hanau, Meiningen und München. Rund 500 Mitarbeiter sind bei der Schick-Gruppe beschäftigt, plus 40 Auszubildende und Studenten.
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