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Bad Kissingen
Eine Chance für den ländlichen Raum
Bei einer Veranstaltung der Stadtwerke Bad Kissingen hat es Informationen zu Bürger-Energiegenossenschaften gegeben. Wer gewinnt dabei?
Wie können sich Bürgerinnen und Bürgen an Projekten zu Windkraft- und Photovoltaikanlagen in der Region beteiligen? Darum ging es in einem Vortrag. Unser Foto zeigt Windräder in Richtung Münnerstadt - fotografiert vom Altenberg aus.       -  Wie können sich Bürgerinnen und Bürgen an Projekten zu Windkraft- und Photovoltaikanlagen in der Region beteiligen? Darum ging es in einem Vortrag. Unser Foto zeigt Windräder in Richtung Münnerstadt - fotografiert vom Altenberg aus.
Foto: Klaus Werner | Wie können sich Bürgerinnen und Bürgen an Projekten zu Windkraft- und Photovoltaikanlagen in der Region beteiligen? Darum ging es in einem Vortrag.
Klaus Werner
 |  aktualisiert: 14.06.2024 12:55 Uhr

Die Energiewende ist in aller Munde und damit auch die Möglichkeiten, diese durch dezentrale Projekte zu Windkraft- und Photovoltaikanlagen voranzutreiben und damit die Wertschöpfung rund um die angestrebte Klimaneutralität in der Region zu halten. Dabei sind „Bürgerenergiegenossenschaften“ ein probates Mittel und auf Einladung der Stadtwerke Bad Kissingen erhielten knapp 30 Bürgerinnen und Bürger durch Gunter Häckner, Vorstandsvorsitzender der „BürgerEnergiegenossenschaft Haßberge eG“, Informationen aus erster Hand zu den Chancen und Risiken.

Für Ralf Merkl von den Stadtwerken Bad Kissingen sind die erneuerbaren Energien eine Chance für den ländlichen Raum: „Wir haben die Flächen und wir sollten diese nutzen, bevor es andere von außerhalb tun.“ Wind und Sonne stehen zeitlich unbegrenzt zur Verfügung und können sich sinnvoll ergänzen, so Merkl.

Die Zukunft führe hin zur dezentralen Erzeugung mit unterschiedlicher Nutzung vom Eigenverbrauch bis zur Netzeinspeisung oder der Erzeugung von Wasserstoff als neuer Energieträger. Neben den Umweltauswirkungen vor Ort mit Flächenverbrauch oder Verspargelung der Landschaft stehe die „Wertschöpfung“, die mit Gewerbesteuereinnahmen, Pacht- und Kapitalerträgen in der Region bleibe.

Kräfte bündeln

Voraussetzung hierfür sei die Bürgerbeteiligung , die einerseits über „Bürgerenergiegenossenschaften“ (BEG) erfolgen kann und andererseits über regionales Investitionskapital, das unter anderem als Nachrangdarlehen von privaten Investoren oder als Kredite durch örtliche Kreditinstitute zur Verfügung gestellt werde.

Als Grundidee des Abends nannte Merkl „Die Kräfte des Landkreises bündeln“ und die Bedeutung dieses Ansatzes machten unter anderem die Anwesenheit von Stefan Richter als Klimaschutzmanager von Münnerstadt sowie weiterer Experten vom Landratsamt oder anderer Kommunen deutlich. Für Richter ist es wichtig, dass man in den Kommunen weiß, an wen man sich wenden soll.

Die Kommunen seien der entscheidende Ort für die Klimawende. Mit Zusammenschlüssen auf vielen Ebenen reagiere die lokale Politik darauf, aber entscheidend sei, „dass die Bürger zusammenarbeiten und dies muss schnell gehen, denn das Zeitfenster ist nur kurz offen bevor Investoren von außerhalb zu greifen“.

Eigene Projekte initiiert

„Früher waren große Fonds die Investoren, heute soll die Wertschöpfung in der Region bleiben“, das war für Gunter Häckner bereits vor zehn Jahren eine Erkenntnis, die zur Gründung der BürgerEnergiegenossenschaft Haßberge eG“ geführt hat. Deren Ziel: Komplette Energieversorgung des Landkreises aus heimischen erneuerbaren Energiequellen. Anfangs erfolgte dies über Beteiligungen an Photovoltaikanlagen bevor man eigene Projekte initiierte.

Hilfreich sei dabei die Gründung der „Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge mbH“ (GUT Haßberge) gewesen, an der der Landkreis und weitere Kommunen beteiligt sind. Diese GmbH trage das Risiko der Investition und die „BEG Haßberge eG“ kümmere sich um Betrieb und Organisation, so Häckner.

Nutzungsplan als Grundlage

Grundlage der Entscheidung sei ein Energienutzungsplan, woraus sich sinnvolle Projekte für den Landkreis ableiten lassen. Die Projekte werden dann bei einem Projektentwicklungsunternehmen in Auftrag gegeben, das sich um alles bis hin zur Finanzierung kümmert. Die fertiggestellte Anlage zur Erzeugung erneuerbarer Energien werde dann zum Beispiel als „Bürgersolarpark GmbH & Co. KG“ übernommen und daran ist unter anderem die BEG Haßberge als Kommanditist beteiligt sowie eine „Bürgerenergie-Verwaltungs-GmbH“, die als Vollhafter in alle eintritt.

Wenn ein solches Projekt geplant ist, dann werden Genossenschaftsanteile zuerst den Einwohnern der betroffenen Region angeboten, bevor „Alt-Genossen“ oder andere Interessierte zum Zuge kommen. „Damit möchten wir den unmittelbar Betroffenen vor Ort die Chance geben, ihr Geld energiewirtschaftlich einzusetzen“, so Häckner.

Mittlerweile habe die BEG Haßberge fast 500 Gesellschafter „und viele Interessierte auf der Warteliste“. Als Genossenschaftsanteil wurde 1000 Euro festgelegt. Das Genossenschaftskapital beträgt aktuell 3,2 Millionen Euro und gemanagt werde die BEG durch einen dreiköpfigen Vorstand, der gegenüber einem vierköpfigen Aufsichtsrat und einer Mitgliederversammlung verantwortlich ist. Jedes Mitglied habe eine Stimme, unabhängig von der Höhe der Anteile.

Angemessener Ertrag

Nachfragen bezogen sich auf die Übertragbarkeit der Anteile, auf die Risiken einer Beteiligung oder auf die Verzinsung der Genossenschaftsanteile, wobei letzteres nicht den maximalen Profit, sondern einen angemessenen Ertrag widerspiegeln solle.

In Richtung der kommunalen Politik wurde der Wunsch nach konkreten Möglichkeiten zu den erneuerbaren Energien geäußert. Dieser Wunsch wurde durch Häckner bestärkt, denn bei PV-Freiflächenanlagen hätten die Kommunen die Planungshoheit, wogegen bei der Windkraft durch den Wegfall der 10-H-Regelung der Regionalplan mit auszuweisenden Windenergieflächen als Vorrang- oder Vorbehaltsgebiete zähle und dadurch die Kommunen geringen Einfluss haben.

Es braucht engagierte Bürger

Für Häckner ist es eine Win-Win-Situation, denn die Kommunen sind auf dem Weg und die BEG sollen das dafür notwendige Kapital einsammeln. „Was es braucht, sind engagierte Bürger, die die Initiative ergreifen“ – und weil man das Rad nicht neu erfinden müsse, bot Häckner seine fachliche Unterstützung an. Für Merkl sollte man „die Kräfte vor Ort bündeln“.

Von Seiten der Stadtwerke sieht er die Möglichkeit, eine Webseite als zentrale Plattform für Informationen rund um „Bürgerenergiegesellschaften“ einzurichten und damit das Vernetzen von interessierten Personen aus der Region zu erleichtern. Darüber hinaus könne die Stadtwerke Bad Kissingen bei der Entwicklung von Projekten zu erneuerbaren Energien in der Region durch ihr Knowhow unterstützen.

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Foto: Klaus Werner | Knapp 30 Interessierte sind zu dem Informationsabend über Bürger-Energiegenossenschaften der Stadtwerke Bad Kissingen gekommen.
 
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